Anklage wegen Freiheitsberaubung
Christina Blocks Kinder sollen sie nicht mehr Mama nennen
10.07.2025 – 17:06 UhrLesedauer: 3 Min.

Im Prozess gegen Unternehmerin Christina Block steht nicht nur juristisch viel auf dem Spiel. Die Beziehung zu ihren Kindern scheint tief erschüttert.
Am Landgericht Hamburg beginnt an diesem Freitag ein aufsehenerregender Prozess gegen die Unternehmerin Christina Block. Die Erbin der Steakhaus-Kette steht unter dem Verdacht, in eine mutmaßliche Kindesentziehung verwickelt zu sein. Gemeinsam mit ihrem Partner Gerhard Delling, dem früheren Sportmoderator, sowie fünf weiteren Beschuldigten muss sie sich strafrechtlich verantworten.
Laut Anklage soll Block die Entführung ihrer beiden Kinder Klara, damals 13, und Theodor, damals 10, in der Silvesternacht 2023 veranlasst haben. Die Vorwürfe wiegen schwer: schwere Kindesentziehung, gefährliche Körperverletzung, Freiheitsberaubung und Misshandlung Schutzbefohlener. Bei einer Verurteilung drohen ihr bis zu zehn Jahre Haft. Für alle Beteiligten gilt die Unschuldsvermutung.
Zwischen Christina Block und ihren Kindern scheint es im Zusammenhang mit der Tat zu einer emotionalen Entfremdung gekommen zu sein. Laut Aussagen von Stephan Hensel, dem Vater der Kinder, und seiner neuen Partnerin Astrid Have gegenüber der “Zeit” bezeichnen die Geschwister ihre Stiefmutter inzwischen als “mor”, das dänische Wort für Mutter. Ihre leibliche Mutter Christina Block nennen sie demnach nur noch beim Vornamen.
Die Tat, um die es nun im Prozess geht, ereignete sich im dänischen Gråsten, einem kleinen Ort mit rund 4.000 Einwohnern. Dort hatten die Kinder gemeinsam mit ihrem Vater Stephan Hensel das Silvesterfeuerwerk angesehen, als laut Angaben der dänischen Polizei plötzlich maskierte Männer auftauchten. Der Vater wurde niedergeschlagen. Die Kinder sollen anschließend durch einen schlammigen Wald in Richtung der deutsch-dänischen Grenze gebracht und später mit einem Fahrzeug weitertransportiert worden sein.
Wie die “Zeit” berichtet, war die Aktion offenbar detailliert vorbereitet. Demnach sei das Wohnhaus von Stephan Hensel und seiner Lebensgefährtin Astrid Have im Vorfeld observiert worden. Das Paar fand nach eigenen Angaben im März 2023 in einer Hecke auf dem Grundstück zwei GoPro-Kameras. Diese sollen direkt auf den Flur gerichtet und mit mehreren Powerbanks und zwei Mobiltelefonen verbunden gewesen sein. Die Geräte hätten über längere Zeiträume hinweg intime Alltagsszenen aus dem Inneren des Hauses aufgezeichnet – etwa den Weg ins Badezimmer oder den Aufenthalt in der Küche.
Die dänischen Ermittler stellten außerdem fest, dass auf einem benachbarten Garagendach ein Tauchsack versteckt war, in dem sich eine Festplatte mit über 600 kinderpornografischen Dateien befand. Laut Hamburger Behörden soll es sich dabei um gefälschtes Material handeln – mutmaßlich mit dem Ziel, Hensel und seinem Anwalt Gerd Uecker zu diskreditieren.
Brisant ist auch, was die Ermittler auf einem Handy von Christina Block entdeckten: In einer Notiz vom 11. Juli 2023 ist offenbar von einer “Bombe bei U.” die Rede. Der Eintrag lautet laut “Zeit”: “Ich höre etwas von Bombe. Bei U. Ich weiß, was das heißt. Es könnte böse ausgehen. Aber dann ist es so, ich empfinde kein Mitleid.” In der folgenden Passage heißt es: “Es stand im Raum, ob er sich selbst umbringen wird. Oder ob ihn jemand anderes, ein Betroffener, umbringen wird. Naja, das hoffe ich natürlich nicht.” Unklar bleibt, ob mit “U.” Anwalt Uecker gemeint sein könnte.
Ein weiteres Detail aus dem “Zeit”-Bericht betrifft ein Notizbuch, das in der Wohnung eines der Verdächtigen gefunden wurde. Es enthielt nicht nur Skizzen des Hauses von Hensel und Have, sondern auch Hinweise auf einen angeblich geplanten Einsatz eines falschen Journalisten, der Zugang zu dem Haus erhalten und einen USB-Stick deponieren sollte. Auch ein Gespräch mit Christina Block sei darin vermerkt – sie wird darin mit dem Decknamen “Lady B” bezeichnet.
Für den Prozess sind insgesamt 37 Verhandlungstage angesetzt. Die letzte Sitzung soll am 23. Dezember stattfinden – einen Tag vor Heiligabend. Tochter Klara wird im Gerichtssaal erwartet, um gegen ihre Mutter auszusagen.