Bewegung ist gut für die Gesundheit – das ist allgemein bekannt. Zwei neue Studien aus Großbritannien und Kanada zeigen: Sie kann auch einer Krebserkrankung vorbeugen und eine Krebstherapie unterstützen.
Gemütlich Spazierengehen oder Joggen, ein bisschen Radfahren oder Schwimmen – wer sich regelmäßig bewegt, kann sein Krebsrisiko deutlich senken. Und: Krebspatienten können durch ein wenig Sport die Nebenwirkungen der Chemotherapie und sogar das Rückfallrisiko vermindern. Das haben jetzt zwei neue Studien aus Großbritannien und Kanada gezeigt. Und dabei sind keineswegs körperliche Höchstleistungen gefordert. Schon mäßige körperliche Aktivität kann helfen.
Jede Bewegung zählt für die Gesundheit
Laut Weltgesundheitsorganisation WHO sollten Erwachsene jede Woche mindestens zweieinhalb Stunden mäßig oder 75 Minuten intensiv körperlich aktiv sein, um Krankheiten vorzubeugen. Motto: Für die Gesundheit zählt jede Bewegung. Der Sportmediziner Thorsten Schmidt vom Kieler Institut für Trainingstherapie empfahl im NDR-Gesundheitsmagazin VISITE, drei- bis viermal pro Woche eine halbe bis Dreiviertelstunde spazieren zu gehen.
Viele Menschen nehmen sich heute aber gar keine Zeit, um sich ausreichend zu bewegen. Sollten sie aber. Denn gerade auch im Hinblick auf das Risiko einer Krebserkrankung kann sich das sehr lohnen. Durch einen gesunden Lebensstil, zu dem auch regelmäßige körperliche Aktivität gehört, können Studien zufolge 40 Prozent aller Krebserkrankungen vermieden werden, sagte die Onkologin Anne Letsch vom Universitären Krebszentrum am Uniklinikum in Kiel in derselben VISITE-Sendung. Und schon leichte Bewegung wie Spazierengehen kann erwiesenermaßen das Risiko für verschiedene Krebserkrankungen, vor allem für Darmkrebs, reduzieren.
Mehr Schritte senken das Krebsrisiko
Die britischen Forscherinnen und Forscher wollten in ihrer Studie wissen: Sinkt das Krebsrisiko, wenn man mehr Schritte am Tag macht? Mehr als 85.000 Personen bekamen Schrittzähler zur Dokumentation des Bewegungsumfangs, und ihre Gesundheit wurde für mehrere Jahre beobachtet. Und tatsächlich: Das relative Krebsrisiko nahm um elf Prozent ab, wenn die Teilnehmenden pro Tag 7.000 statt 5.000 Schritte gingen. Zwischen 7.000 und 9.000 Schritten hatte der Krebs noch weniger Chancen. Dabei war es egal, wie schnell die Studienteilnehmer gelaufen sind. Durch Schrittzahlen über 9.000 konnte der positive Effekt dann allerdings nicht mehr gesteigert werden. Doch der Zusammenhang von mehr Bewegung und geringerem Krebsrisiko war deutlich.
Die zweite Studie wurde im Juni 2025 von Kanadischen und Australischen Forschenden im New England Journal of Medicine veröffentlicht. Sie ist aus einem anderen Grund spannend: Sie hat gezeigt, dass Bewegung und ein individuell angepasstes Krafttraining auch Menschen helfen können, die bereits an Krebs erkrankt sind. Untersucht wurden knapp 900 Menschen mit Darmkrebs, nach OP und Chemotherapie. Über drei Jahre absolvierte eine Gruppe ein angeleitetes leichtes Sportprogramm, die Kontrollgruppe erhielt nur Informationen über Bewegung. So konnten die Forschenden nachweisen, dass das Trainingsprogramm das Rückfallrisiko senkt und die Aussichten für ein längeres Überleben verbessert. Die Wirkung ist laut Onkologin Letsch vergleichbar mit der von Medikamenten.
Warum Bewegung gut ist gegen Krebs
Die Frage, warum Bewegung so wirksam ist gegen Krebs, ist noch weitgehend ungeklärt. Es gibt aber einige Anhaltspunkte für Mechanismen, die dahinterstecken könnten. So werden beispielweise sowohl Stoffwechsel als auch das Immunsystem durch sportliche Aktivität angeregt. Dadurch können dann Krebszellen möglicherweise besser bekämpft werden. Und auch eine aktive Muskulatur kann vor Krebs schützen. Denn Muskeln schütten Botenstoffe aus, die viele Prozesse im Körper beeinflussen können. Diese sogenannten Myokine können dabei helfen, Entzündungen zu reduzieren, die Stimmung zu verbessern und sogar Tumore im Wachstum zu hemmen.
Deshalb ist ausreichende Bewegung so wichtig: Nicht nur, um gesund zu bleiben und das Krebsrisiko zu senken, sondern auch, um die Nebenwirkungen einer Krebstherapie zu lindern und die Erkrankung besser in Schach halten zu können. Und dafür kann es einfach schon hilfreich sein, ein paar Stunden pro Woche gemütlich spazierenzugehen.