Studie belegt erstmals Wachstum auch im Erwachsenenhirn

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Lange Zeit galten Neuronen im Gehirn als nicht erneuerbar. Doch eine aktuelle Studie aus Schweden zeigt: Auch im Alter entstehen neue Nervenzellen.

Das menschliche Gehirn bleibt auch im Erwachsenenalter erstaunlich aktiv – und bildet weiterhin neue Nervenzellen. Das belegt eine Studie des Karolinska-Instituts in Stockholm. Forscher konnten erstmals sogenannte neuronale Vorläuferzellen nachweisen, also Zelltypen, aus denen sich neue Neuronen entwickeln.

Die Entdeckung bricht mit einer jahrzehntelangen Lehrmeinung: Bisher glaubte man, dass das Gehirn nach Kindheit und Jugend keine neuen Nervenzellen mehr bildet. Jetzt steht fest: Der Hippocampus – eine Hirnregion, die für Gedächtnis und Lernen wichtig ist – bleibt zeitlebens regenerationsfähig.

Im Rahmen der Studie wurde das Gehirngewebe von 25 verstorbenen Personen im Alter von 0 bis 78 Jahren untersucht. Mithilfe moderner Verfahren wie der Einzelzell-RNA-Sequenzierung konnten die Wissenschaftler mehr als 400.000 Zellkerne analysieren. Das Ergebnis: Auch bei den erwachsenen Probanden fanden sie Zelltypen, die sich teilen und typische Merkmale junger Nervenzellen aufweisen.

Diese sogenannten Vorläuferzellen – darunter Stammzellen, Zwischenformen und sogenannte Neuroblasten – wurden zwar seltener gefunden als bei Kindern, waren aber nachweisbar. Besonders aktiv waren sie im sogenannten Gyrus dentatus, dem Eingang des Hippocampus.

Die Entdeckung, dass auch im reifen Gehirn ständig neue Nervenzellen entstehen, könnte wegweisend sein – für Alzheimer, Depressionen oder andere neurologische Erkrankungen. Denn wenn sich das Gehirn selbst erneuern kann, lassen sich diese Prozesse womöglich medizinisch fördern. Schon heute weiß man, dass neue Neuronen die Hirnleistung verbessern und zur psychischen Gesundheit beitragen.