Was die Kommunen gegen die Hitze unternehmen

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Der Deutsche Wetterdienst rechnet in dieser Woche mit den bisher höchsten Temperaturen des Jahres. Am Mittwoch werden in weiten Teilen des Landes Temperaturen zwischen 34 und 38 Grad erwartet, in einzelnen Regionen sogar bis zu 40 Grad. Hitzetage und Tropennächte sind in Folge des Klimawandels häufiger geworden – und mit ihnen die Notwendigkeit, dass Städte und Gemeinden vorsorgen. Seit einigen Jahren schon beschäftigt das Thema Hitzeanpassung die Kommunen in Deutschland. Wie können sie ihre Bürger schützen?

Der Deutsche Städte- und Gemeindebund sieht die Kommunen auf einem guten Weg. Man sei „durch Klimaanpassungspläne, Hitzeschutzpläne und andere vorbereitende Maßnahmen“ zunehmend besser aufgestellt, um unterschiedliche Zielgruppen zu erreichen und zu schützen, sagt Marc Elxnat von dem Verband der F.A.Z. Zwar hätten südeuropäische Länder wie Italien, Griechenland oder Spanien aufgrund ihrer längeren Erfahrung mit Hitze einen gewissen Vorsprung – dort gebe es in größeren Städten etwa Hitzeschutzmanager mit Koordinierungsfunktionen und Durchgriffsrechten. Doch auch in Deutschland habe die Aufmerksamkeit für das Thema Hitzeschutz deutlich zugenommen, und die Kommunen seien dabei, entsprechende Maßnahmen umzusetzen.

Die größten Herausforderungen liegen laut Elxnat darin, Städte umzubauen – es gehe darum, „mehr grün und blau in die Städte zu tragen“. Auch Kitas, Schulen und Pflegeeinrichtungen müssten nachgerüstet werden, damit vulnerable Gruppen wie Kinder und ältere Menschen vor Hitze geschützt sind. „Wir brauchen das entsprechende finanzielle Backing, um auch klimaangepasste Städte und Gemeinden herstellen zu können, um Hitzeschutzkonzepte nicht nur zu erstellen, sondern auch die Anpassungsmaßnahmen vornehmen zu können“, sagt Elxnat. Der Verband fordert dafür fünf Milliarden Euro jährlich von Bund und Ländern – nicht zuletzt, weil Klima- und Hitzeanpassung eine gemeinschaftliche Aufgabe sei. Es dürfe nicht allein an der kommunalen Ebene hängen bleiben.

Hitzeschutz könne ohnehin keine Kommune allein bewältigen. Entscheidend sei auch die Zusammenarbeit mit freien Trägern der Wohlfahrtspflege, um gefährdete Menschen überhaupt zu erreichen. Viele Städte setzen deshalb auf pragmatische, niedrigschwellige Lösungen – einige Beispiele:

Hitzetelefon

Sobald der Wetterdienst vor Hitze warnt, greifen in Mannheim und Osnabrück Mitarbeiter der Stadt zum Hörer. Das Hitzetelefon – ein Angebot, das es auch in anderen Städten gibt –, richtet sich an alleinlebende ältere oder pflegebedürftige Menschen, die sich zuvor registriert haben. An besonders heißen Tagen im Sommer erhalten sie einen Anruf mit einer Warnung und Verhaltenstipps. Zugleich werde so auch „der soziale Kontakt“ aufrechterhalten, sagt Elxnat – in einer Zeit, in der Betroffene das Haus möglichst nicht verlassen sollten. Das Hitzetelefon sei „eine der wichtigsten und zielführendsten Maßnahmen, um gerade auf einer niederschwelligen Ebene die Menschen erreichen zu können“.

Trinkwasserbrunnen

Ein anderes niederschwelliges Angebot, das laut Elxnat sehr gut von der Bevölkerung angenommen wird, sind öffentliche Trinkwasserbrunnen. In Wiesbaden etwa gibt es nach Angaben der Stadt rund 60 sogenannte Refill-Stationen, an denen Bürger ihre mitgebrachten Flaschen kostenlos mit Leitungswasser auffüllen können. Die Stationen sind über das Stadtgebiet verteilt und am blauen Aufkleber an Schulen, Geschäften, Cafés und Restaurants zu erkennen.

Hitzepatenschaften

In Straubing wurden gemeinsam mit einem Freiwilligenzentrum sogenannte Hitzepatenschaften eingeführt. Sie ermöglichen es Bürgern, sich gegenseitig zu unterstützen – etwa bei Einkäufen oder anderen Erledigungen, die während einer Hitzewelle zur Belastung werden können.

Kühle Räume

Vor allem in den stärker versiegelten, eng bebauten Innenstädten wird die Hitze zur Belastung. Daher weist zum Beispiel die Stadt Esslingen gezielt eine ganze Reihe sogenannter kühler Räume aus. Sie sollen hitzebelasteten Menschen die Möglichkeit für eine kurze Verschnaufpause bieten. Solche kühlen Räume sind etwa in städtischen Museen, Büchereien und im Esslinger Neuen Rathaus zu finden. Neben Sitzgelegenheiten im Kühlen wird dort bei Bedarf auch kostenfreies Wasser angeboten.

Kühle-Orte-Karten

Kiel und andere Städte wie Hamburg, Leipzig, Lüneburg und München machen ihre „kühlen Orte“ auf Karten sichtbar. Auf der Grundlage von Satellitenbilddaten können die Menschen in Kiel die nächstgelegenen grünen Flächen im Freien finden. Dazu gehören Wälder und Parkanlagen mit großen Bäumen für Schattenplätze. Andere Kommunen haben Karten herausgegeben, in denen neben schattigen Plätzen auch Wasserspender, Kneippbecken oder öffentliche Toiletten eingezeichnet sind.

Hitze-Portale

Viele Kommunen wie die Stadt Bochum haben alle Infos rund zum Thema Hitze auf eigenen Portalen zusammengestellt, um die Menschen möglichst umfassend zu informieren. Das Portal bündelt Hitzewarnungen, Tipps für den Umgang mit Hitze, Informationen für Risikogruppen oder Hinweise auf kühlende Orte und Trinkwasserstellen in der Stadt.