DFB-Trainer Christian Wück tappt in dieselbe Falle

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Nach Ann-Katrin Bergers mitunter riskantem Torwartspiel sah Bundestrainer Christian Wück Klärungsbedarf. Nun stellt sich plötzlich eine ganz andere Frage.

Aus Zürich berichtet Kim Steinke

Es war ein einfacher Satz, mit dem Bundestrainer Christian Wück Klarheit schaffen wollte. “Es gab bei uns nie eine Torwartdebatte”, betonte der 52-Jährige am Freitagmittag auf der Abschlusspressekonferenz des deutschen Frauen-Nationalteams. Nach dem 2:1-Sieg gegen Dänemark habe er wie gewohnt mit allen Spielerinnen zusammengesessen und die Partie analysiert. “So, wie wir das immer nach einem Spiel machen.”

Zuvor hatte Wück im Rahmen der Fußball-EM der Frauen öffentlich Kritik am riskanten Spielstil von Torhüterin Ann-Katrin Berger geäußert. Auf die Frage, ob ihm dieser gefallen habe, antwortete Wück in der ARD kurz und knapp: “Nein”. Der Bundestrainer kündigte an, sich mit Berger an einen “Tisch zu setzen”, um eine andere Lösung zu finden. “Sonst werde ich nicht mehr alt.”

Am Freitag, drei Tage später, wirkte Wück etwas überrascht, als er nach dem Gespräch mit Berger gefragt wurde. Der Bundestrainer bezeichnete es als ein “ganz normales Gespräch” wie mit jeder anderen Spielerin, eine Diskussion habe es nie gegeben. “Wenn ich ein Gespräch mit einer Spielerin unter vier Augen führe, können Sie sicher sein, dass es intern bleibt”, sagte er weiter.

Ganz abgehandelt hatte er das Thema damit aber nicht. Denn seine öffentliche Kritik an Berger wirft Fragen auf – weniger zur Torhüterin als zum Bundestrainer selbst. Warum er das Thema Torwartspiel erst so deutlich aufbringt, um es dann ebenso deutlich abzuwiegeln, bleibt unklar.

Auch vor der EM war Wücks Kommunikation hier und da rätselhaft. Nationalspielerinnen wie Carolin Simon oder Felicitas Rauch erfuhren bei Länderspielen vor dem Turnier in der Schweiz über Umwege von ihrer Nichtnominierung. Während Simon im März noch darüber sprach, bis dato keinen Austausch mit dem Bundestrainer gehabt zu haben, machte Rauch ihrem Ärger in den sozialen Netzwerken Luft.

Lena Oberdorf, Felicitas Rauch und die kürzlich zurückgetretene Sara Doorsoun (v. l. n. r.): Die Zeit der beiden früheren Wolfsburgerinnen im DFB-Trikot liegt einige Monate zurück.Vergrößern des Bildes
Lena Oberdorf, Felicitas Rauch und die kürzlich zurückgetretene Sara Doorsoun (v. l. n. r.): Die Zeit der beiden früheren Wolfsburgerinnen im DFB-Trikot liegt einige Monate zurück. (Quelle: IMAGO/BEAUTIFUL SPORTS/Wunderl)

“Mich nicht einzuladen, ist das eine. Mich nicht zu informieren und mir aber nicht mal einen Grund zu nennen, verstehe ich einfach nicht”, schrieb die 29-Jährige auf Instagram. Dort äußerte sie den Wunsch nach einer “viel transparenteren Kommunikation”. Wück nahm die Kritik an, suchte das Gespräch und hakte das Thema schnell ab – doch das nächste ließ nicht lange auf sich warten.

Als er Lena Oberdorf im Rahmen der Nations League Ende Mai in den deutschen Kader berufen hatte, sah er sich prompt mit der Frage konfrontiert: Feiert die nach ihrem Kreuzbandriss zurückgekehrte Spielerin ihr Comeback auf dem Platz? Laut Wück sei Oberdorf zu hundert Prozent einsatzfähig, die Münchnerin dementierte das jedoch in ihrem Podcast, sprach sogar von einem “Spielverbot”. Nach der EM-Generalprobe gegen Österreich Anfang Juni erklärte Wück dann, dass die EM für Oberdorf zu früh käme und die deutsche Nationalspielerin daher nicht in die Schweiz mitfahren werde.

Die etwas irritierende Kommunikation im Fall Berger ruft diese Beispiele manchem Beobachter nun ins Gedächtnis zurück. Sportlich bleibt aber festzuhalten: Berger war nicht fehlerfrei, ihre Einzelaktionen gegen die Däninnen gingen jedoch allesamt gut aus.

Wohl auch deshalb blieb sie nach dem Dänemark-Spiel gelassen. “Ich hatte ein gutes Gefühl”, schilderte die Torfrau vom US-Team NY/NJ Gotham, die in gleich drei Szenen ins Dribbling ging und ihre Gegenspielerinnen ins Leere laufen ließ. “Deswegen würde ich es wieder tun.” Auf dem Platz treffe Berger Entscheidungen, die sie für richtig halte: “Ich liebe es, Fußball zu spielen. Das ist meine Art und Weise.” Ein kompletter Verzicht auf riskante Aktionen, in denen sie in den Zweikampf geht, sei für Berger daher nicht realistisch. Aber: Die Schlussfrau wäre bereit, sich anzupassen – sofern das vom Bundestrainer gefordert würde.