Gelenkschmerzen am ganzen Körper: Ursachen im Überblick

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Wenn Gelenkschmerzen gleich mehrere Gelenke betreffen, grenzt das die möglichen Ursachen ein. Welche Auslöser infrage kommen.

Gelenkschmerzen können sich sehr unterschiedlich äußern: Sie können etwa

  • plötzlich (akut einsetzend) oder dauerhaft über längere Zeit auftreten,
  • nur bei Belastung oder auch in Ruhe zu spüren sein,
  • stark oder mild ausgeprägt sein,
  • mit zahlreichen weiteren Symptomen einhergehen, etwa mit Schwellungen, Rötungen, Krankheitsgefühl oder Fieber.

Eine genaue Beschreibung der Beschwerden gibt dem Arzt bereits wichtige Hinweise auf die dahinterstehende Erkrankung. Dazu gehört auch die Information, wie viele Gelenke betroffen sind. Denn nicht selten beschränkt sich der Schmerz nicht auf ein einzelnes Gelenk, sondern tritt in mehreren Gelenken beziehungsweise nahezu im ganzen Körper auf.

Ein Gelenk besteht aus Knochen, Knorpel, einer äußeren Gelenkkapsel sowie einer Gelenkflüssigkeit im Inneren. Jedes Gelenk ist von Muskeln, Bändern und Sehnen umgeben. Gelenkschmerzen bezeichnen Fachleute als Arthralgie. Ist das Gelenk entzündet, handelt es sich um eine Arthritis.

  • Oligoarthralgie, wenn zwei bis vier Gelenke schmerzen und von
  • Polyarthralgie, wenn fünf oder mehr Gelenke schmerzen.

Für den Arzt ist es hilfreich zu wissen, wie viele und welche Gelenke genau wehtun. Denn bei bestimmten Erkrankungen sind mehrere schmerzende Gelenke typisch. Auch die Information, ob die betreffenden Gelenke symmetrisch in beiden Körperhälften schmerzen oder nicht, ist ein wichtiger Hinweis.

In diesem Artikel können nur einige Ursachen von Gelenkschmerzen am ganzen Körper beziehungsweise in mehreren Gelenken genannt und beschrieben werden. Einige der aufgeführten Ursachen betreffen typischerweise nur ein Gelenk – manchmal sind die Beschwerden jedoch auch an mehreren Gelenken zu spüren. Was die Schmerzen tatsächlich ausgelöst hat, lässt sich nur durch eine ärztliche Untersuchung herausfinden.

Zu den häufigeren Ursachen von Gelenkschmerzen in mehreren Gelenken – oder möglicherweise auch nahezu am ganzen Körper – zählen etwa:

  • chronisch-entzündliche Erkrankungen wie rheumatoide Arthritis, Gelenkentzündung in Verbindung mit Schuppenflechte (Psoriasis-Arthritis), systemischer Lupus erythematodes (SLE)
  • Virusinfekte
  • Gelenkverschleiß (Arthrose)
  • reaktive Arthritis, eine akute Gelenkentzündung nach einer bakteriellen Infektion
  • Gicht, Chondrokalzinose (Pseudogicht)
  • Gelenkentzündung bei Kindern: juvenile idiopathische Arthritis

Weitere mögliche Ursachen für Gelenkschmerzen in mehr als einem Gelenk sind unter anderem:

  • Lyme-Borreliose, eine durch Zeckenstiche übertragene Infektion mit bestimmten Bakterien
  • Sarkoidose, eine entzündliche Erkrankung, die den ganzen Körper betreffen kann
  • Morbus Behçet, eine entzündliche Erkrankung, bei der verschiedene Organe in Mitleidenschaft gezogen werden können
  • Hämochromatose, eine Erkrankung, die mit einem Eisenüberschuss im Körper einhergeht
  • Gonokokken-Arthritis, eine Gelenkentzündung durch Bakterien
  • rheumatisches Fieber, das nach einer Streptokokkeninfektion auftreten kann
  • familiäres Mittelmeerfieber, eine genetisch bedingte Erkrankung, die insbesondere bei Menschen auftritt, die aus den östlichen Mittelmeerregionen stammen

Darüber hinaus gibt es Erkrankungen, die sich nicht oder eher selten direkt in den Gelenken bemerkbar machen, jedoch zu Schmerzen in den umliegenden Muskeln und Weichteilen führen. Dazu zählen etwa:

  • Fibromyalgie, eine chronische Schmerzerkrankung
  • Polymyalgia rheumatica, eine Erkrankung, die zu chronischen Entzündungen führt
  • Schleimbeutelentzündung (ausgelöst durch bestimmte Erkrankungen)

Einige der möglichen Ursachen von Schmerzen in mehreren Gelenken werden in den folgenden Abschnitten näher vorgestellt.

