Chelseas 64-Millionen-Mann João Pedro trifft Ex-Klub ins Herz

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64-Millionen-Euro-Neuzugang João Pedro ist erst seit einer Woche bei Chelsea und wird direkt zum Helden. Und das ausgerechnet gegen seinen Heimatverein.

Aus New York berichtet Julian Buhl

Als João Pedro in der 60. Minute ausgewechselt wurde, waren wirklich alle Emotionen auf den Rängen des MetLife-Stadiums in East Rutherford zu beobachten. Die Mehrheit der 70.556 Zuschauer erhob sich von ihren Plätzen und verabschiedete den Mann des Spiels, der den FC Chelsea mit seinen beiden Treffern (18., 56.) fast im Alleingang zum 2:0-Sieg gegen Fluminense und damit ins Finale der Klub-WM geschossen hatte.

In der Kurve der Brasilianer mischten sich aber unter den dort ebenfalls zu vernehmenden Applaus und Jubel auch Buhrufe. Warum dieser ganze Wirrwarr an Emotionen? Weil mit Pedro ausgerechnet einer ihrer Landsleute für das Aus des Klubs aus Rio verantwortlich war. Mehr noch: Pedro war als Jugendspieler einst für Fluminense aufgelaufen.

Jetzt aber traf er seinen Ex-Klub gleich zweimal mitten ins Herz. In der 18. Minute schlenzte der brillant spielende Angreifer den Ball traumhaft aus rund 20 Metern ins Tor. In der 56. Minute legte Chelseas neuer Stürmerstar nach einer starken Einzelaktion mit einem wuchtigen Schuss unter die Latte nach. Nach beiden Treffern hob er beim Jubel jeweils entschuldigend die Hände.

Pedro beschrieb das Dilemma, in dem er steckte, folgendermaßen: “Als ich jung war, und nichts hatte, haben sie mir die Chance gegeben. Sie haben mir alles gegeben und mir gezeigt, wie man arbeitet.” Der 23-Jährige weiter auf der Pressekonferenz, an der er als Man-of-the-match teilnahm: “Es tut mir leid für die Jungs. Aber das ist Fußball, ich muss meinen Job professionell machen.”

Das ist ihm bereits in seinem zweiten Einsatz für den FC Chelsea eindrucksvoll gelungen. Der Londoner Klub hatte ihn erst vor einer Woche für knapp 64 Millionen Euro vom Ligakonkurrenten Brighton & Hove Albion verpflichtet. Brighton wiederum hatte ihn zwei Jahre zuvor für rund die Hälfte dieser Summe geholt.

Pedro direkt zur K.-o.-Runde bei der Klub-WM nachzumelden, machte sich nun gleich doppelt bezahlt. Zum einen startete der Brasilianer mit seinen beiden Treffern direkt durch, beschleunigte sozusagen von null auf Superstar.

Zudem war sein Doppelpack für seinen neuen Klub mindestens 30 Millionen US-Dollar (knapp 26 Millionen Euro) wert. Denn so viel Preisgeld bringt die Final-Teilnahme. Bei einem WM-Triumph würde die Fifa-Prämie sogar 40 Millionen Dollar (knapp 34 Millionen Euro) betragen. Damit wäre bereits mehr als die Hälfte der Ablösesumme schon wieder eingespielt.

“Es war ein Traumstart für mich. Besser hätte es nicht laufen können”, sagte Pedro. Dass ihm das gleich bei seinem Startelfdebüt gelungen ist, führt er auf die Ähnlichkeit seiner beiden Trainer zurück: Brightons Roberto De Zerbi und sein neuer Coach Enzo Maresca seien “sehr ähnliche Trainer”. Das habe es ihm leicht gemacht, sich an das Spiel seiner neuen Mannschaft anzupassen.

Maresca verriet weitere Details seines Plans für Pedro, der nun bereits voll aufgegangen ist. Er erklärte, er habe auch mit De Zerbi über Pedro und dessen Stärken gesprochen.

“Wir wussten, dass er ein sehr guter Spieler ist, vor allem gegen defensive Gegner. Deshalb haben wir ihn geholt und deshalb hat er heute auch gespielt”, sagte Maresca. “Er war zuletzt noch im Urlaub. Vielleicht ist er deshalb etwas frischer als der Rest der Mannschaft”, so der Coach weiter. “Ich bin sehr glücklich für João. Er hat seine Qualität heute gezeigt.”