Franziska Hoppermann soll Enquete-Kommission zu Corona leiten

10

Selten sind die Erwartungen, die auf einer Person liegen, so unterschiedlich wie im Fall von Franziska Hoppermann. Die neue Vorsitzende der Enquetekommission zur Aufarbeitung der Corona-Pandemie soll aus Sicht eines Teils der Bevölkerung endlich aufklären über für grundgesetzwidrig gehaltene Freiheitsbeschränkungen während der Pandemie. Andere erwarten von ihr, Vertrauen in staatliche Institutionen wiederherzustellen – und Vorbereitungen für mögliche kommende Pandemien zu treffen.

Mit Hoppermann übernimmt diese komplexe Aufgabe nun eine Politikerin, die auf der Berliner Bühne – mit einer Ausnahme – noch nicht nennenswert in Erscheinung getreten ist. Auch ihr Aufstieg innerhalb der CDU erfolgte weitgehend unbemerkt von der breiten Öffentlichkeit. Geboren im Januar 1982 in Hamburg, trat Hoppermann im Jahr 1998 mit 16 Jahren in die Junge Union ein, wo sie kurz darauf zur stellvertretenden Landesvorsitzenden wurde.

Parallel zu einem BWL-Studium arbeitete sie im Büro eines Hamburger CDU-Abgeordneten. Im Jahr 2009 begann ihre Karriere in der Hamburger Verwaltung. In der Justizbehörde war sie während der Pandemie eingebunden in die Beschaffung von medizinischem Material, Verordnungen zum Schutz vor dem Coronavirus sind über ihren Schreibtisch gegangen. Für die CDU war dies ein wichtiges Argument, Hoppermann zur Vorsitzenden der Enquetekommission zu wählen. Mit ihr an der Spitze, so die Hoffnung, gerät die Länderperspektive nicht völlig aus dem Blick.

Hoppermann im Team Röttgen: „Weil ich mir das zutraue“

Zwei Jahrzehnte lang engagierte sich Hoppermann im damals stark männerdominierten Hamburger Landesverband kommunalpolitisch, bis sie im Frühjahr 2021 zur Direktkandidatin für den Wahlkreis Wandsbek gewählt wurde. Über die Landesliste zog sie in den Bundestag ein. Der Hamburger Frauenunion sitzt sie seit 2017 vor. Während der Koalitionsverhandlungen kritisierte sie die rein männliche Verhandlungsgruppe Finanzen.

Hoppermann ist Mitglied des Arbeitnehmerflügels und wird eher dem liberalen CDU-Spektrum zugeordnet, wenngleich sie als Katholikin auch in konservativen Kreisen vernetzt ist. Ihren bislang einzigen Auftritt auf der großen Berliner Bühne hatte sie im März 2021, als Norbert Röttgen mit ihrer Unterstützung CDU-Parteichef werden wollte. Als sie gefragt wurde, inwiefern sie für den Posten der Generalsekretärin qualifiziert sei, in den Röttgen sie befördern wollte, lautete ihre Antwort: „Weil ich mir das zutraue.“

Daraus wurde nichts, stattdessen wurde sie als Nachfolgerin von Julia Klöckner Bundessschatzmeisterin der CDU. Eine Legislaturperiode später steht Hoppermann endgültig im Fokus der Öffentlichkeit. Viel zutrauen muss sie sich auch als Leiterin der Enquetekommission, denn die Erwartungen sind groß.