Umwelthilfe fordert besseren Hochwasserschutz | tagesschau.de

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Stand: 10.07.2025 04:31 Uhr

Beim Hochwasserschutz muss nachgebessert werden. Zu diesem Ergebnis kommt eine Analyse. Hunderttausende Menschen könnten von Überschwemmungen betroffen sein. Wie sehr, hängt auch vom Bundesland ab.

Viele Bundesländer sind nach Einschätzung der Deutschen Umwelthilfe (DUH) im Fall eines Jahrhunderthochwassers nicht ausreichend vorbereitet. Dabei seien die Risiken für schwere Schäden in einigen Regionen hoch, wie der Verein mitteilte. “Bislang tun die Bundesländer jedoch zu wenig für den Schutz der potenziell Hunderttausenden Betroffenen”, teilte DUH-Bundesgeschäftsführer Sascha Müller-Kraenner mit.

Zehn Bundesländer besitzen laut einer Bewertung der DUH ein mindestens sehr hohes Risiko für schwere Schäden im Falle eines “Jahrhunderthochwassers”. Bayern, Baden-Württemberg, Nordrhein-Westfalen und Niedersachsen hätten gar ein extremes Risiko, teilte die Umweltorganisation mit.

Besonders viele Menschen in Bayern potenziell betroffen

Aus der bei einem Jahrhunderthochwasser potenziell von Schäden betroffenen Fläche und der Zahl der betroffenen Wohnadressen errechnete die DUH einen Hochwasser-Risikograd für die Länder. Der Risikograd sei dann besonders hoch, wenn ein Bundesland insgesamt eine große Hochwasser-Risikofläche gemäß EU-Definition hat und gleichzeitig viele Wohnadressen in den möglichen Überflutungsgebieten liegen.

In Bayern ist der Risikograd den Angaben zufolge am höchsten. Dort seien mit mehr als 65.000 Wohnadressen besonders viele Menschen einem Hochwasserrisiko ausgesetzt, gleichzeitig sei dort bei einem Jahrhunderthochwasser auf 4,25 Prozent der Landesfläche mit erheblichen Schäden für Menschen, Umwelt, Kulturerbe und wirtschaftliche Tätigkeiten zu rechnen.

Zum Vergleich: In Nordrhein-Westfalen wäre dies zwar bei 6,8 Prozent der Landesfläche der Fall, hier wären mit rund 28.000 Wohnadressen aber deutlich weniger Menschen als in Bayern einem Hochwasserrisiko ausgesetzt.

Kaum Risikoflächen in Mecklenburg-Vorpommern und Berlin

Hoch ist der Anteil der Risikoflächen an der Landesfläche auch in Brandenburg (6,2 Prozent), Sachsen-Anhalt (5,9 Prozent) und Baden-Württemberg (4,7 Prozent). Am geringsten ist er in Mecklenburg-Vorpommern mit 0,7 Prozent und Berlin mit 0,76 Prozent. Die Berechnungen basieren laut DUH auf Daten des Gesamtverbandes der Deutschen Versicherer und der Bundesanstalt für Gewässerkunde.

Den prozentual höchsten Anteil an Risikoflächen im Verhältnis zur Landesfläche hat Nordrhein-Westfalen (6,8 Prozent). Dahinter folgen Brandenburg (6,2 Prozent) und Sachsen-Anhalt (5,9 Prozent). Die wenigsten Risikoflächen gibt es demzufolge in Mecklenburg-Vorpommern (0,7 Prozent), Berlin (0,76 Prozent) und Schleswig-Holstein (1,12 Prozent).

“Flüsse und Bäche brauchen mehr Raum”

Nachholbedarf im Bereich Hochwasservorsorge und Vorsorgemonitoring sieht die DUH vor allem beim naturbasierten Hochwasserschutz der Länder, etwa der Renaturierung von Auen und Flüssen. Durch solche Maßnahmen könnte sich Wasser besser ausbreiten und langsam wieder abfließen. “Flüsse und Bäche brauchen endlich mehr Raum, Wasser muss in intakten Wäldern, Wiesen und Feuchtgebieten zurückgehalten werden”, sagte Müller-Kraenner.

Ein Jahrhunderthochwasser ist statistisch gesehen einmal alle 100 Jahre zu erwarten, wobei sich diese Werte auf Messreihen in der Vergangenheit beziehen. Durch die Klimakrise und die landschaftlichen Veränderungen des vergangenen Jahrhunderts seien “Wasserstände dieser Höhe zukünftig häufiger zu erwarten”, schreibt die Umwelthilfe.