Nach einem Brandanschlag auf eine Synagoge im australischen Melbourne hat die Polizei einen Verdächtigen festgenommen. Ein mögliches terroristisches Motiv werde noch geprüft, erklärte die Polizei am Sonntag. Bisher bestehe gegen den 34-Jährigen der Vorwurf, durch fahrlässiges Verhalten das Leben anderer Menschen gefährdet zu haben. Am Freitag gab es in Melbourne zwei weitere mutmaßlich antisemitische Vorfälle. Eine Verbindung werde derzeit ebenfalls noch geprüft.
Der Angriff auf die Synagoge ereignete sich nach Angaben der Polizei am Freitagabend. Demnach zündete ein Mann die Tür des Gotteshauses an, in dem rund 20 Gläubige am Sabbat zusammengekommen waren. Die Menschen konnten durch die Hintertür fliehen, niemand wurde verletzt. Der mutmaßliche Täter hatte zunächst fliehen können.
Bei einem weiteren Vorfall in Melbourne stürmte eine Gruppe von etwa 20 Menschen am Freitag ein israelisch geführtes Restaurant. Berichten lokaler Medien zufolge stießen sie Tische um und schlugen ein Fenster ein. In einem anderen Stadtviertel wurden Autos angezündet und mit antisemitischen Graffitis besprüht.
Die Regierungschefs von Australien und Israel verurteilten den Angriff auf die Synagoge. „Der Brandanschlag der vergangenen Nacht (…) ist feige, ein Akt der Gewalt und von Antisemitismus und hat in der australischen Gesellschaft keinen Platz“, erklärte Australiens Ministerpräsident Anthony Albanese am Samstag. Er hoffe, dass der Täter bald vor Gericht gestellt werden könne.
Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu nannte die Tat in einer Erklärung „verwerflich“. Für den Angriff auf das Restaurant machte er „pro-palästinensische Randalierer“ verantwortlich. Netanjahu forderte die australische Regierung dazu auf, „mit aller Härte des Gesetzes“ gegen die Täter vorzugehen und weitere „antisemitische Angriffe“ dieser Art zu verhindern.
In Melbourne und Sydney hat es in den vergangenen Monaten mehrere antisemitische Anschläge gegeben. Im Dezember setzten Maskierte eine Synagoge in einem Vorort von Melbourne in Brand.
Die Zahl der antisemitischen Vorfälle ist im vergangenen Jahr weltweit auf einen neuen Höchststand gestiegen, wie die US-Organisation Anti-Defamation League (ADL) im Mai erklärt hatte. Bereits vor Beginn des durch den Hamas-Großangriff auf Israel ausgelösten Gaza-Kriegs hatte die Zahl der antisemitischen Vorfälle demnach zugenommen – nach dem 7. Oktober 2023 folgte laut ADL „ein Tsunami des Hasses gegen jüdische Gemeinden auf der ganzen Welt“.