„Die deutsche Wirtschaft schöpft langsam Zuversicht“

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Die Geschäfte entwickeln sich weiter verhalten, doch die deutsche Wirtschaft blickt zunehmend weniger pessimistisch auf die künftige Entwicklung. Der Geschäftsklimaindex des Ifo-Instituts in München stieg im Juni von 87,5 auf 88,4 Punkte. Seit Jahresbeginn hat das Geschäftsklima in den Unternehmen sich damit stetig verbessert. „Die deutsche Wirtschaft schöpft langsam Zuversicht“, kommentierte Ifo-Präsident Clemens Fuest die Ergebnisse der Umfrage unter rund 9000 Unternehmen.

Wie schon in den vergangenen Monaten spiegelt das verbesserte Geschäftsklima vor allem eine größere Zuversicht mit Blick auf die Zukunft. Der entsprechende Teilindikator legte von 89 auf 90,7 Punkte zu. Dagegen bewerteten die Unternehmen die aktuelle Wirtschaftslage mit 86,2 Punkten nahezu unverändert. Unter den Unternehmen herrsche das „Prinzip Hoffnung“, heißt es aus dem Ifo-Institut.

Niedrigere Zinse und expansivere Finanzpolitik

Volkswirte bewerten die aufgehellte Stimmung unter den deutschen Unternehmen sehr unterschiedlich. Das Ifo-Institut betont, dass die Umfragewerte sich – verglichen mit früheren Perioden der wirtschaftlichen Erholung – in den vergangenen sechs Monaten nur sehr langsam verbessert haben. Obwohl die Erwartungen der Unternehmen sich verbessert hätten, lägen sie immer noch im negativen Bereich, betonte Klaus Wohlrabe, der Chef der Ifo-Konjunkturumfragen. Im Saldo der positiven und negativen Antworten ist die Gesamtheit der Unternehmen nachher Umfrage immer noch negativ oder pessimistisch gestimmt.

Ökonomen aus Finanzhäusern sehen in der aufgehellten Stimmung dagegen ein starkes Indiz, dass die Erholung kommt. „Der sechste Anstieg in Folge beim Ifo-Geschäftsklima ist ein klares Signal, dass das Konjunkturtief hinter uns liegt“, kommentierte der Chefarzt der Commerzbank, Jörg Krämer.

Seiner Einschätzung nach fachen das deutsche Fiskalpaket und die niedrigeren Zinsen der Europäischen Zentralbank die Konjunktur an. Konjunkturforscher erwarten zunehmend, dass die Wirtschaft in diesem Jahr minimal und im kommenden Jahr deutlich beschleunigt zulegen könne.

Im verarbeitenden Gewerbe erholte das Geschäftsklima sich im Juni nur minimal, während die Stimmung unter den Dienstleistern sich merklich verbesserte. Die jüngsten Entwicklungen in Nahost mit dem Krieg zwischen Israel und Iran sind die Umfrage nur zu einem kleinen Teil eingegangen. Die meisten Antworten in der Ifo-Umfrage wurden vor dem Angriff Israels am 13. Juni abgegeben.

Die rund 20 Prozent der Antworten, die nach dem israelischen Angriff eingingen, hätten auf die Industrie dämpfend gewirkt, aber das Gesamtbild nicht groß verändert, sagte Wohlrabe. „Wenn es keine weitere Eskalation im Nahen Osten gibt, wird die Unsicherheit für die deutsche Wirtschaft weiter sinken“, sagte der Ifo-Experte mit Blick auf eine von US-Präsident Donald Trump angekündigte Waffenruhe zwischen Israel und dem Iran.