Wissenschaftler finden mehr als 1.000 Atommüll-Fässer im Atlantik

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Stand: 27.06.2025 08:43 Uhr

Jahrzehntelang entsorgten Staaten Atommüll einfach im Atlantik. Wissenschaftler haben nun die ersten von vermutlich Hunderttausenden Fässern auf dem Meeresboden geortet. Über deren Zustand ist noch wenig bekannt.

Bei ihrer Suche nach Atommüll, der vor Jahrzehnten entsorgt wurde, haben Wissenschaftler bereits mehr als 1.000 Fässer im Nordostatlantik entdeckt und verortet. Das teilte eine Sprecherin der französischen Forschungsorganisation CNRS mit.

Das internationale Forschungsteam war Mitte Juni vom westfranzösischen Brest aus mit ihrem Schiff “L’Atalante” zu ihrem Suchareal im Westeuropäischen Becken des Atlantiks aufgebrochen. Vier Wochen lang wollen sie dort nach Atommüll-Fässern suchen und schauen, welchen Einfluss diese auf das örtliche Ökosystem haben.

Lage und Zustand vieler Fässer ungewiss

Zwischen den 1950er- und 1980er-Jahren entsorgten etliche Staaten nuklearen Abfall einfach im Ozean. Die Tiefen der Meere erschienen damals als günstige und einfache Lösung, um Atommüll zu entsorgen, der in der Industrieentwicklung und in Laboren anfiel – zumindest dort, wo der Ozean als geologisch stabil galt.

Erst 1993 wurde die Entsorgung von Atommüll im Ozean schließlich untersagt. Mindestens 200.000 Fässer werden alleine im Nordostatlantik vermutet – in 3.000 bis 5.000 Metern Tiefe. Wo genau sich der Atommüll befindet, ist aber nicht bekannt. Auch über den Zustand der Tonnen und ob sie einzeln oder in Gruppen liegen, weiß man nicht viel.

Forscher untersuchen Einfluss auf Umwelt

Die Forschenden sind deshalb derzeit in dem Gebiet unterwegs, in dem wohl die Hälfte der Abfälle landete. Das Team will eine Karte mit Atomfass-Funden erstellen und etliche Proben von Wasser, Meeresboden und Tieren nehmen. Unterstützung bekommen sie dabei vom autonomen Tauchroboter Ulyx, der unter anderem über eine Kamera für 3D-Bilder und ein Sonarsystem zur Ortung von Gegenständen mit Schall verfügt.

Patrick Chardon, Leiter des Projekts NODSSUM (Nuclear Ocean Dump Site Survey Monitoring), geht davon aus, dass bei den allermeisten nuklearen Abfällen im Nordatlantik die Radioaktivität nach etwa 300 bis 400 Jahren quasi verschwunden sein dürfte. Die Fässer seien damals zwar so konzipiert worden, dass sie dem Druck der Tiefe standhalten, nicht aber so, dass sie die Radioaktivität wirklich einschließen. Schon seit längerem könnte Radioaktivität aus den Behältern entweichen, vermutet der Atomforscher.