Ehemaliger DGB-Chef Sommer gestorben

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Michael Sommer, langjähriger Vorsitzender des Deutschen Gewerkschaftsbundes (DGB), ist tot. Wie der DGB am Montag mitteilte, starb er in der vorangegangenen Nacht im Alter von 73 Jahren. „Mit seinem Tod verlieren wir einen großen Gewerkschafter, der leidenschaftlich für eine gerechtere Welt gekämpft hat“, würdigte ihn der Dachverband.

Sommer hatte seine gewerkschaftliche Laufbahn bei der Deutschen Postgewerkschaft begonnen, die sich im Jahr 2001 mit vier weiteren Arbeitnehmerorganisationen zur neuen Großgewerkschaft Verdi zusammenschloss. Dieser diente er zunächst als stellvertretender Vorsitzender neben Frank Bsirske.

Doch schon im Frühjahr 2002 folgte für Sommer der nächste große Schritt: Der DGB-Bundeskongress, das gemeinsame Parlament von seither acht Gewerkschaften, wählte ihn zum Nachfolger von Dieter Schulte an die Spitze des Dachverbands.

Einführung des gesetzlichen Mindestlohns

Während das Hauptgeschäft der Einzelgewerkschaften die Tarifpolitik in ihren Branchen ist, hat der DGB-Vorsitzende vor allem den Auftrag deren gebündelte Interessen in der Politik zu vertreten. Diese Aufgabe gestaltete sich für Sommer allerdings gleich zu Beginn ungewöhnlich schwierig. Denn weniger als ein Jahr nach seinem Amtsantritt entschloss sich die rot-grüne Regierung unter Bundeskanzler Geerhand Schröder (SPD) unter dem Druck einer Wirtschaftsmisere und leerer Kassen nicht länger Rücksicht auf sozialpartnerschaftliche Belange zu nehmen. Sie setzte ohne weiteren Dialog die sogenannten Hartz-Reformen und die „Agenda 2010“ durch.

Dieses harte Vorgehen hat Sommer der SPD und vor allem Schröder nie verziehen. Nachdem CDU/CSU im Jahr 2005 die Bundesregierung anführten, ließ Sommer die verunsicherte SPD dies unter anderem dadurch spüren, dass er fast demonstrativ einen engen Austausch mit Kanzlerin Angela Merkel (CDU) pflegte. Die zweite Hälfte seiner Amtszeit war dann auch aus gewerkschaftlicher Sicht von deutlich mehr politischen Erfolgen geprägt – bis hin zur Einführung des gesetzlichen Mindestlohns, den der Bundestag im Juli 2014 kurz nach Sommers Abschied von der DGB-Spitze beschloss.

„Sein jahrelanger, unermüdlicher Einsatz und seine Überzeugungskraft trugen maßgeblich dazu bei, dass heute fast sechs Millionen Beschäftigte vom Mindestlohn profitieren“, würdigte ihn der Gewerkschaftsbund in seiner Mitteilung am Montag. „Michael Sommer war mit Leib und Seele einer von uns.“

Auch der Verdi-Vorsitzende Frank Werneke würdigte Sommers Einsatz mit großem Respekt. Sommer habe „in einem Jahrzehnt, das von einem neoliberalen Zeitgeist, von der Einführung der Hartz-Gesetze und von Lohn-Dumping geprägt war, stets entschlossen gegen sozialpolitische Zumutungen, wenn notwendig gegen den politischen Mainstream und für die Schwächeren in unserer Gesellschaft gekämpft“, erklärte Werneke.