Warum Käse manche Menschen um den Schlaf bringen könnte

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Stand: 07.07.2025 12:37 Uhr

Manche Menschen schlafen nach dem Verzehr von Käse schlecht. Jetzt haben Forscher herausgefunden: Ursache könnte Laktoseintoleranz sein. Auch andere Unverträglichkeiten scheinen den Schlaf zu beeinflussen.

Von Veronika Bräse und Sylvaine von Liebe

Wer spät isst, schläft schlecht. Für diese und ähnliche Thesen gab es bisher kaum wissenschaftliche Belege. Ein Forscherteam aus Kanada konnte jedoch jetzt einen Zusammenhang zwischen Ernährung und Schlafqualität feststellen: Laktoseintoleranz und andere Lebensmittelunverträglichkeiten könnten eine mögliche Ursache für schlechten Schlaf sein.

Für ihre im Fachblatt Frontiers in Psychology erschienene Untersuchung hatten die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler um Tore Nielsen von der Université de Montréal 1.082 Studentinnen und Studenten der MacEwan University in Kanada zur Dauer und Qualität ihres Schlafs sowie zu ihren Träumen und Albträumen befragt. Außerdem wollten sie von den Teilnehmenden wissen, ob sie einen Zusammenhang zwischen ihren Träumen und den zu sich genommenen Lebensmitteln sahen.

Viele sehen Zusammenhang zwischen Essen und Schlaf

Mehr als 40 Prozent der Studienteilnehmer waren der Ansicht, dass spätes Essen oder bestimmte Lebensmittel ihren Schlaf beeinflussten. Etwa ein Viertel war der Meinung, dass bestimmte Lebensmittel ihren Schlaf verschlechtern könnten. Insbesondere machten sie Süßigkeiten (22,7 Prozent), scharfes Essen (19,5 Prozent) und Milchprodukte (15,7 Prozent) dafür verantwortlich.

Rund ein Drittel der Befragten berichtete von regelmäßigen Albträumen, wobei sich Frauen häufiger an ihre Träume erinnerten und von schlechtem Schlaf sowie Albträumen berichteten als Männer. Frauen gaben auch doppelt so häufig wie Männer an, unter einer Nahrungsmittelunverträglichkeit oder -allergie zu leiden.

Lebensmittelunverträglichkeiten als Ursache

Beim Vergleich von Berichten über Nahrungsmittelunverträglichkeiten mit Berichten über schlechte Träume und schlechten Schlaf, stellten die Studienautoren fest: Laktoseintoleranz mit entsprechenden Symptomen wie Blähungen und Magenschmerzen standen im Zusammenhang mit Albträumen und schlechtem Schlaf.

Die Vermutung der Forscher: Wer an einer Laktoseunverträglichkeit leidet könnte beim Verzehr von Milchprodukten – wie nur kurz gereiftem Käse oder anderen Lebensmitteln mit Milchzucker, den Betroffene schlecht vertragen – unruhig schlafen. Gleiches zeigte sich bei anderen Lebensmittelunverträglichkeiten – zum Beispiel gegen Fruktose, Histamin oder Gluten. Auch ungesunde Essgewohnheiten könnten den Schlaf beeinträchtigen.

Weitere Forschung nötig

Noch ist aber nicht ganz geklärt, ob es sich dabei um einen kausalen Zusammenhang handelt – also ob die Unverträglichkeiten die tatsächliche Ursache für den schlechten Schlaf oder die Albträume sind. So könnten auch Menschen, die nicht gut schlafen, möglicherweise zu Unverträglichkeiten neigen. Auch könnten weitere, noch unbekannte Faktoren eine Rolle spielen, die sowohl für Unverträglichkeiten als auch schlechten Schlaf sorgen.

Um das zu klären, brauche es noch mehr Forschung, so die Autoren. “Wir müssen mehr Menschen unterschiedlichen Alters, aus verschiedenen Lebensbereichen und mit unterschiedlichen Ernährungsgewohnheiten untersuchen, um festzustellen, ob unsere Ergebnisse wirklich auf größere Bevölkerungsgruppen übertragbar sind”, betont der Hauptautor, Tore Nielsen, in einer Pressemittelung zur Studie.

Im Gespräch mit dem BR rät Nielsen Betroffenen, stärker auf Nahrungsmittelunverträglichkeiten wie Laktoseintoleranz zu achten, um Magen-Darm-Probleme zu lindern, Ängste zu reduzieren, die mit einer Nahrungsmittelallergie einhergehen können und auf eine gesunde Ernährung zu achten. “Betroffene sollten auch stärker wahrnehmen, ob sie satt oder hungrig sind und nicht kurz vor dem Schlafengehen etwas essen”, so ein weiterer Tipp des Schlafmediziners.