Nico Hülkenberg hielt einen Rekord, den kein Formel-1-Fahrer halten möchte. Doch nach einem chaotischen Rennen kann er endlich jubeln.
Sie sprangen im Kreis, sie riefen seinen Namen und am Ende gab es endlich Champagner: Nach dem Ende des Formel-1-Rennens im englischen Silverstone gab es bei Nico Hülkenberg und seinem Sauber-Team kein Halten mehr.
Zuvor hatte der mittlerweile 37-Jährige einen äußerst chaotischen Rennsonntag auf dem verregneten Traditionskurs mit seiner ganzen Erfahrung makellos gemeistert – und sich mit Platz drei das erste Podium seiner langen Formel-1-Karriere gesichert. Es ist das Ende einer Leidenszeit in Rekordlänge.
Ganze 15 Jahre ist es mittlerweile her, dass Hülkenberg in der Formel 1 debütierte. 2010 kam er als Sieger der GP2-Nachwuchsserie (heute Formel 2) als neuer Fahrer des Williams-Rennstalls in die Königsklasse des Motorsports. Damals war er noch einer von sieben deutschen Fahrern im Feld, 15 Jahre später ist er der einzig verbliebende Deutsche in der Formel 1. Viel hat sich in der Zwischenzeit auch in Hülkenbergs Karriere getan.
Das zweite Engagement beim Sauber-Rennstall ist bereits die fünfte verschiedene Station als Stammfahrer für ihn. Für zwei weitere Teams war er als Ersatzfahrer im Einsatz. Keins der Teams konnte ihm jedoch ein Auto zur Verfügung stellen, das es ihm konstant ermöglichte, um die Spitzenpositionen zu kämpfen.
Wenn Hülkenberg doch mal vorne dabei war, leistete er sich dann aber auch selbst Fehler. So etwa in Brasilien 2012, als er ein chaotisches Regenrennen zeitweise sogar anführte, dann jedoch zunächst die Führung aufgrund eines Fehlers verlor und beim Versuch, sie zurückzuerobern, crashte und weit zurückfiel.

Eine weitere Podestchance bot sich beim Großen Preis von Deutschland 2019 am Hockenheimring. Erneut war es ein Regenrennen, bei dem Hülkenberg mit seinem Renault zwischenzeitlich auf Platz zwei lag. Später fiel er auf Platz vier zurück und leistete sich in seiner Jagd auf Platz drei einen entscheidenden Fehler, der ihn von der Strecke beförderte. Sein Traum vom Podest beim Heimrennen endete in der Streckenbegrenzung.
Es waren Fehler, wie diese, die Topteams stets davon abhielten, Hülkenberg ein Cockpit zu geben. Noch bitterer: Am Ende der Saison 2019 verlor er sogar seinen Stammplatz bei Renault – und fand auch keinen anderen mehr. Hülkenbergs Formel-1-Karriere schien am Ende, der Traum vom Podest endgültig geplatzt.
Doch der gebürtige Emmericher blieb am Ball. In den kommenden Jahren empfahl er sich durch vereinzelte Einsätze als Ersatzfahrer erneut für ein Cockpit in der Königsklasse des Motorsports. 2023, nach drei Saisons Abwesenheit, war es dann so weit: Der Haas-Rennstall holte Hülkenberg als Stammfahrer zurück. Er nutzte in der Folge seine Chance, zeigte in einem unterlegenen Auto immer wieder starke Leistungen und brachte das Team vom letzten Platz bis ins Mittelfeld nach vorne.
Zur laufenden Saison dann der nochmalige Wechsel: Der Sauber-Rennstall, der ab der kommenden Saison vom deutschen Autobauer Audi übernommen wird, warb Hülkenberg ab, um sein Projekt voranzutreiben. Für die Saison 2025 wirkte der Wechsel jedoch zunächst wie ein klarer Rückschritt, beendete Sauber die Saison 2024 doch auf dem letzten Platz der Teamwertung.
Doch Hülkenberg überzeugte vom Start weg, fuhr für den Schweizer Rennstall zahlreiche Punkte ein – und schaffte im Regen von Silverstone nun endgültig die Krönung. In den Schlussrunden hielt der Deutsche dabei sogar niemand Geringeren als Rekordweltmeister Lewis Hamilton auf Distanz, der vor heimischem Publikum seinen ersten Podestplatz im Ferrari jagte.
Seinen Negativrekord von 238 Rennen ohne Podestplatz, kann Hülkenberg nun ablegen. Im 239. Anlauf hat es endlich geklappt – und das obwohl, er vom vorletzten Platz ins Rennen gestartet war. Entsprechend begeistert zeigte er sich nach dem Rennen.