Die rheumatoide Arthritis ist die häufigste entzündliche Erkrankung der Gelenke. Ihre genauen Ursachen sind unbekannt. Die Symptome entstehen durch eine Autoimmunreaktion: Dabei greifen Zellen des Immunsystems irrtümlich eigenes Körpergewebe an.

Die rheumatoide Arthritis wird auch chronische Polyarthritis genannt. “Poly-” bedeutet, aus dem Griechischen übersetzt, “viel” und verdeutlicht, dass die Erkrankung mehrere Gelenke betrifft.

Zu Beginn sind oft Schmerzen, Schwellungen und Bewegungseinschränkungen (vor allem morgens) in den Gelenken der Finger und Zehen die ersten Symptome. Im weiteren Verlauf entstehen die Entzündungen häufig auch an weiteren Gelenken, Sehnenscheiden und Schleimbeuteln. Meist sind auf beiden Körperseiten die gleichen Gelenke entzündet. Mit der Zeit können die Gelenke dauerhaft Schaden nehmen.

Zudem sind weitere allgemeine Beschwerden möglich, etwa Müdigkeit, Abgeschlagenheit, Muskelschmerzen oder Fieber. Eine rheumatoide Arthritis verläuft meist in Schüben: Es gibt Phasen, in denen die Entzündung besonders stark ist, und Phasen, in denen sie abklingt.

Ausführliche Informationen über rheumatoide Arthritis und wie sie behandelt wird, erhalten Sie hier.

Etwa jede dritte Person mit Schuppenflechte (Psoriasis) bekommt im Laufe des Lebens eine Gelenkentzündung, die Psoriasis-Arthritis genannt wird. Dabei können viele verschiedene Gelenke gleichzeitig betroffen sein, etwa an Händen und Füßen, Ellenbogen, Knien oder Wirbeln. Sie

  • schmerzen,
  • sind geschwollen,
  • fühlen sich warm an und
  • werden steif, insbesondere morgens nach dem Aufstehen.

Im weiteren Verlauf können sich die entzündeten Gelenke verformen. Erkrankte fühlen sich zugleich meist sehr erschöpft. Fachleute sprechen von einer Fatigue. Mehr zur Psoriasis-Arthritis und ihrer Behandlung erfahren Sie hier.

Gelenkschmerzen durch reaktive Arthritis

Eine reaktive Arthritis ist eine Gelenkentzündung, die Tage bis Wochen nach einer bakteriellen Infektion entsteht. Insbesondere Infekte des Verdauungstrakts, der Harnwege, der Geschlechtsorgane oder der Atemwege kommen als Auslöser infrage.

Zu Beginn stehen Beschwerden wie Krankheitsgefühl, Appetitlosigkeit oder Fieber im Vordergrund. Anschließend kommt es zu Schmerzen und Schwellungen in einem oder mehreren Gelenken. Die entzündeten Gelenke fühlen sich wärmer an als umliegende Bereiche. Sie reagieren empfindlich auf Druck und sind in ihrer Beweglichkeit eingeschränkt.

Oft sind große Gelenke betroffen, etwa an der Hüfte, den Knien oder den Sprunggelenken. Bei manchen Menschen sind die Symptome gleichzeitig oder wechselnd an verschiedenen Gelenken zu spüren. Mehr zur reaktiven Arthritis lesen Sie hier.

Bei einer Arthrose handelt es sich um Gelenkverschleiß. Dieser entsteht, wenn die Knorpelschicht an den Knochenenden eines Gelenks stark abgenutzt ist – zum Beispiel aufgrund altersbedingter Prozesse, nach einer Verletzung oder durch starkes Übergewicht.

Dies führt zu Schmerzen (zunächst nur bei Belastung, später auch in Ruhe) und einer Versteifung der Gelenke. In manchen Fällen treten die Beschwerden schubweise und plötzlich auf. Fachleute sprechen dann von einer aktivierten Arthrose.

Arthrose zeigt sich meist nur in einem oder in wenigen Gelenken. Gelenkschmerzen am ganzen Körper sind für Arthrose eher untypisch.

Grundsätzlich kann eine Arthrose an jedem Gelenk vorkommen. Die Fingergelenke sind neben den Gelenken von Knie, Hüfte und Wirbeln jedoch besonders häufig betroffen. An Arthrose erkranken überwiegend Menschen in fortgeschrittenem Alter. Übergewicht und Veranlagung erhöhen ebenfalls das Risiko.