Beiersdorf investiert in ein Innovationszentrum in Hamburg

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Der Hautpflegekonzern Beiersdorf baut an seinem Stammsitz in Hamburg ein Innovationszentrum. „Das ist unser Bekenntnis zur Zukunft“, sagte Beiersdorf-Vorstandschef Vincent Warnery anlässlich der Grundsteinlegung: „Hier schaffen wir Raum für Entwicklung, Kreativität und Austausch. Wir wollen Vordenker und Talente aus aller Welt anziehen, um gemeinsam die Zukunft der Hautpflege zu gestalten.“ Mit der Investition stärke der Konzern seine Wettbewerbsfähigkeit auf dem globalen Hautpflegemarkt. Das fast 140 Jahre alte Unternehmen ist vor allem durch seine Marke Nivea bekannt und global aktiv. Im vergangenen Jahr erreichte Beiersdorf einen Umsatz von fast zehn Milliarden Euro, den allergrößten Teil davon im Hautpflege-Geschäft, auf das sich das Innovationszentrum fokussiert.

Vor allem um Bahnbrechendes soll es in diesem Zentrum gehen, wie Stefan Kaufmann im Gespräch mit der F.A.Z. betonte. Er ist als langjähriger Innovationsmanager für die inhaltliche Konzeption des Zentrums verantwortlich. Solche transformativen Innovationen seien meist hochkomplex, weshalb der Fortschritt sehr vom Zusammenspiel verschiedener Ebenen abhängig sei: „Hier bringen wir Experten aus den unterschiedlichsten Disziplinen an einen Ort, wo man sehr schnell neue Technologien austesten und neue Versuche ohne großen Vorlauf machen kann“, erklärte Kaufmann. Zentrale Elemente dabei sind Künstliche Intelligenz, datengestützte Hautanalysen und digitalisierte Prozesse, die helfen, Ergebnisse besser vorherzusagen.

Welche großen Neuheiten aus dem Innovationszentrum kommen könnten, bleibt vorläufig noch unklar, denn es wird erst im Jahr 2028 in Betrieb gehen. Die ersten Produkte, die von dieser Einrichtung profitieren, werden also voraussichtlich erst in den 2030er Jahren auf den Markt kommen.

Die nächste Innovation kommt nicht in der klassischen Cremedose

Den nächsten großen, transformatorischen Schritt aus dem Beiersdorf-Konzern dagegen wird man als Verbraucher schon im nächsten Jahr sehen, wenn erste Produkte aus der Kooperation mit S-Biomedic auf den Markt kommen. Das belgische Unternehmen, das Beiersdorf nach dem Einstieg 2018 fast komplett übernommen hat, ist Vorreiter in der Forschung zum Mikrobiom der Haut und hat auf seiner Homepage ein probiotisches Mittel für die Reduzierung von Akne angekündigt. Das wird kein Produkt in einer klassischen Cremedose sein – weshalb allein die Darreichungsform umfangreiche Entwicklungsarbeit benötigt.

Grundsätzlich basieren Hautpflegeprodukte immer häufiger auf biotechnologischen Verfahren. Auch natürliche Zutaten kommen als Ersatz für erdölbasierte Bestandteile zunehmend zum Einsatz. Weil solche Neuerungen die Eigenschaften der Cremes vielfältig beeinflussen, sind neue Produktionsprozesse nötig. Auch Verpackungen müssen im Zuge der Dekarbonisierung vielfach neu konzipiert werden, was wiederum den Abfüllprozess beeinflusst. Insofern setzt Beiersdorf auf Synergien durch das Zusammenspiel der verschiedensten Kompetenzen. Explizit ist das Innovationszentrum auch als Ort der Kooperation mit externen Partnern geplant.

Innovation ist für Nivea & Co. ein wichtiger Treiber: am Beiersdorf-Stammsitz in Hamburg wurde am 20.6.2025 der Grundstein für ein Innovationszentrum gelegt.
Innovation ist für Nivea & Co. ein wichtiger Treiber: am Beiersdorf-Stammsitz in Hamburg wurde am 20.6.2025 der Grundstein für ein Innovationszentrum gelegt.Beiersdorf

Das Zusammenspiel mit Wirtschaft und Wissenschaft sei ein wichtiger Wettbewerbsvorteil, lobte Melanie Leonhard, Hamburgs Wirtschaftssenatorin anlässlich der Grundsteinlegung: „Beiersdorf stärkt damit weiter das ausgeprägte Life-Science-Profil in Hamburg.“

Das Innovationszentrum, das mit 139 Millionen Euro kalkuliert ist, reiht sich ein in eine Reihe von Investitionen, die der von der Familie Herz dominierte, börsennotierte Konzern in Deutschland tätigt. Vor zwei Jahren wurde am Hamburger Stammsitz ein neuer Campus für rund 1000 Mitarbeiter eröffnet, für den Beiersdorf 250 Millionen Euro investiert hat. In Leipzig wurden 300 Millionen Euro in ein Werk investiert, in dem seit knapp zwei Jahren Deodorants, Haarspray und Rasierschäume hergestellt werden. Ebenfalls in Leipzig wird gerade ein Logistikzentrum gebaut, in das bis zum Jahr 2027 rund 200 Millionen Euro investiert werden sollen.