Nina, Katwarn, DWD
Unwetter in Deutschland: Darum blieben die Warn-Apps stumm
Aktualisiert am 24.06.2025 – 14:54 UhrLesedauer: 2 Min.

Sturmtief “Ziros” verursachte schwere Schäden in Deutschland. Trotz Orkanböen und Starkregen erhielten die Bürger keine Warnung über ihre Apps. Warum nicht?
Unwetter über Deutschland – Sturmtief “Ziros” forderte ein Todesopfer und verursachte vielerorts große Schäden. In Berlin traf ein umstürzender Baum ein Auto – eine darinsitzende Frau wurde tödlich verletzt. Die Feuerwehr rief den “Ausnahmezustand Wetter” aus und verzeichnete über 500 Einsätze.
Viele Bürger erhielten jedoch keine rechtzeitige Warnung über ihre Smartphones. Obwohl sowohl die Warn-App Nina als auch konkurrierende Systeme wie Katwarn auf Millionen von Geräten installiert sind, blieben die Handys stumm.
Das Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe (BBK) weist darauf hin, dass Wetterwarnungen vom Deutschen Wetterdienst (DWD) automatisch in die Warn-App Nina einfließen. “Diese hat alle Warnmeldungen, die zum genannten Zeitpunkt durch den DWD ausgegeben wurden, korrekt verarbeitet und ausgegeben”, teilte Pressesprecherin Marianne Suntrup t-online auf Anfrage mit.
Für zusätzliche Bevölkerungsschutz-Warnungen seien jedoch die Länder und Kommunen selbst verantwortlich. “Das bedeutet auch, dass die Länder und Kommunen selbst entscheiden, ob, wann und mit welchem Warnkanal sie warnen”, so das BBK. Wenn die Warn-App Nina während des Unwetters nicht zum Einsatz gekommen ist, sei möglicherweise durch die warnenden Stellen keine Warnung ausgelöst worden.
Katwarn funktioniert nach einem ähnlichen Prinzip. Das System wurde vom Fraunhofer-Institut für Offene Kommunikationssysteme Fokus entwickelt und verteilt Warnungen von verschiedenen Einrichtungen nach festgelegten Kriterien. Nutzer können in der App bis zu sieben Standorte für Warnungen auswählen oder sich über die “Schutzengel-Funktion” am aktuellen Standort warnen lassen.
Seit 2019 sind das Katwarn- und das Mowas-System des Bundes gekoppelt, sodass Warnungen zwischen den Apps ausgetauscht und parallel verbreitet werden sollen. Beide Systeme beziehen ihre Unwetterwarnungen vom Deutschen Wetterdienst. Entscheidend ist jedoch die Warnstufe: Die Apps zeigen nur Unwetterwarnungen ab Stufe 3 an. Gestern gab der Deutsche Wetterdienst offenbar nur Warnungen unterhalb der Unwetterschwelle aus.
Daniel Faust von Fraunhofer FOKUS, dem Betreiber des Katwarn-Systems, bestätigte t-online, dass für den Raum Berlin keine solche behördliche Meldung ausgegeben wurde. Allerdings fügt er hinzu: “Unwetterwarnungen des Deutschen Wetterdienstes gestern in Bayern wurden normal verarbeitet.”
Klimatologe Karsten Brandt von Donnerwetter.de kritisierte laut “Bild”: “Das war extrem schlechtes Warnmanagement. Es hätte viel mehr Tote geben können, man hätte unbedingt auf Unwetter rauf gehen müssen.” Tatsächlich wurden in Berlin orkanartige Böen bis 107 Kilometer pro Stunde gemessen – deutlich mehr, als die Wettermodelle vorhergesagt hatten.
Ein DWD-Meteorologe verteidigte das Vorgehen: “Wir haben am Vormittag vor schweren Sturmböen gewarnt. Wir haben die Feuerwehr in einer Videokonferenz auf das Wetterereignis hingewiesen.” Das Problem: “In der Warn-App wird eben oft erst ab Unwetter per Pushmitteilung gewarnt. Alles andere eben nicht.”