Britische Regierung will Strompreis senken

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Die britische Labour-Regierung hat ihre schon länger erwartete Industriestrategie veröffentlich, die auf zehn Jahre ausgelegt ist und Zukunftsindustrien im Vereinigten Königreich sichern soll. Einer der zentralen Punkte der Strategie ist, die hohen Kosten für Elektrizität für energieintensive Unternehmen zu senken, allerdings wohl erst in zwei Jahren.

Premierminister Keir Starmer schrieb am Montag zur Veröffentlichung, dass sich frühere Regierungen vor einer Industriestrategie gedrückt hätten. „Wir hatten einen Staat, der sich paradoxerweise sowohl zurückhält als auch zu sehr einmischt.“ Einerseits helfe der Staat in Großbritannien Industrien zu wenig, andererseits sei das Land überreguliert.

Acht Schlüsselbranchen will die Regierung nun stärken, darunter Biowissenschaften, hochentwickelte Industrieproduktion, digitale Technologie, Verteidigung, saubere Energie, Finanzen, berufliche Dienstleistungen und die Kreativwirtschaft. Zu hohe Strompreise sind eine der Hauptsorgen der Industrie. Darüber klagten auch die chinesischen Eigentümer von British Steel, die deshalb vor Kurzem das Stahlwerk Scunthorpe schließen wollten, bevor der Staat faktisch die Kontrolle über das Werk übernahm.

Strompreis soll um ein Viertel sinken

Die Industriestrategie umfasst Ankündigungen, um vom Jahr 2027 an den Strompreis für mehrere tausend energieintensive Unternehmen um geschätzt etwa ein Viertel zu senken. Der Strompreis könnte damit um bis zu 40 Pfund (48 Euro) je Megawattstunde gedrückt werden. Bis zu 7000 Unternehmen sollen unter anderem von verschiedenen Gebühren für den „grünen“ Umbau des Stromnetzes befreit werden, etwa die Erneuerbare-Pflichtquote, den Einspeisetarif und die Kosten für den Kapazitätsmarkt, heißt es aus der Regierung.

Für etwa 500 besonders energieintensive Unternehmen, darunter Stahl-, Chemie- und Glaswerke, soll auch das Netzentgelt gekürzt werden. Die Details, welche Unternehmen teilnahmeberechtigt sind und von welchen Stromkosten sie teils befreit werden, sollen nach einer zweijährigen Konsultation beschlossen werden.

Nach Angaben der Regierung bezahlten energieintensive Unternehmen in Britannien im vergangenen Jahr etwa einen doppelt so hohen Strompreis wie im europäischen Durchschnitt. Während der Gas-Preis wettbewerbsfähig sei, koste Strom weit mehr als in Nordamerika oder auch in den meisten EU-Ländern.

Erfreute Reaktionen aus der Industrie

Aus der Industrie gab es erfreute Reaktionen auf die Ankündigungen zur Strompreisreduzierung für Großabnehmer. „So eine Strategie ist die Basis, damit die britische Autobranche ihre globale Wettbewerbsfähigkeit wiedererlangen kann“, schrieb der Chef des Autoindustrieverbands SMMT, Mike Hawes. Die oberste Priorität müsse dabei sein, die hohen britischen Energiekosten zu adressieren, damit die Unternehmen wieder investieren.

Die oppositionellen Konservativen machen für die hohen Energiekosten auch die ambitionierten Pläne von Labour zur CO2-Reduktion und Klimaneutralität (Net Zero) verantwortlich. Der Tory-Schattenenergieminister Andrew Bowie forderte, ein „ernsthafter Ansatz“ müsse die Wurzel der Probleme der hohen Energiepreise anpacken. Es sei erstaunlich, dass Labour „endlich zugibt, dass die Kosten von Net Zero so hoch sind, dass sie jetzt Milliarden Pfund Steuerzahlergeld ausgeben, um Unternehmen zu subventionieren, damit sie nicht pleitegehen“, sagte Bowie der BBC.

Zu den weiteren Punkten der Industriestrategie der Starmer-Regierung gehören unter anderem neue „Abkommen für freien und fairen Handel“, mehr Ausgaben für die Verteidigung und zur Sicherung von Lieferketten, bessere Finanzierungsmöglichkeiten für Unternehmen durch die Förderbank British Business Bank und der Ausbau des Staatsfonds National Wealth Fund, den die Labour-Regierung gegründet hat und der vor allem für den „grünen“ Umbau der britischen Industrie und Wirtschaft tätig sein soll.