Roboterhelfer im Haushalt für 15.000 Euro

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In den kommenden zehn Jahren dürften immer mehr Deutsche zu robotischen Haushaltshelfern greifen. Dem Konsumelektronikverband GFU und der Strategieberatung Oliver Wyman zufolge liegt dies vor allem an den wohl stark sinkenden Kosten für die Geräte. Der wesentliche Bremsfaktor für Haushaltsroboter sei derzeit der Preis, und dieses Hemmnis werde sich in Luft auflösen, sagt Wyman-Partner Martin Schulte: „Die Kosten für einen humanoiden Roboter werden sich bis zum Jahr 2035 mehr als halbieren“ – von derzeit rund 35.000 Euro auf 15.000 Euro. Vor allem im Handwerk und in der Gartenarbeit rechnet er mit „kommerziell relevanten Durchbrüchen“ für Haushaltsrobotikanbieter.

Die GFU und Oliver Wyman legten am Dienstag die Ergebnisse einer Untersuchung vor, wie die Deutschen zu Saugrobotern, humanoiden Köchen oder automatisierten Pflegeassistenten stehen. Demnach polarisiert das Thema die Bevölkerung. 37 Prozent der Befragten äußerten sich zustimmend, für 36 Prozent kommt ein Roboter in den kommenden fünf bis zehn Jahren nicht ins Haus. Ein gutes Viertel steht der Technologie neutral gegenüber. Daraus ziehen die Studienmacher den Schluss, dass „zwei Drittel der deutschen Verbraucher die Vorteile von Haushaltsrobotern erkannt haben“.

Vorbehalte gegen Babysitter-Roboter

Allerdings schwankt die Akzeptanz abhängig von Alter, Einkommen und Geschlecht. Während Jüngere sich bevorzugt von Haushaltsrobotern unterstützen lassen würden, sehen über ­55-Jährige die Sache skeptischer. Besonders aufgeschlossen zeigen sich Menschen, die schon heute Geld für Putzkräfte, Gärtner, Pfleger oder Babysitter ausgeben. Unterstützung in Themen wie Sicherheit oder Gartenpflege stößt auf besonders hohes Interesse. Dagegen zeigen sich viele eher reserviert, wenn es um persönliche Angelegenheiten wie die Körperpflege geht. Auf starke Vorbehalte stößt robotisches Babysitting: Hier erreicht die Zustimmung von Männern einen Wert von 36 Prozent, die von Frauen 20 Prozent.

Generell steigt die Zustimmung mit dem Einkommen. Während sich 50 bis 60 Prozent der Befragten mit einem Jahreseinkommen von weniger als 30.000 Euro Roboterunterstützung vorstellen können, sind es unter denjenigen mit mindestens 80.000 Euro Jahreseinkommen 70 bis 80 Prozent. Sorgen bereitet oft die Erwartung, sich mit Haushaltsrobotern zu stark von Technik abhängig zu machen und darüber eigene Fähigkeiten einzubüßen. Auch Datenschutzbedenken werden häufig geäußert, ebenso wie die Furcht vor Verletzungen oder Schäden durch eine Fehlfunktion.

Keine „futuristischen Visionen“ bitte

Unterm Strich leitet der Branchenverband GFU, der im September wieder die Konsumelektronikmesse IFA in Berlin veranstaltet, aus den Umfrageergebnissen vielversprechende Robotikchancen für europäische Hausgerätehersteller ab. Von ihnen würden die Befragten lieber ein Helfergerät kaufen als beispielsweise von Tech-Generalisten oder von KI-Unternehmen. „Entscheidend sind funktionale, zuverlässige Lösungen, die den Alltag konkret erleichtern, nicht futuristische Visionen“, sagt Geschäftsführerin Sara Warneke.

Auch andere Untersuchungen sehen robotische Haushaltshilfen auf dem Vormarsch. Eine Studie der Universität Oxford und der japanischen Ochanomizu University kommt zu dem Schluss, dass sich binnen eines Jahrzehnts 40 Prozent der Hausarbeitszeit – wie Kochen, Reinigen und Einkaufen – automatisieren lasse. Die Fachleute sind jedoch uneins, wann die Technologie letztlich ihren Durchbruch im Massenmarkt erlebt. Die Prognosen reichen hier von wenigen Jahren bis zu mehreren Jahrzehnten.