So wurde der Ex-Sportmoderator weltberühmt

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Wer an TV-Übertragungen im deutschen öffentlich-rechtlichen Fernsehen denkt, der denkt wohl auch an Gerhard Delling. Seine Auftritte mit Günter Netzer waren legendär.

Schwere Zeiten für den Ex-Sportmoderator Gerhard Delling und seine Frau Christina Block. Gegen die beiden startet am Freitag ein Prozess im Landgericht Hamburg, es geht um Kindesentführung. In der Silvesternacht 2023/24 wurden zwei Kinder der Gastronomie-Tochter von Dänemark nach Deutschland entführt – zwei Tage später tauchte der Junge und das Mädchen bei Block auf. Hintergrund: Die Mutter streitet sich seit Jahren mit ihrem Ex-Mann um das Sorgerecht der Kinder.

Der heute 66-jährige Delling hat sich mittlerweile zurückgezogen aus dem TV-Business. Im Mai 2019 moderierte er das Pokalfinale zwischen dem FC Bayern München und RB Leipzig, seine bis heute letzte Sendung. Doch langweilig ist der TV-Ikone seitdem nicht geworden. Er ist Vorstandsvorsitzender der Uwe-Seeler-Stiftung und der Alexander-Otto-Stiftung. Außerdem widmet er sich dem Schreiben, hat 2021 sein erstes Buch “Ella & Co. KG” veröffentlicht. Zudem ist Delling als Dozent im Sportjournalismus an der Fachhochschule des Mittelstands in Hannover beschäftigt.

Seine hohe Bekanntheit hat er fraglos auch einer anderen Person aus dem Sportbusiness zu verdanken: Günter Netzer. Zwischen 1998 und 2010 moderierten die beiden diverse Sport-Liveübertragungen – und brannten sich durch ihre humorvolle Art, aber auch durch scharfe Analysen ins Gedächtnis der Sportfans der Republik. Das Duo wurde zum Kult, weil die beiden eine Mischung aus journalistischer Ernsthaftigkeit und unterhaltsamen Schlagabtausch boten.

Für ihre Sportübertragungen wurden die beiden mit dem Grimme-Preis (2000) sowie dem Deutschen Fernsehpreis (2008) in der Kategorie “Beste Sportsendung” ausgezeichnet. Bis heute unvergessen ist wohl vor allem eine Szene, die sich bei der Fußball-Europameisterschaft 2004 in Portugal ereignete. Beim Vorrundenspiel Deutschland gegen Lettland stand es zur Halbzeitpause 0:0-Unentschieden.

Während der Halbzeitpause diskutierten Delling und Netzer über die Leistung der deutschen Mannschaft. Delling führte gewohnt sachlich in die Analyse ein, doch Netzer war sichtlich genervt. Die Stimmung wurde gereizter, bis es zur berühmten Eskalation kam. In Anspielung auf das Spielsystem der deutschen Mannschaft fragte Delling: “Glauben Sie, dass das Experiment mit der Raute gelungen ist?“ Netzer antwortete schnippisch: “Das ist doch Quatsch, was Sie da sagen.” Delling entgegnete, sein Kollege Netzer könne “auch mal sachlich bleiben”. Das war dem ehemaligen Fußballer zu viel, verärgert riss er sein Mikro ab und sagte: “Dann mach doch deinen Scheiß alleine!”

Viele Zuschauer dachten nach der Situation, dabei handele es sich um eine geplante Show. Doch dem war nicht so, Netzers Verhalten war authentisch, nicht gespielt. Es war ein emotionaler Ausbruch, der die Freundschaft zwischen den beiden aber nicht einschränkte.

Szenen wie diese gab es einige bei dem Gespann, wofür sie berühmt und gefeiert wurden. Netzer und Delling sind immer noch gut befreundet – dennoch bindet die beiden eine Distanz, denn sie Siezen sich immer noch. Die Freundschaft zwischen ihnen wurde besonders durch eine Geste deutlich: 2003 war Netzer bei Dellings zweiter Hochzeit mit der TV-Journalistin Isabelle Delling Trauzeuge.