Wie uns die Gesundheit der Ozeane beeinflusst

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Stand: 24.06.2025 15:14 Uhr

Ist der Ozean nicht gesund, kann das auch gravierende Folgen für Menschen haben. So können sich Krankheitserreger in den Meeren nicht nur auf unsere Gesundheit auswirken, sondern auch auf die Wirtschaft.

Yasmin Appelhans

In Monaten ohne “R” sollte man bekanntermaßen lieber keine Muscheln essen. Der Grund: Krankheitserreger können sich besonders in den warmen Sommermonaten ausbreiten.

Die Muscheln filtern diese aus dem Wasser und können so beim Verzehr auch uns Menschen krank machen. Werden Muscheln krank, kann das aber nicht nur zu Ansteckungen führen und so die menschliche Gesundheit direkt beeinflussen.

Untrennbar mit dem Ozean verbunden

Lotta Clara Kluger vom Center for Ocean and Society an der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel hat in einer neuen Studie mit anderen Forschenden analysiert, was für Folgen es haben kann, wenn sich bestimmte Krankheitserreger im Meer verbreiten. “Es ging uns darum zu beleuchten, dass viele Sachen erst mal drastisch auf das Ökosystem wirken und insgesamt wichtig sind für die Gesundheit unseres Ozeans und der Welt, dann aber gleichzeitig auch wir als Menschen mit der Natur und mit dem Ozean untrennbar verbunden sind”, so Kluger.

Als Fallbeispiel dienten Austern. Diese werden in vielen Teilen der Welt gefangen und gegessen. Sie sind Lebensmittel und, wie zum Beispiel in Frankreich, auch Kulturgut.

Kranke Austern, finanzieller Schaden

Infizieren sich Austern mit Krankheitserregern, kann das zum Absterben ganzer Riffe führen. Weil Austern, wie andere Muscheln auch, das Wasser filtern und so wichtig für ganze Ökosysteme sind, verlieren dann andere Tiere und Pflanzen ihren Lebensraum im Meer. Für die Menschen bedeute das Absterben von ganzen Ernten weniger einen gesundheitlichen als vor allem einen enormen finanziellen Verlust, so Kluger.

So hängen Ozeangesundheit, menschliche Gesundheit und menschlicher Wohlstand in vielen Bereichen zusammen. Die Gesundheit der Meere kann sich zum Beispiel direkt auf die menschliche Gesundheit auswirken, über Krankheitserreger, oder indem sich im fetten Fisch Schwermetalle anreichern können, die auch die Gesundheit der Menschen beeinträchtigen, die ihn essen.

Diabetes schadet auch Meeresbewohnern

Andersherum kann die menschliche Gesundheit aber auch direkt auf das Meer wirken. Etwa durch Medikamente, die durch das Abwasser ins Meer geleitet werden, erklärt Matthew Gribble. Er leitet das San Francisco Center for Oceans and Human Health an der University of California, San Francisco, und war nicht an der Studie beteiligt.

“Da die menschliche Bevölkerung mit Diabetes zu kämpfen hat, kämpfen auch die Meeresbewohner”, führt Gribble ein Beispiel an. Denn das Diabetesmedikament Metformin ist weit verbreitet und wird gerne zur Behandlung eingesetzt, weil es pharmakologisch sehr stabil ist. Es verbleibt dadurch aber auch sehr lange in der Umwelt. So ist es zu einem wesentlichen Schadstoff im Meer geworden.

Gesunder Ozean, gesunder Mensch

Dabei könnten Menschen durchaus davon profitieren, wenn der Ozean gesund ist, so Matthew Gribble. Denn zum Beispiel sei das Meer für viele Küstenbewohner ein Ort, um Sport zu treiben.

Auch der Psyche tun Besuche am Meer nachweislich gut. Und mehr noch: Laut einer Studie aus dem Jahr 2023 leben in Gemeinden nahe gut verwalteter Meeresschutzgebiete in Honduras und Guatemala gesündere Kinder als in anderen Küstengemeinden.

Das ist wahrscheinlich auf deren bessere Ernährung und auf eine bessere wirtschaftliche Situation der Familien zurückzuführen. Sie können also nicht nur mehr Fisch essen, sondern haben insgesamt eine bessere Ernährung durch ein höheres Einkommen. Dort hat sich der Schutz der Ozeangesundheit also auf verschiedenen Wegen auf den Menschen ausgewirkt.

Frühwarnsysteme und Filterbarrieren

Um bei der Austernzucht den gesellschaftlichen Wohlstand und die menschliche Gesundheit zu wahren, schlägt die Sozialökologin Lotta Clara Kluger aus Kiel in ihrer Studie auch verschiedene Lösungen vor, damit es gar nicht erst zum Absterben der Riffe kommt. Zum Beispiel Frühwarnsysteme oder Filterbarrieren zu installieren, die Krankheiten herausfiltern könnten, bevor sie die Austern erreichen.

Auch könnten für die Anzucht nur besonders gesunde Exemplare ausgesucht werden. Um den Schaden für die Menschen zu minimieren, könnten die Austern früher als zuvor geerntet werden, bevor sich im Sommer mit den höheren Temperaturen mehr Krankheitserreger ausbreiten können.

Zusätzliche Belastungen

Matthew Gribble warnt derweil vor zusätzlichen Belastungen für die Gesundheit der Meere durch steigende Temperaturen, zu viele Nährstoffe und Gifte. Er plädiert für mehr Schutzmaßnahmen: “Man kann die Menschheit nicht ernähren, wenn man den Ozean vernachlässigt. Man kann keine gesunden Menschen haben, wenn sie hungern. Man kann kein gesundes Meer haben, wenn man es auf nicht nachhaltige Weise ausbeutet.”