Im Hamburger Hafen brennt es lichterloh: Das war das Signal, das in der vorigen Woche von der Pflichtmitteilung der HHLA AG ausging, jener Gesellschaft, die drei der vier Hamburger Container-Terminals betreibt und zudem einen Großteil der historischen Speicherstadt-Immobilien ihr eigen nennt. Jetzt, wenige Tage vor der Hauptversammlung, wird in einer weiteren Pflichtmitteilung mitgeteilt, dass die Vorstandsvorsitzende Angela Titzrath das Unternehmen verlässt, spätestens zum Jahresende. Die Nachfolgesuche für den Vorstandsvorsitz sei bereits eingeleitet.
Man habe sich im besten gegenseitigen Einvernehmen auf den Führungswechsel geeinigt, heißt es in der HHLA -Mitteilung. Solche Formulierungen sind normalerweise Gegenstand von Verhandlungen. Fakt ist, dass Angela Titzrath mit einer Abfindung in Millionenhöhe rechnen kann. Bis zu zwei Jahresgehälter sind für solche Fälle für das Beteiligungsunternehmen der Stadt Hamburg vorgesehen. Außerdem dürfte sie bis zum Ende ihrer Vertragslaufzeit im Jahr 2029 ihr reguläres Gehalt bekommen.
So viel verdient die Hamburger Hafen-Chefin
Im Vergütungsbericht ist auch zu lesen, dass ab dem vollendeten 62. Lebensjahr ein Ruhegehalt bezahlt werde, dessen Höhe von der Dienstzeit abhängig sei. Die aktuell 59 Jahre alte Titzrath, die zuvor Führungspositionen bei Daimler und der DHL innehatte, war neun Jahre lang Vorstandschefin der HHLA. Für das vergangene Jahr wird ihre Ziel-Gesamtvergütung mit rund 945.000 Euro angegeben.
Spekulationen über eine mäßige Wertschätzung für die HHLA-Chefin gibt es schon länger. Als die Stadt Hamburg im Herbst 2023 den Einstieg der schweizerischen Reederei MSC als Großaktionärin bei der HHLA AG eingefädelt hatte, wurde die Vorstandsvorsitzende erst unmittelbar vor der öffentlichen Bekanntgabe der Pläne informiert.
Wie tief das Zerwürfnis zwischen der HHLA-Führung und den Eigentümern ist, wurde dann vorige Woche durch eine Pflichtmitteilung klar, die einen ungewöhnlichen, wahrscheinlich sogar einmaligen Vorgang beschrieb – nämlich, dass der Hauptaktionär einen Gegenantrag zur Hauptversammlung gestellt habe. In diesem Fall geht es um die Port of Hamburg Beteiligungsgesellschaft SE, die 90,4 Prozent der HHLA-Anteile hält und in der die Stadt Hamburg und die MSC ihre Anteile gebündelt haben. Die Dividende solle nicht wie von Vorstand und Aufsichtsrat vorgeschlagen auf 16 Cent je Aktie verdoppelt werden, sondern nur auf 10 Cent steigen, lautet Vorschlag, der angesichts der Dominanz in der Hauptversammlung am 3. Juli realisiert werden wird.
Diese Eskalation rief sofort den Dachverband Kritische Aktionäre auf den Plan, der seinerseits Gegenanträge formulierte. So außergewöhnlich sei der Vorgang, dass „Befürchtungen für die Zukunft der HHLA aufkommen“, heißt es dort. Der neue Miteigentümer MSC müsse als Familienunternehmen geringere Anforderungen an die Transparenz erfüllen. „ESG-Kriterien wie Verantwortung für Umwelt, Arbeitsbedingungen und gute Unternehmensführung spielen bei MSC keine Rolle“, warnt der Verband. Vorstandschefin Angela Titzrath hätte sich stärker gegen eine solch starke Beteiligung einsetzen müssen. Die Geschicke des Hamburger Hafens würden in Zukunft auch von Genf aus gesteuert, wo die Reederei MSC ihren Sitz hat, warnen die Kritischen Aktionäre.
„Mein Ziel war es, die HHLA als Schlüsselakteurin in einem volatilen und geopolitisch sensiblen Umfeld strategisch weiter zu entwickeln“, lässt sich Angela Titzrath in der HHLA-Pressemitteilung zu ihrem Ausscheiden zitieren. Sie blicke auf neun sehr dynamische und ungemein spannende Jahre zurück. Aufsichtsratschef Rüdiger Grube, der wie Titzrath lange Jahre beim Stuttgarter Daimler-Konzern tätig war, dankte der scheidenden HHLA-Chefin für die „hervorragende Arbeit“. Sie habe die Entwicklung der Hamburger Hafen und Logistik AG „mit strategischem Weitblick und persönlichem Engagement entscheidend vorangetrieben“.