Dutzende Kampfjets und Tankflugzeuge, mehrere Tarnkappenbomber, massive bunkerbrechende Bomben und von einem U-Boot aus abgefeuerte Marschflugkörper: Der komplexe US-Angriff auf drei iranische Atomanlagen war nach Militärangaben „monatelang“ vorbereitet worden. Bei dem „Mitternachtshammer“ genannten Einsatz ging es den USA vor allem um die Zerstörung der tief unter der Erde liegenden Atomanlage Fordo. Nur das US-Militär verfügt über die besondere Munition, um die Anlage effektiv anzugreifen: die Bombe vom Typ GBU-57.
Das Kürzel klingt unspektakulär, doch die Zerstörungskraft des massiven Bunkerbrechers ist gewaltig. Der mit einem GPS-System präzisionsgelenkte Bunkerbrecher ist rund sechs Meter lang und 13,6 Tonnen schwer. Aufgrund ihrer Dimensionen und des hohen Gewichts kann die Bombe nur von Tarnkappenbombern des Typs B-2 abgeworfen werden, über die ebenfalls nur das US-Militär verfügt.
Insgesamt 14 dieser Mega-Bomben wurden bei dem Einsatz von sieben Tarnkappenbombern abgeworfen, die meisten davon auf die besonders tiefe Anlage Fordo. Doch auch gegen unterirdische Einrichtungen in der Atomanlage Natans, die die Israelis in ihrem seit rund zehn Tagen währenden Krieg bereits angegriffen hatten, kamen die massiven Bunkerbrecher nach US-Angaben zum Einsatz.
GBU-57 rammt sich vor Zündung tief unter die Erde
US-Präsident Donald Trump erklärte nach dem Angriff, „kein anderes Militär weltweit hätte das machen können“. Irans entscheidende Anlagen zur Uran-Anreicherung seien komplett zerstört worden, so Trump.
Die Bombe wurde vom Hersteller Boeing im Auftrag des US-Militärs speziell für tief unter Felsgestein, dicken Erdschichten oder Beton liegende Ziele entwickelt. Mit der Wucht ihres eigenen Gewichts, beschleunigt durch einen Abwurf aus großer Höhe, rammt sich die tonnenschwere Bombe mit einer besonders gehärteten Spitze den Weg für ihre Sprengstoffladung frei. Die Detonation erfolgt dann erst in der Tiefe.

„Die Ummantelung des Sprengkopfs ist aus einer speziellen Hochleistungs-Stahllegierung hergestellt, und das Design ermöglicht eine große Sprengladung unter Beibehaltung der Integrität der Bombe während des Einschlags“, heißt es in einem erklärenden Dokument des US-Militärs zur Funktionsweise.
Das Bombardement dauerte nur 25 Minuten
Die Angriffe in Iran waren der erste Kampfeinsatz der Bombe in der US-Geschichte. Zuvor war sie lediglich in einem Versuchsgebiet der US-Luftwaffe im dünn besiedelten südwestlichen Bundesstaat New Mexico zu Testzwecken mehrfach abgeworfen worden. Generalstabschef Dan Caine sagte, das Bombardement in der Nacht zum Sonntag sei nach rund 25 Minuten abgeschlossen gewesen.
Caine sagte weiter, der erste B-2-Bomber habe in Fordo zwei GBU-57 „auf den ersten von mehreren Zielpunkten“ abgeworfen. Eine Satellitenaufnahme des Geländes in Fordo zeigte nach dem US-Angriff mehrere Löcher, die vermutlich den Einschlaglöchern der Bomben entsprachen, wo diese in den Boden gerammt waren. Zur Explosion dürfte es dann erst tief unter der Erde gekommen sein, weswegen mutmaßlich oberirdisch kein großer Krater zu sehen war. Die Zahl der erkennbaren Löcher legt nahe, dass jeweils zwei Bomben an der gleichen Stelle abgeworfen wurden, um besonders tief in den Berg vorzudringen.
Bericht: Mehrere Abwürfe pro Angriffsstelle
Der „New York Times“ zufolge kann sich die GBU-57 rund 60 Meter tief in den Untergrund bohren, um dort ihre bis zu 2,3 Tonnen schwere Sprengstoffladung zu zünden. Weil die Atomanlage Fordo tief unter der Erdoberfläche liege, sei das US-Militär zu dem Schluss gekommen, dass mehrere, jeweils an der gleichen Stelle einschlagende Bomben nötig wären, um den schwer gesicherten Komplex zu zerstören. Die Zeitung zitierte Schätzungen, wonach sich die Anlage in der Nähe der Stadt Ghom womöglich 80 bis 110 Meter unter der Oberfläche befinden soll. Wie tief sie tatsächlich liegt, ist unklar.
Die GBU-57-Bombe gehört zu einer Art der Bunkerbrecher, die auch unter dem amerikanischen Kürzel MOP bekannt ist („Massive Ordnance Penetrator“; auf Deutsch etwa „schwere durchdringende Bombe“).
Die Expertin Heather Williams vom Zentrum für Strategische und Internationale Studien (CSIS) hatte vor dem Angriff gewarnt, dass auch ein Einsatz der GBU-57 gegen Fordo mit „zahlreichen Risiken“ verbunden sei. „Es könnte sein, dass die Bombe daran scheitert, die Anlage komplett zu zerstören.“ Zudem müsse die US-Regierung das Risiko einkalkulieren, dass Iran als Vergeltung US-Stützpunkte in der Region angreifen könnte.
Einsatz mit Hilfe von Tankflugzeugen
Die zum Abwurf der GBU-57 benötigten Tarnkappenbomber mit einer Reichweite von bis zu 9600 Kilometern sind regulär ausschließlich auf dem Luftwaffenstützpunkt Whiteman im US-Bundesstaat Missouri stationiert, also rund 11.000 Kilometer Luftlinie von Fordo entfernt. Medienberichten zufolge verfügt die Luftwaffe über rund 20 dieser milliardenteuren Jets. Auch die GBU-57 gibt es Berichten zufolge nur in geringer Stückzahl. 20 Stück hatte die Luftwaffe nach Angaben aus dem Jahr 2015 bestellt.
Bei einem Einsatz über größere Distanzen müssen die Bomber in der Luft betankt werden. Dass das kein Hinderungsgrund ist, zeigte schon ein früherer, von der US-Luftwaffe bestätigter B-2-Einsatz in Afghanistan, das noch etwas weiter von Whiteman entfernt liegt als Iran. Dem US-Militär zufolge waren Dutzende Tankflugzeuge an dem komplexen Angriff beteiligt. Sie dürften auch die zahlreichen Kampfflugzeuge in der Luft betankt haben, die die Bomber in den iranischen Luftraum eskortierten.
Trump ermahnte die Führung in Teheran nach dem Angriff auf Truth Social, keine Vergeltungsschläge gegen US-Ziele durchzuführen: „Jegliche Vergeltung Irans gegen die Vereinigten Staaten von Amerika wird mit einer viel größeren Wucht beantwortet werden, als sie heute Abend zu beobachten war.“