Fraktur: Friedensnobelpreis für Donald Trump?

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In der Haut von Putins engsten Mitarbeitern möchte man jetzt nicht stecken. Die versuchen zwar, den Chef jeden Tag mit neuen Angriffsrekorden auf die ukrainischen Städte zu erfreuen. Aber ihr Herr wird sicher nicht sich selbst dafür geißeln, dass keiner seiner Lakaien ihn auf die Idee brachte, Trump für den Friedensnobelpreis vorzuschlagen, obwohl Putin dafür doch nicht weniger qualifiziert gewesen wäre als Netanjahu.

Der Generalissimus im Kreml dürfte geflucht haben wie ein Landsknecht, als er sah, wie es Trump rührte, von seinem Busenfreund Bibi in Oslo angemeldet worden zu sein. Der weiß einfach, wie man den Ami um den Finger wickelt. Den Blick, den Netanjahu bei der Überreichung des Schriftstücks Trump zuwarf, hätte sogar Stormy Daniels zum Erröten gebracht. Der völlig betörte Trump glaubte offenkundig, das sei bereits die Verleihungsurkunde, jedenfalls konnte er nur noch „wow“ flöten. Wir sind nun ziemlich sicher, dass Trump sich demnächst bei Netanjahu mit einer Besitzurkunde für den Gazastreifen revanchieren wird. Und dass Putin sich denkt: Verdammt, wenn ich Trump für den Friedensnobelpreis nominiert hätte, hätte er mir sicher die Ukraine geschenkt!

Wo hat Obama so gut Englisch gelernt?

Denn der Narziss im Weißen Haus hatte ja schon mehrfach zu erkennen gegeben, dass jede Faser seines Körpers nach dieser Ehrung verlangt, die diesem Obama – wo hat der eigentlich so gut Englisch gelernt? – zuteil wurde, bloß weil der einmal zum amerika­nischen Präsidenten gewählt worden war. Trump aber sitzt schon zum zweiten Mal im Oval Office ohne Einladung nach Oslo, das ist doch eine schreiende Ungerechtigkeit!

Die im Netz kursierenden Behauptungen, Trump habe Norwegen mit Bombardierung gedroht, wenn er den Preis wieder nicht bekomme, ent­behren jedoch jeder seriösen Grundlage. Trump hatte – nach eigener Darstellung – nur zu Putin gesagt, dass er Moskau „in Grund und Boden bombardieren“ werde, falls Russland die Ukraine angreife. Und Peking, wenn es Taiwan überfalle. Wenigstens Xi scheint Trump geglaubt zu haben.

Wird Trump der Hinweis trösten können, dass ein Vorschlag für den Nobelpreis noch keine Garantie dafür ist, ihn auch zu erhalten, selbst dann nicht, wenn er von einem Friedensengel wie Netanjahu kommt? Denn auch in diesem Jahr hat Trump starke Konkurrenz, und das Komitee in Oslo die Qual der Wahl.

Nominiert die AfD Putin?

Uns würde es jedenfalls nicht überraschen, wenn die AfD Putin nominierte und Putin die AfD. Letztere lobt ja sehr den russischen Friedensplan für die Ukraine, der gar nicht so weit vom Friedensplan Netanjahus für den Gazastreifen entfernt zu sein scheint. Außerdem wollte die AfD auch in Deutschland friedlicher sein und weniger Rabatz machen, was Weidel in der Haushaltsdebatte dadurch unterstrich, dass sie Merz nur noch Lügenkanzler nannte. Auffallend war auch, dass sie nicht mehr die RE-MI-GRA-TION der Messermänner und Kopftuchmädchen forderte und darauf verzichtete, wie ihre Parteifreundin Höchst die Muslime in Deutschland davor zu warnen, dass alles, was sie hierzulande äßen, mit Schweinescheiße gedüngt worden sei.

Wahrscheinlich ist die rhetorische Mäßigung der AfD aber auch nur eine Masche wie Hitlers Legalitätstaktik. Es wäre ja doch ein Witz, wenn man nicht einmal mehr in den Reihen der AfD alles sagen dürfte! Dann wäre der Partei ähnlicher Spott sicher wie Weidels Idol in Washington, das neuerdings von seinen Kritikern „Taco-Man“ genannt wird, und das nicht Trumps Liebe zu Mexiko halber. Taco ist ein Akronym, das aus den Worten gebildet wird „Trump always chickens out“. Am treffendsten lässt sich das ins Deutsche übersetzen mit „Trump zieht immer den Schwanz ein“.

Damit wird aufgespießt, dass er fast jedem mit Zöllen oder der Hölle droht, dann aber immer wieder einen Rück­zieher macht. Trump gab schon zu erkennen, wie extrem es ihn ärgert, als ängstliches Hühnchen verspottet zu werden. Diese Demütigung ist für uns alle nicht ungefährlich, denn vielleicht meint Trump jetzt erst recht, der Welt beweisen zu müssen, dass er der größte Gockel auf dem Hof ist. Könnten die in Oslo, um Trump von Dummheiten abzuhalten, nicht einfach mal auch den prächtigsten Hahn prämieren?