“Quatsch” – Effenberg über Streit zwischen Hoeneß und Matthäus

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Zwischen zwei Fußball-Größen läuft ein öffentlicher Streit. t-online-Kolumnist Stefan Effenberg bezieht klar Stellung – und erklärt, warum. Im Werben um Nick Woltemade warnt er indes den FC Bayern.

Das 4:2 des FC Bayern im Achtelfinale der Klub-WM gegen Flamengo hat mich beeindruckt – aus besonderen Gründen. Denn die Münchner haben am Sonntagnachmittag in Miami unter schwierigsten Bedingungen bestanden. Über 30 Grad im Hardrock Stadium, dazu ein unbequemer Gegner, der es gewohnt ist, bei solchen Temperaturen zu spielen – das musst du erst mal schaffen. Vincent Kompany und seine Spieler haben diese Herausforderung nun sogar bereits zweimal bestanden, auch das Vorrundenspiel gegen die Boca Juniors fand schließlich in Miami statt. Das ist imponierend und zeigt doch auch, was für eine Qualität in der Mannschaft steckt.

Aber – und das ist ein großes Aber – jetzt wird es richtig ernst für die Bayern. Im Viertelfinale wartet nun nämlich die Spielpaarung, die wir uns eigentlich für das Champions-League-Finale in München gewünscht hätten: Bayern München gegen Paris Saint-Germain. Das ist der absolute Test für den deutschen Rekordmeister. Denn die Wahrheit ist: Die Bayern zählen aktuell nicht zur absoluten Elite im Weltfußball. Die derzeitige Nummer eins ist für mich dagegen PSG – nicht nur wegen des Siegs im Finale der “Königsklasse” vor wenigen Wochen. 5:0 gewannen sie dort gegen Inter Mailand – im Endspiel des größten kontinentalen Turniers im Vereinsfußball. Die Pariser hätten in dieser bestechenden Form wohl auch gegen eine Weltauswahl gewonnen.

Natürlich sind die Bayern auch in der Lage, PSG zu schlagen – aber sie brauchen dazu einen absoluten Sahnetag, an dem vieles, wenn nicht alles klappt.

Ich bin deshalb überzeugt: Wer dieses Spiel am kommenden Samstag in Atlanta gewinnt, der holt auch den Titel bei dieser Klub-WM.

Was PSG für mich ausmacht: diese Gier. Trainer Luis Enrique hat eine Mannschaft geformt, die funktioniert. Eine Mannschaft, die hungrig ist, die etwas beweisen will, mit Ousmane Dembélé, der woanders schon gescheitert schien, mit Bradley Barcola und Desiré Doué auf den offensiven Außenpositionen, mit dem Portugiesen Vitinha im zentralen Mittelfeld – und zwischen den Pfosten mit Gianluigi Donnarumma, dem aktuell vielleicht besten Torwart der Welt.

Sie mussten in Paris erst lernen, was es heißt, mit viel Geld nicht einfach nur Superstars einzukaufen, sondern einen Kader zusammenzustellen, in dem die Chemie stimmt. Über Jahre haben sie es erfolglos mit größten Namen versucht, von Lionel Messi und Neymar bis zu Kylian Mbappé. Jetzt aber ist dort ein Team zusammen, das noch zu viel mehr in der Lage ist und Europa in den kommenden Jahren dominieren kann. Ich traue ihnen daher locker zu, in der nächsten Saison den Champions-League-Titel zu verteidigen.

Dort wollen auch die Bayern wieder hin – mit Nick Woltemade, der nun ins Zentrum der Transferbemühungen in München gerückt ist. Und das auch völlig zu Recht – ich habe nicht ohne Grund erst kürzlich betont, dass es fahrlässig von den Bayern wäre, sich nicht um diesen Spieler zu bemühen. Denn Woltemade hat in der vergangenen Saison eine ganz bemerkenswerte Entwicklung durchgemacht, ist zum wesentlichen Faktor im Spiel des VfB Stuttgart geworden, gab nun auch sein Debüt in der A-Nationalmannschaft.

Der Schritt zu den Bayern wäre für ihn jetzt nicht zu früh, sondern genau richtig – auch im Gedanken daran, dass er dann schon im täglichen Training mit Weltstars als Teamkollegen noch weitere Fortschritte machen wird.