In vielen Ländern sind Einweg-E-Zigaretten hoch umstritten – teils aus Gesundheitsgründen und teils aufgrund der Umwelt- und Entsorgungsschwierigkeiten. Mehrere Länder in Europa haben schon Verbote für Wegwerf-E-Zigaretten und -Vaporizer (Vapes) erlassen, etwa Frankreich und Belgien. Die EU will die Geräte von 2027 an verbannen. In Großbritannien ist ein Verbot der Einweg-Geräte vor gut einem Monat in Kraft getreten. Doch die Wirksamkeit und Folgen des Verbots im Vereinigten Königreich sind unklar.
Offenbar hat die Industrie nahezu identische Mehrfach-E-Zigaretten zum gleichen Preis auf den Markt gebracht, die überwiegend nach einmaligem Gebrauch auf dem Müll landen, ergab eine Recherche der britischen Wirtschaftszeitung „Financial Times“, die sich auf Marktbeobachter stützt. Die populären Marken Elf Bar, Lost Mary und Geek Bar, die alle aus China kommen, haben ihre früheren Einweg-Vapes durch Pseudo-Mehrweggeräte ersetzt, die für denselben Preis wie die früheren Einweg-Geräte verkauft werden. In Großbritannien liegt dieser Preis üblicherweise bei knapp 6 Pfund (gut 7 Euro).

In der Mehrzahl der Vape-Geschäfte im Großraum London gebe es aber keine Wiederauffüll-Flüssigkeiten (Liquids) zu kaufen, monieren Verbraucherschützer. Dafür gebe es keine Lieferketten. Der Chef des Branchenverbands UK Vaping Industry Association (UKVIA) gab zu, dass es „ein Fehler“ des Gesetzes sei, dass es keine Pflicht zum Verkauf von Auffüllliquids für die Verdampfer enthalte. Die Londoner Regierung hat das Verbot, das am 1. Juni in Kraft trat, vor allem mit der Sorge vor dem stark zunehmenden Konsum von E-Zigaretten durch Jugendliche begründet. Das Ministerium für Umwelt und Ernährung kritisierte, die Wegwerf-Vapes „machen Kinder nikotinsüchtig und verschandeln unsere Straßen“.
Sechs Millionen Erwachsene raucht E-Zigaretten
Der Verkauf von E-Zigaretten ist inzwischen zu einem Milliardengeschäft geworden. Laut einer etwas älteren UKVIA-Erhebung machte die Branche in Großbritannien schon fast drei Milliarden Pfund (3,3 Milliarden Euro) Umsatz. Laut einer YouGov-Umfrage rauchen fast sechs Millionen Erwachsene auf der Insel regelmäßig E-Zigaretten, das ist mehr als ein Zehntel der Bevölkerung. Unter Jugendlichen rauchen noch mehr Vapes. Die bunten Packungen stapeln sich in Tausenden Kiosken an den Kassen.
In Deutschland sind E-Zigaretten und Vapes noch nicht so verbreitet, der Gebrauch nimmt aber stark zu. Der Umsatz in Deutschland soll im Jahr 2023 um etwa 25 Prozent auf etwas mehr als eine Milliarde Euro gestiegen sein, schätzt der Branchenverband „Bündnis für Tabakfreien Genuss“ (BfTG). Nach seinen Angaben nutzen in der Bundesrepublik mittlerweile drei Millionen Menschen E-Zigaretten.
Es gibt immer mehr Verkaufspunkte außerhalb des Fachhandels wie Tankstellen, Supermärkte und Kioske. Laut dem Verband gibt es schon mehr als 300 E-Zigaretten-Firmen.
Auch der Schwarzmarkt wächst
Die umsatzstärkste Marke in Deutschland ist mit Abstand die chinesische Elf Bar, gefolgt von den amerikanischen Marken Vuse und Juul. Vuse ist ein Produkt von Reynolds American beziehungsweise dem Mutterkonzern British American Tobacco; Juul stellt ein Unternehmen aus San Francisco her. Neben den offiziellen Angeboten hat sich ein rasch wachsender Schwarzmarkt entwickelt, dessen Volumen der Verband auf 300 Millionen Euro beziffert. Die Verkäufer hinterziehen dort Steuern.
Elektronische Zigaretten oder Vapes unterscheiden sich von Tabakzigaretten, weil sie keinen Rauch erzeugen, sondern einen nikotinhaltigen, aromatisierten Dampf. Befürworter sehen darin eine weniger gesundheitsschädliche Alternative zum klassischen Rauchen. Kritiker verweisen darauf, dass auch E-Zigaretten-Konsum Gesundheitsrisiken berge durch das Nikotin.
Der Anteil der Einweg-E-Zigaretten sinke auch ohne Verbot in Deutschland, betont der Verband. Lag er 2022 noch bei 40 Prozent, habe er sich schon halbiert. Der Bundesrat hat schon mehrfach für ein Verbot von Einweg-E-Zigaretten gestimmt, konnte sich damit aber nicht durchsetzen. Für ein Verbot der elektronischen Einweggeräte hat sich insbesondere auch der Verband der Abfallwirtschaft BDE ausgesprochen. Es komme wegen weggeworfener Vapes immer häufiger zu Bränden, weil die Lithium-Ionen-Akkus Feuer fangen, warnte der BDE. Angeblich brenne es schon fast täglich in Müllfahrzeugen oder Recyclinganlagen im Lande.