Sieben Jahre nach dem Säureanschlag auf Energiemanager Bernhard Günther hat dieser sich mit einer Kampfansage an den Auftraggeber des Angriffs zurückgemeldet. „Wir werden nicht ruhen, bis wir auch dich der Gerechtigkeit zugeführt haben! Wir kennen dich und wir wissen, an welcher Tür wir klingeln müssen, wenn es soweit ist!“, schrieb Günther (58) im Portal „Linkedin“.
Dabei äußerte der Manager, inzwischen Aufsichtsrat bei ThyssenKrupp, auch deutliche Kritik an den Ermittlungsbehörden: Trotz vieler Indizien sei nie ernsthaft im beruflichen Umfeld des den Behörden namentlich bekannten Verdächtigen ermittelt und dieser nie vernommen worden.
Zudem sei für ihn nicht nachvollziehbar, dass die Wuppertaler Staatsanwaltschaft den Anschlag von einem versuchten Tötungsdelikt auf eine Körperverletzung heruntergestuft habe. Die Menge hochkonzentrierter Schwefelsäure, mit der er überschüttet wurde, hätte ihn beim Verschlucken oder Einatmen sehr wohl töten können.
Angriff nach Jogging-Runde
Die Säure-Attentäter hätten damit seinen Tod mindestens in Kauf genommen. Durch die Herabstufung habe man nicht nur die Verjährungsfrist auf zehn Jahre verkürzt, sondern sich auch selbst Ermittlungsinstrumente wie die Telefonüberwachung aus der Hand geschlagen. Die ARD hat das Verbrechen in einer dreiteiligen Dokumentation („Das Säure-Attentat“) beleuchtet, die seit Mittwoch in der Mediathek zu sehen ist.
Auf Günther war am 4. März 2018 ein Anschlag verübt worden: Zwei Männer lauerten dem Manager in der Nähe seines Privathauses in Haan bei Düsseldorf nach dessen sonntäglicher Jogging-Runde auf und übergossen ihn mit hoch konzentrierter Schwefelsäure. Günther wurde schwer verletzt. Er musste sich zahlreichen Operationen unterziehen und drohte zeitweise zu erblinden.
Für den Anschlag vor sieben Jahren in Haan bei Düsseldorf waren die zwei ausführenden Täter zu elf und zwölf Jahren Haft verurteilt worden. Nach Überzeugung des Landgerichts Wuppertal wollten beide erreichen, dass Günther erblindet.
Zwei Überfälle in beruflicher Umbruchzeit
Günther war damals Finanzchef des Energiekonzerns Innogy, der wenige Tage später vom Eon-Konzern übernommen wurde. Günther ist überzeugt, Opfer eines beruflichen Komplotts geworden zu sein und den Auftraggeber zu kennen. Der habe ihn als Rivalen im Kampf um die Karriere ausschalten wollen.
Günther war bereits 2012 von Unbekannten überfallen worden. „Zweimal, im Jahr 2012 und 2018, ging es darum, mich in einer sehr speziellen Situation im RWE- und im Innogy-Vorstand aus dem Weg zu räumen“, sagte Günther der „Westdeutschen Allgemeinen Zeitung“ (WAZ).
Von der Fernseh-Dokumentation erhoffe er sich neue Bewegung in dem Fall, sagte Günther, der die Folgen bis heute spürt. In den vergangenen eineinhalb Jahren habe er sich zwei weiteren Operationen an den Augenlidern unterziehen müssen.