Healy gewinnt Etappe – van der Poel holt Gelbes Trikot

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Tour de France

Überraschungssieger auf Etappe sechs – Gelbes Trikot wechselt

10.07.2025 – 17:52 UhrLesedauer: 3 Min.

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Ben Healy: Der Ire jubelte über den Etappensieg. (Quelle: Jan De Meuleneir/imago-images-bilder)

Die sechste Etappe der Tour de France hat einen Überraschungssieger zu bieten – und ein spannenden Schlussspurt um das Gelbe Trikot.

Mathieu van der Poel quälte sich die letzte Rampe hinauf und saß anschließend völlig fertig auf dem Asphalt. Doch der große Kampf hat sich gelohnt: Der Klassiker-König hat sich bei der Tour de France nach nur einem Tag das Gelbe Trikot zurückgeholt. Am Ende gab die Winzigkeit von einer Sekunde den Ausschlag. Der niederländische Ex-Weltmeister fuhr auf der sechsten Etappe über 201,5 Kilometer von Bayeux nach Vire-Normandie in einer Ausreißergruppe auf den achten Platz hinter dem irischen Tagessieger Ben Healy.

Damit übernahm van der Poel wieder die Gesamtführung, die er am Mittwoch im Einzelzeitfahren an Titelverteidiger Tadej Pogačar verloren hatte. Für den Paris-Roubaix-Champion ist es bereits das vierte Gelbe Trikot bei der diesjährigen Tour, 2021 war er schon sechs Tage lang als Spitzenreiter unterwegs gewesen.

Pogačar schonte indes seine Kräfte für weitere Heldentaten in den Bergen und erreichte mit den anderen Sieganwärtern 5:27 Minuten hinter Tagessieger Healy das Ziel. Auch der deutsche Hoffnungsträger Florian Lipowitz, der am Mittwoch im Einzelzeitfahren einen starken sechsten Platz belegt hatte, gehörte der Gruppe um Pogačar an.

Sechs kleinere Bergwertungen und insgesamt 3500 Höhenmetern – das Profil glich ein wenig den Klassikern in den Ardennen und war damit maßgeschneidert für van der Poel. Der Cross-Weltmeister hat noch einiges vor bei dieser Tour. MvP kämpfte auch beim Zwischensprint um Punkte und will offenbar stellvertretend für seinen auf der dritten Etappe schwer gestürzten Teamkollegen Jasper Philipsen das Grüne Trikot holen.

Vor dem Start hatte noch Pogačar neben dem Gelben Trikot auch die Punkte- und Bergwertung angeführt. Dass er in der frühen Phase der Tour noch kein großes Interesse an den Führungstrikots hatte, ließ der slowenische Ausnahmekönner bereits vor dem Start durchblicken. “Das ist ein Tag für die Ausreißer. Gut möglich, dass sie auch das Gelbe Trikot holen”, sagte Pogačar.

Und so kam es auch: Rund 130 Kilometer vor dem Ziel bildete sich eine acht Mann starke Fluchtgruppe mit klassischen Ausreißern wie Healy oder Quinn Simmons aus den USA. Im Peloton kontrollierte Pogačars Teamkollege Nils Politt mit seinem großen Motor das Tempo.

Die Entscheidung über den Tagessieg fiel 41 Kilometer vor dem Ziel, als Healy alleine loszog und die Mitausreißer nicht mehr folgen konnten. Ähnlich hatte der Ire bereits 2023 eine Etappe beim Giro d’Italia gewonnen.

Unauffällig rollte auch Pogačars Rivale Jonas Vingegaard in der Favoritengruppe mit, nachdem er am Vortag noch eine krachende Niederlage im Einzelzeitfahren eingesteckt hatte, was in der dänischen Heimat großes Entsetzen ausgelöst hatte.

“Vingegaard von Pogačar platt gemacht”, schrieb das Boulevardblatt B.T. 1:05 Minuten hatte der Tour-Sieger von 2022 und 2023 auf den zweitplatzierten Pogačar verloren. “Wir müssen die Zeit irgendwo wieder rausholen, wenn Jonas die Tour gewinnen will”, sagte sein Visma-Sportdirektor Grischa Niermann.

Vielleicht schon am Freitag, wenn es auf der siebten Etappe unter den Favoriten wieder zur Sache gehen könnte. Über 197 Kilometer geht es von Saint-Malo zur Mur-de-Bretagne. Dabei wartet ein zwei Kilometer langer Schlussanstieg mit durchschnittlich 6,9 Prozent Steigung auf die Fahrer. Beim letzten Tour-Abstecher vor vier Jahren holte sich übrigens von der Poel an der Mauer den Sieg – und das Gelbe Trikot.