So reagiert Asien auf die Mahnbriefe von Donald Trump

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Mit Briefen an Japan, Südkorea und mehrere andere asiatische Staaten hat Donald Trump den Druck in den laufenden Zollverhandlungen erhöht, gleichzeitig aber auch die Frist für mögliche Einigungen verlängert. Das Moratorium von 90 Tagen, das der amerikanische Präsident kurz nach der Verkündung seiner „reziproken Zölle“ im April erlassen hatte, würde eigentlich an diesem Mittwoch enden. In den Briefen nannte er nun den 1. August als Datum, an denen die jeweiligen Zölle in Kraft treten sollten.

In Japan und Südkorea reagierten die Märkte am Dienstag erleichtert. Sowohl der Nikkei-Index in Tokio als auch der koreanische Leitindex Kospi verzeichneten Zugewinne im frühen Handel. Trump hatte in der vergangenen Woche damit gedroht, dass er die Zölle auf japanische Importe auf bis zu 35 Prozent anheben könnte. In seinem Brief an Ministerpräsident Shigeru Ishiba sprach er nun von 25 Prozent, was nur einen Prozentpunkt über dem im April angekündigten Wert liegt. Dieser Zoll solle auf nahezu alle japanischen Waren erhoben werden, die in die Vereinigten Staaten eingeführt werden und sei unabhängig von den derzeit geltenden sektoralen Zöllen, die 25 Prozent auf Fahrzeuge und Autoteile sowie 50 Prozent auf Stahl und Aluminium umfassen.

Warnung vor Gegen-Zöllen

Trump betonte, dass Waren, die über ein Drittland verschifft würden, um höhere Zölle zu umgehen, nicht ausgenommen werden sollten. Sowohl in dem Brief an Ishiba als auch in jenem an den südkoreanischen Präsidenten Lee Jae-myung betonte er: „Sollten Sie aus irgendeinem Grund Ihre Zölle erhöhen, wird der von Ihnen gewählte Prozentsatz zu den 25 Prozent hinzugefügt, die wir erheben.“

Trump veröffentlichte seine Schreiben zunächst auf seiner Plattform Truth Social. Die meisten adressierten Länder befinden sich gerade mitten in den Verhandlungen. So sind etwa Südkoreas Nationaler Sicherheitsberater Wi Sung-lac und Handelsminister Yeo Han-koo derzeit in Washington, um die Auswirkungen der Zölle auf Autos, Stahl und Aluminium zu minimieren. Japans Verhandlungsführer Ryosei Akazawa hatte nach Trumps wiederholten Drohungen am Donnerstag und am Samstag telefonisch mit dem US-Handelsminister Howard Lutnick diskutiert.

Noch höhere Zölle als angekündigt

So steigt für Malaysia, in dem US-Unternehmen wie Intel Milliardensummen in die Chipproduktion investiert haben und das diese Woche US-Außenminister Marco Rubio empfängt, der Zoll um einen Punkt auf 26 Prozent. Für Indonesien, dessen Vertreter ebenfalls am Wochenende mit Washington fieberhaft eine Einigung gesucht hatten, bleibt der Zoll bei 32 Prozent, für Thailand bei 36 Prozent. Der Zoll auf US-Importe aus Kambodscha, dem Trump vorwirft, als reiner Umschlagsplatz für umettikettierte US-Importe aus China zu funktionieren, soll überraschenderweise von zuvor 49 Prozent auf 36 Prozent sinken.

In Südasien soll ab ersten August der Zoll für Waren aus Bangladesch nicht mehr wie zuvor angedroht 37 Prozent, sondern zwei Punkte weniger betragen. Das dürfte der Wirtschaft des einkommensschwachen Landes wenig nützen. Diese stützt sich vor allem auf den Export von günstig hergestellter Kleidung. Für die internationalen Modeanbieter zählt dabei jeder Cent. Diese könnten in der Folge nicht etwa die US-Konsumenten höhere Preise zahlen lassen, sondern die Produkte in ein günstigeres Land als Bangladesch verlagern – zum Beispiel zum Nachbarn Indien.

Indien selbst klammerte Trump bei der Versendung seiner Mahnbriefe am Montag aus. Stattdessen teilte der US-Präsident mit, man stehe „kurz davor“, nach Großbritannien und China nun auch mit Indien einen „Deal“ abzuschließen. Bei der Vorstellung seiner „reziproken“ Zölle im April hatte Trump dem Land, das er zuvor oft als seinen „Freund“ bezeichnet hat, einen zusätzlichen Zoll von 26 Prozent angedroht. Seitdem versucht die Regierung von Ministerpräsident Narendra Modi halb verzweifelt, halb ärgerlich, vor dem Ablauf der von Trump gesetzten Frist am neunten Juli eine Einigung mit den Amerikanern zu erzielen.

Allerdings hat sich die Stimmung in Indien in der Zwischenzeit gegenüber den USA bereits merklich gedreht. Vor allem den politisch heiklen Agrarmarkt möchte Modi nicht wie von Washington gewünscht stark öffnen, weil dies Massenproteste der Bauern im Land zur Folge haben könnte, die ihre Verkäufe durch die Konkurrenz amerikanischer Importe bedroht sehen. Das Gleiche gilt für Molkereiprodukte.