Israel kündigt Härte gegen Iran bei Verstoß gegen Waffenruhe an

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„Teheran wird erbeben“, kündigte Israels Finanz- und Siedlungsminister Bezalel Smotrich am Dienstagvormittag an – wenige Minuten nachdem eine weitere Raketensalve aus Iran vermeldet worden war. Zwei Raketen waren laut Angaben der Armee auf Israel abgefeuert worden, in Haifa und der Umgebung wurde Alarm ausgelöst. Berichte über Einschläge gab es vorerst nicht, die Raketen wurden offenbar abgefangen.

Iranischen Medien zufolge bestreitet das Regime, nach Inkrafttreten der Waffenruhe Raketen auf Israel abgefeuert zu haben. Der iranische Sicherheitsrat bestätigte die Waffenruhe in einem Statement. Man halte aber „den Finger am Abzug“.

Welche Version auch stimmen mag, die Folgen einer solchen Salve wären kaum zu unterschätzen. Denn damit hätte Iran die Waffenruhe verletzt, die erst dreieinhalb Stunden zuvor in Kraft getreten war. Von sieben Uhr Ortszeit an würden keine Angriffe auf Israel mehr erfolgen, hatte der amerikanische Präsident Donald Trump in der Nacht verkündet. Zwölf Stunden später sollte dann auch Israel seine Militäraktionen einstellen. Beide Seiten würden noch „letzte laufende Missionen“ beenden, hatte Trump auf seiner Seite Truth Social geschrieben.

Iran hatte die letzten beiden Stunden vor dem Inkrafttreten der von Trump verkündeten Waffenruhe genutzt, um noch einmal mehrere Raketensalven abzufeuern. Von fünf Uhr morgens an wurde in Israel mehrmals Alarm ausgelöst. Auf eine Angriffswelle folgte die nächste, zwei Stunden lang. Mindestens vier Raketensalven wurden bis kurz vor sieben Uhr aus Iran abgefeuert, mit laut Armeeangaben insgesamt etwa zwanzig ballistischen Raketen.

Trump sprach schon von Zwölftagekrieg

Eine Rakete schlug in ein Wohnhaus in der Stadt Beersheba im Süden des Landes ein. Laut Angaben der Polizei war es ein direkter Treffer auf einen Schutzraum in dem Haus. Mindestens fünf Menschen kamen dabei ums Leben. Es gab mindestens 26 Verwundete.

Bis zu dem neuesten mutmaßlichen iranischen Angriff schien es, als könnte dieser tragische Vorfall auf israelischer Seite das letzte Kapitel des Waffengangs gewesen sein, der Trumps Vorstellungen zufolge „Zwölftagekrieg“ heißen soll. Der US-Präsident hatte Medienberichten zufolge am Montagabend mit Israels Regierungschef Benjamin Netanjahu telefoniert und dessen Zustimmung zu einem Waffenstillstand mit Iran eingeholt. Anschließend nahm Qatars Ministerpräsident, Muhammad Bin Abdulrahman al-Thani, Kontakt zur iranischen Führung auf. Schon zuvor hatte es in Medienberichten geheißen, dass Israel den Krieg gerne bald beenden würde.

Netanjahu: Israel hat Kriegsziele erreicht

Während ranghohe Vertreter Irans schon in der Nacht die Einigung bestätigten, kam aus Jerusalem lange Zeit keine offizielle Verlautbarung. Erst am Dienstagmorgen teilte Netanjahus Büro mit, dass Israel dem amerikanischen Vorschlag zugestimmt habe. Israel habe seine Kriegsziele in Iran erreicht, heißt es darin: die „doppelte unmittelbare existenzielle Bedrohung“ durch Irans Atomprogramm und durch seine ballistischen Raketen zu beseitigen. Angesichts dessen „hat Israel dem Vorschlag des Präsidenten für einen bilateralen Waffenstillstand zugestimmt“. Allerdings werde Israel „auf jeden Verstoß gegen den Waffenstillstand mit aller Härte reagieren“, heißt es weiter.

Verteidigungsminister Israel Katz kündigte an, die Armee werde auf die neusten Angriffe entschlossen reagieren: „mit intensiven Angriffen auf Ziele des Regimes im Herzen Teherans“. Im Einklang damit teilte Generalstabschef Eyal Zamir mit, dass es eine „kraftvolle“ Antwort geben werde. Dies forderten auch zahlreiche Politiker und Regierungsvertreter.

Kurz zuvor hatte die Regierung noch verkündet, sie habe im Krieg gegen Iran alle Ziele „und noch viel mehr“ erreicht. Die israelische Luftwaffe habe vollständige Kontrolle über den Luftraum über Teheran erreicht, der militärischen Führung Irans schweren Schaden zugefügt und „Dutzende wichtige Ziele der iranischen Regierung zerstört“.

In der Nacht zum Dienstag hatte die Luftwaffe weitere Angriffe geflogen und laut eigenen Angaben Dutzende militärische Ziele getroffen. Nachdem die Waffenruhe schon nach kurzer Zeit zusammengebrochen zu sein scheint, dürften dies nicht die letzten Angriffe gewesen sein.