Kreatin könnte als Nahrungsergänzungsmittel nicht nur Muskeln, sondern auch das Gedächtnis stärken – insbesondere bei Alzheimer-Betroffenen.
In der Sportszene ist Kreatin seit Jahrzehnten bekannt, sowohl bei Freizeit- als auch Profisportlern. Athleten nehmen das Nahrungsergänzungsmittel ein, um auf natürliche Weise mehr Leistung aus ihren Muskeln zu holen. Nun zeigt eine neue Studie aus den USA: Möglicherweise hilft Kreatin auch dem Gehirn – und zwar gegen die Symptome von Alzheimer. Die Ergebnisse wurden kürzlich im Fachmagazin “Alzheimer’s & Dementia” veröffentlicht.
In der Vergangenheit gab es bereits Hinweise, dass Kreatin einen positiven Einfluss auf den Stoffwechsel des Gehirns haben könnte. Nun hat ein Forschungsteam der Universität Kansas erstmals in einer kleinen Studie untersucht, ob Kreatin auch Menschen mit einer Alzheimer-Demenz helfen kann.
Die Ergebnisse dieser Pilotstudie sind vielversprechend: Nach acht Wochen täglicher Einnahme von 20 Gramm Kreatin (Kreatinmonohydrat) verbesserte sich bei den 19 Alzheimer-Patienten zwischen 60 und 90 Jahren die sogenannte Arbeitsgedächtnisleistung und ihre Fähigkeit zur Konzentration.
“Diese vorläufigen Ergebnisse deuten darauf hin, dass hier gute Dinge geschehen und Kreatin einen Nutzen hat”, erklärt Studienleiter Dr. Matthew Taylor in einer Pressemitteilung der Universität. Er ist Assistenzprofessor für Diätetik und Ernährung an der Universität Kansas. Die Forschenden betonen jedoch, dass es sich um eine erste kleine Studie ohne Kontrollgruppe handelt. Weitere, größere Studien müssen daher folgen, um den Effekt zu bestätigen.
Aber wie genau wirkt sich Kreatin im Gehirn von Alzheimer-Patienten aus? Die Forschenden der Universität Kansas führen die Wirkung von Kreatin darauf zurück, dass es Zellen besonders gut mit Energie versorgen kann. Bei Alzheimer funktioniert genau das nicht mehr richtig: Die Energieproduktion und -nutzung des Gehirns ist gestört. Kreatin könnte also dabei helfen, die Energie in den Gehirnzellen dort bereitzustellen, wo sie benötigt wird, und auf diese Weise Gedächtnis und Denkprozesse verbessern, so die Experten.
Die Forschenden wollten daher prüfen, ob eine hohe Dosis Kreatin helfen kann, diesen Energiemangel auszugleichen – mit Erfolg. Bei den Probanden stiegen die Kreatinwerte im Gehirn im Schnitt um elf Prozent. “Das ist ein signifikanter Anstieg”, sagt Taylor. In früheren Studien zeigte sich zwar schon, dass Kreatin das Gehirn erreicht – bei Alzheimer-Patienten wurde das bisher aber noch nie nachgewiesen.
Zur Messung der kognitiven Leistung setzten die Forschenden standardisierte Tests ein. Dabei stellten sie fest, dass sich die Fähigkeit der Teilnehmenden, Informationen kurzfristig zu speichern, verbesserte. Auch die sogenannte Exekutivfunktion, also die Fähigkeit, sich zu konzentrieren und Ablenkungen auszublenden, profitierte leicht. Die Verbesserungen fielen moderat aus, könnten aber Hinweise auf einen positiven Effekt liefern.
Die Studie ist nur ein erster Schritt. Sie war klein, nicht placebokontrolliert und dauerte nur acht Wochen. Ob Kreatin wirklich hilft, Alzheimer zu verlangsamen oder Symptome zu lindern, müssen künftige Studien zeigen. Trotzdem macht das Ergebnis Hoffnung: Denn Kreatin ist günstig, leicht erhältlich und im Allgemeinen gut verträglich.
Wichtig: Trotz der vielversprechenden Ergebnisse ist Kreatin kein Wundermittel. Allgemein sollten Nahrungsergänzungsmittel einen gesunden Lebensstil nicht ersetzen und nur nach ärztlicher Rücksprache eingenommen werden.