Augenschäden möglich
Ärzte warnen vor diesen Eingriffen
08.07.2025 – 13:04 UhrLesedauer: 2 Min.

Kaum ein Markt boomt so stark wie die Schönheitsindustrie. Nun warnen Ärzte eindringlich vor neuen kosmetischen Prozeduren.
Der Markt der Kosmetikprodukte wird weltweit auf über 500 Milliarden Dollar geschätzt. Immer beliebter werden Schönheitseingriffe, zu denen auch kosmetische Prozeduren im Bereich der Augen zählen.
Die Deutsche Ophthalmologische Gesellschaft, die Fachgesellschaft für Augenheilkunde, warnt nun eindringlich vor kosmetischen Eingriffen wie Wimpernverlängerungen (“Extensions”) oder Lidstrich-Tätowierungen. “Sie können zu schwerwiegenden Nebenwirkungen führen, dessen muss man sich bewusst sein”, erklärt Augenärztin Elisabeth Messmer von der Augenklinik der Ludwig-Maximilians-Universität München in einer Pressemitteilung der Gesellschaft.
So könnten Wimpernverlängerungen akute, aber auch chronische Nebenwirkungen auslösen. “Zu den häufigsten akuten Störungen zählt das behandlungsbedürftige allergische Kontaktekzem am Lidrand, meist ausgelöst durch den verwendeten Klebstoff”, berichtet Messmer. Auch infektiöse Entzündungen des Lidrands und der Bindehaut würden beobachtet.
Langfristig wurde ihrer Aussage nach bereits die Verkalkung der Wimpernbasis als negativer Effekt beobachtet sowie der Verlust der Wimpern durch Verletzungen am Haarschaft. Schwerwiegende Nebenwirkungen wie eine Hornhauterosion oder eine Infektion der Hornhaut seien seltener.
Wer sich einen Lidstrich als Tattoo stechen lässt, muss nach der Behandlung mit Lidschwellungen und -rötungen rechnen, heißt es weiter. Diese Folgen sind nach Tätowierungen normal und klingen in der Regel nach Stunden bis Tagen wieder ab. “Es können aber auch allergische Reaktionen in Form von Ekzemen auftreten oder langwierige Entzündungen”, warnt Messmer.
Auch Infektionen mit Staphylokokken, Streptokokken, Hepatitis und HIV können vorkommen, vor allem bei unhygienischem Arbeiten. Untersuchungen zeigten ferner, dass Lidstrich-Tattoos längerfristig die Talgdrüsen des Lidrandes schädigen, die für den öligen Tränenfilm verantwortlich sind, und somit zu trockenen Augen führen können. Tattoos stehen zudem im Verdacht, Schuppenflechte und Neurodermitis zu verschlechtern. Zu den weiteren vermeidbaren Komplikationen gehören chemische Verätzungen und mechanische Verletzungen im Bereich des Auges durch die Behandelnden.
Messmer weist darauf hin, dass keine Berufsausbildung zur Kosmetikerin erforderlich ist, um sich im Bereich Permanent Make-up selbständig zu machen. “Schulungen umfassen oft nur wenige Tage, anschließend erhalten die Absolventen ein Zertifikat, das die Qualifikation offiziell bestätigt”, berichtet die Augenexpertin. Selbst wenn Einmal-Nadeln verwendet und Farben von vertrauenswürdigen Herstellern bezogen werden, enthalten moderne Tattoo-Tinten Pigmente mit Bestandteilen wie Antimon, Cadmium, Eisen, Chrom, Cobalt, Nickel und Arsen. “Es handelt sich bei Tattoo-Tinten somit um potenziell äußerst toxische Substanzen”, stellt Messmer fest.
Eindringlich warnt Messmer vor Weißfärbungen der Bindehaut (“I-Brite”), vor Augapfel-Tattoos und der sogenannten Keratopigmentierung, bei der die Augenfarbe durch einen chirurgischen Eingriff geändert wird.
Egal, welche Prozedur vorgenommen wurde, Alarmzeichen sollten in jedem Fall ernst genommen werden. “Wenn Lid- oder Augenrötung länger als wenige Tage anhalten, sollte man umgehend eine Augenärztin oder einen Augenarzt aufsuchen”, so Messmer. “Das gilt auch für Schmerzen nach der Prozedur oder eine Sehbeeinträchtigung.”