Weltbank und IAEA setzen auf Atomkraft zur Armutsbekämpfung

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Die Weltbank will in Zukunft Kernkraftprojekte finanzieren und kooperiert dafür mit der Internationalen Atomenergieaufsicht (IAEA). Eine entsprechende Vereinbarung haben Weltbank-Präsident Ajay Banga und IAEA-Generaldirektor Rafael Grossi am Donnerstag in Paris unterzeichnet. Die Weltbank hat bisher als einziges Atomkraftwerk einen Reaktor in Italien Ende der 1950er-Jahre kofinanziert.

Eine Grundsatzentscheidung des Verwaltungsrats der Weltbank gab es dafür nicht, dieser befasst sich damit, wenn konkrete Kreditanträge vorliegen. Die treibenden Kräfte hinter der Neuausrichtung waren neben der IAEA die USA und Frankreich. Sie stießen bei Banga allerdings auf offene Türen.

Der Weltbank-Chef hält die Versorgung mit verlässlicher Energie für entscheidend im Kampf gegen Armut. Arbeitsplätze benötigen Strom, ebenso wie Gesundheitssysteme, Bildung, sauberes Wasser, öffentliche Sicherheit und vieles mehr. Energie, die ein paar Stunden am Tag Licht und Ventilatoren betreibt, reicht nicht, so Banga. „Wir sprechen hier von einer Energieversorgung, die ein menschenwürdiges Leben ermöglicht, Arbeitsplätze schafft und Unternehmertum fördert.

Zuverlässige Grundlastversorgung

Für die Weltbankgruppe bedeutet dies eine zuverlässige, langfristige Grundlastversorgung. Damit deutet Banga an, dass Sonnen- und Windenergie, die von vielen Nichtregierungsorganisationen als Lösung für Afrika gepriesen werden, den Anforderungen nicht genügen. Gleichzeitig bleiben aber die Dekarbonisierung des Energiesektors und die Förderung erneuerbarer Energie Schwerpunkt, heißt es aus der Weltbank.

Nach Angaben der Weltbank werde von Entwicklungsländern in zehn Jahren doppelt so viel Strom verbraucht. Um der wachsenden Nachfrage gerecht zu werden, müssten jährlich rund 630 Milliarden Dollar investiert werden. Die Atomaufsicht soll der Weltbank helfen, Expertise in der nuklearen Sicherheit und der Entsorgung aufzubauen, und Rat geben in zwei Bereichen: der Finanzierung von Laufzeitverlängerungen schon bestehender Atomkraftwerke, die von der Weltbank als besonders kostengünstige Quelle emissionsarmer Energie angesehen werden. Zudem will man den Bau kleiner modularer Reaktoren fördern, die wegen geringerer Vorlaufkosten ein großes Potential für eine breite Einführung in Entwicklungsländern bieten, so die Weltbank.

Grossi erwartet, dass nun auch andere Institute der Entwicklungsfinanzierung der Weltbank folgen werden. Derzeit betreiben 31 Länder Atomkraftwerke, die neun Prozent der globalen Elektrizität erzeugen und ein Viertel der CO2-armen Energie. Mehr als 30 weitere Länder, die meisten davon in Entwicklungsländern, erwägen laut Weltbank die Einführung der Kernenergie oder haben bereits damit begonnen. Ägypten mit vier Reaktoren im Bau und Bangladesch mit zwei Reaktoren im Bau gehören zu den armen Ländern mit nuklearen Ambitionen. Pläne hegen Algerien, Aserbaidschan, Äthiopien, Estland, Ghana, Indonesien, Kenia, Laos, Marokko, Nigeria, die Philippinen, Ruanda, Sri Lanka, Sudan, Thailand und Saudi-Arabien.