24 Stunden am Nürburgring: Himmlisch, die grüne Hölle

7

Dass die Formel 1 von einer ausverkauften Rennstrecke zur nächsten fährt, ist ein schöner Beweis für die ungebrochene, ja geradewegs zunehmende Begeisterung für packende Duelle Rad an Rad. Wer wahren Volksfestcharakter leben möchte, der wird aber womöglich nicht nach Monaco, Baku oder Abu Dhabi reisen, obgleich die Formel 1 zurecht als Königsklasse des Motorsports tituliert wird. Richtig gefeiert auf und neben der Strecke wird aber während eines jener 24-Stunden-Rennen, wie es am kommenden Wochenende in Spa-Francorchamps stattfinden wird.

Oder gerade am Nürburgring stattgefunden hat. Die Nähe der Fans zu den Akteuren ist wesentlich ausgeprägter als in der von hermetischen Sicherheitsvorkehrungen geprägten Formel 1. In der Einführungsrunde standen die Fans zu tausenden auf der Strecke und bildeten ein Spalier für die Autos in ihrer Aufwärmphase. Der Nürburgring ist dabei immer etwas Besonderes, Unberechenbares. Mal ist es eiskalt, oft neblig, mal regnet es, diesen Sonntag herrschte Sommerhitze. Wo alle dachten, sie könne außer den üblichen Herausforderungen – Übermüdung, Platten, technische Defekte, heikle Überholmanöver, Einschlag in die Leitplanke – diesmal nichts stoppen, legte ein Stromausfall mehr als zwei Stunden das Rennen lahm.

Das Rennen, das bedeutet: Rund 140 Autos, 500 Fahrer, 280.000 Zuschauer, Party und Spannung 24 Stunden lang. Dass es während dieser langen Zeit niemand gemütlich angehen lassen kann, zeigte sich bei der Zieldurchfahrt, wo der siegreiche BMW und der zweitplatzierte Porsche nur um Sekunden auseinanderlagen. Zahllose Überholmanöver, diverse Unfälle, ein auf das Dach geschleuderter Rennwagen, Zeitstrafen und Aufholjagden prägten das Rennen, Freude und Enttäuschung lagen dicht beieinander. Fahrer und Maschinen zeigen Höchstleistung, und die grüne Hölle hat sowieso ihr eigenes Gesicht. Wer wollte widersprechen, dass dies die spannendste Rennstrecke der Welt ist? Nitro sendete die gesamte Zeit durch, wer nicht vor Ort war, konnte am Fernseher mitfiebern.

Gewonnen haben alle, die durchs Ziel gefahren sind. Auf dem offiziellen Tableau ganz oben steht der von Rowe Racing eingesetzte BMW M4 GT3 EVO mit der Startnummer 98 vor zwei Porsche 911. Und die Vorfreude auf das nächste Mal.