Netanjahu erklärt Geiselbefreiung zur Priorität

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Israels Angriffe auf Iran haben nach Aussagen des israelischen Ministerpräsidenten Benjamin Netanjahu „weitreichende regionale Möglichkeiten“ eröffnet, einschließlich der Befreiung der Geiseln im Gazastreifen. „Zunächst einmal müssen wir die Geiseln befreien“, sagte Netanjahu beim Besuch einer Einrichtung des Inlandsgeheimdienstes. Seine Äußerung wurde laut der „Times of Israel“ von heimischen Medien so interpretiert, dass Netanjahu jetzt die Rückkehr der Geiseln priorisiert – auch vor dem Sieg über die Hamas.

„Natürlich müssen wir auch das Gaza-Problem lösen und die Hamas besiegen, aber ich glaube, dass wir beide Aufgaben bewältigen werden“, wurde Netanjahu zitiert. Hintergrund seiner Äußerungen sei, dass sich Israel zunehmend unter Druck der USA sehe, den seit mehr als 20 Monaten andauernden Krieg zu beenden, schrieb die „Times of Israel“. US-Präsident Donald Trump hatte gesagt, er gehe davon aus, dass in dieser Woche eine Waffenruhe erreicht werden könne.
 

Nach Informationen der Zeitung will sich der israelische Minister für strategische Angelegenheiten, Ron Dermer, heute in Washington mit US-Beamten treffen, um sich mit ihnen vor weiteren Vermittlungsgesprächen in Kairo über ein mögliches Gaza-Abkommen abzustimmen. Dermer werde von Trump unter Druck gesetzt werden, den Krieg in Gaza zu beenden, zitierte die Zeitung einen arabischen Diplomaten und einen mit der Angelegenheit vertrauten US-Beamten. Die USA, Ägypten und Qatar fungieren als Vermittler zwischen Israel und der Hamas.

Eine Gruppe Angehöriger der Geiseln richtete unterdessen einen Appell an Trump und bat ihn darin auf Englisch, alles in seiner Macht Stehende zu tun, die Verschleppten zurückzuholen. Nach offiziellen israelischen Angaben werden noch 22 lebende Entführte in Gaza festgehalten. Bei 28 weiteren geht es demnach nur noch um die Übergabe ihrer sterblichen Überreste.