Bayern will „begleitetes Trinken“ für Jugendliche verbieten

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Die bayerische Staatsregierung wird an diesem Freitag eine Bundesratsinitiative zur Abschaffung des „begleiteten Trinkens“ einbringen. Die bisherige Regelung entstammt dem Jugendschutzgesetz aus dem Jahr 1952 und erlaubt es Jugendlichen im Alter von 14 und 15 Jahren, im Beisein einer sorgeberechtigten Person etwa in Gaststätten oder sonst in der Öffentlichkeit bestimmte Arten alkoholischer Getränke – Bier, Wein, weinähnliche Getränke – zu konsumieren, bevor sie dann mit 16 diese Getränke ohnehin kaufen und trinken können.

Die bayerische Gesundheitsministerin Judith Gerlach (CSU) will das begleitete Trinken abgeschafft sehen. „Mit einem frühen Alkoholkonsum gehen wirklich besonders große gesundheitliche Risiken einher“, sagte sie diese Woche nach einer Sitzung des bayerischen Ministerrats, in dem sie Unterstützung für ihr Anliegen bekam. „Für uns steht das einfach in klarem Widerspruch zum bayerischen Ziel eines konsequenten präventiven Jugend- und Gesundheitsschutzes.“

„Konsequenter als bisher schützen“

Gerlach geht davon aus, im Bundesrat „breite Unterstützung“ für ihr Anliegen zu bekommen. Tatsächlich hatte zuletzt auch die Gesundheitsministerkonferenz auf ein gesetzliches Verbot des begleiteten Trinkens gedrängt. „Wir diskutieren über die Abschaffung des ‚begleiteten Trinkens‘ dort schon länger“, sagte Gerlach der F.A.Z. gegenüber. „Diese veraltete gesetzliche Legitimation verharmlost, was Alkohol bei jungen Menschen anrichten kann.“ Es müsse jetzt „einfach mal ein Punkt hinter die Debatte gesetzt und die Abschaffung umgesetzt werden“.

Sie beruft sich dabei auch auf „internationale Studien“. Die zeigten, so eine Sprecherin des Ministeriums, „dass das begleitete Trinken im Vergleich zum konsequenten Konsumverbot keinen positiven, sondern einen klar negativen Einfluss auf den Umgang Jugendlicher mit Alkohol hat und sogar im Zusammenhang mit riskantem Alkoholkonsum steht“. Der Zugang zu Alkohol im Elternhaus und die Erlaubnis der Eltern zum Alkoholkonsum könne mit höherer Intensität und Häufigkeit des Alkoholkonsums bei Kindern in Verbindung gebracht werden. Zentral sei dabei das soziale Lernen, wenn Eltern ihren Kindern den Alkoholkonsum vorlebten.

Auf die Frage der F.A.Z., ob nicht gerade das Bier- und Leben-und-leben-lassen-Land Bayern ein bisschen liberaler sein sollte, wenn es um Alkohol geht, antwortete Gerlach, die immerhin aus der Weinregion Unterfranken kommt: „Es geht bei unserer Bundesratsinitiative um die Gesundheit von jungen Menschen, für die Alkohol besonders gefährlich ist. Sie müssen konsequenter als bisher geschützt werden. Es wäre völlig falsch, bei diesem Thema ‚ein bisschen liberaler‘ zu sein.“