An den Lebensmittelausgabestellen der Gaza Humanitarian Foundation (GHF) kommt es nahezu täglich zu tödlicher Gewalt gegenüber Palästinensern. Am Freitag berichtete die israelische Zeitung „Haaretz“ unter Berufung auf Personen in der israelischen Armee (IDF),
dass Soldaten in mehreren Fällen gezielt auf unbewaffnete palästinensische Zivilisten geschossen hätten, die auf die Ausgabe von Lebensmitteln warteten. „Haaretz“ zitierte nicht namentlich genannte israelische
Soldaten und Offiziere mit der Aussage, es ergingen
Befehle, auf die Menschenmengen zu schießen, um sie zurückzudrängen, und
unnötige tödliche Gewalt gegen Menschen anzuwenden, die keine Bedrohung darzustellen schienen.
Ein Soldat bezeichnete das Vorgehen „Haaretz“ zufolge als „völligen Zusammenbruch der ethischen Grundsätze“ der Armee. Offiziere und Soldaten erzählten laut der Zeitung, dass die Armee morgens auf Zivilisten feuere, die vor den Öffnungszeiten der Ausgabestellen einträfen, um sie fernzuhalten, und abends, um die Menschenmenge nach Schließung zu zerstreuen. „Es ist ein Schlachtfeld“, sagte ein Soldat demnach. Zwischen einem und fünf Menschen seien jeden Tag an seinem Einsatzort getötet worden. „Unsere Form der Kommunikation sind Schüsse.“
„Haaretz“ zitierte einen Militärsprecher mit den Worten, dass die Armee versuche, mögliche Konflikte zwischen der Bevölkerung in Gaza und den israelischen Streitkräften zu minimieren. Nach Berichten über getötete Zivilisten seien die Fälle untersucht worden, und die Soldaten hätten neue Anweisungen erhalten. Die Ergebnisse der Untersuchungen sind bislang nicht veröffentlicht worden.
Ministerpräsident Benjamin Netanjahu und Verteidigungsminister Israel Katz beschuldigten „Haaretz“, „Ritualmordlegenden“ zu verbreiten, wie die „Times of Israel“ berichtet. „Dies sind bösartige Lügen, die darauf abzielen, die IDF – die moralischste Armee der Welt – zu diskreditieren“, heißt es demnach in einer gemeinsamen Erklärung. „Die IDF operiert unter schwierigen Bedingungen gegen einen terroristischen Feind, der aus der Zivilbevölkerung heraus operiert … und eine ganze Lügenindustrie betreibt, um die Legitimität des Staates Israel zu untergraben“, äußerten sie demnach weiter.
Nach Angaben der Vereinten Nationen sind im Gazastreifen seit Ende Mai mehr als 400 Menschen in der Nähe von GHF-Ausgabestellen ums Leben gekommen. Auf Fragen zu früheren Vorfällen antwortete das israelische Militär häufig, dass die Truppen Warnschüsse über die Köpfe der Menschen hinweg abgefeuert hätten.