Ein Kind stirbt nach einer Windpockenimpfung an Enzephalitis. Die europäische Gesundheitsbehörde reagiert – und warnt nun deutlicher vor der ernsten Nebenwirkung.
Windpocken galten lange als harmlose Kinderkrankheit. Heute wird dagegen geimpft – mit großer Wirkung. Doch nach einem tragischen Todesfall in Polen lenkt die Europäische Arzneimittelagentur (Ema) den Blick auf eine bislang kaum bekannte Komplikation: In äußerst seltenen Fällen kann nach der Impfung eine Enzephalitis auftreten. Die Fachinformationen der gängigen Impfstoffe sollen nun angepasst werden.
Der Anlass: Ein Kind stirbt kurz nach einer Impfung mit dem Lebendimpfstoff Varilrix an einer Enzephalitis (Gehirnentzündung). Die polnische Arzneimittelbehörde stoppte vorsorglich die betroffene Charge. Die Ema leitete daraufhin eine umfassende Sicherheitsbewertung ein. Untersucht wurden dabei sowohl Varilrix als auch Varivax – zwei Impfstoffe, die in der EU zur Vorbeugung von Windpocken eingesetzt werden und attenuierte (abgeschwächte) Varizella-Zoster-Viren enthalten.
Beide Präparate gelten als sicher und zuverlässig – sie sind seit Jahren für Kinder ab zwölf Monaten zugelassen. In Einzelfällen wird die Impfung bereits ab neun Monaten empfohlen.
Eine Enzephalitis wird in den bisherigen Fachinformationen bereits als potenzielle Nebenwirkung genannt – allerdings unter der Kategorie “sehr selten”. Das heißt: Weniger als eine von 10.000 geimpften Personen ist betroffen. Nun soll das Risiko klarer hervorgehoben werden. Ziel ist es, medizinisches Personal und Eltern stärker für mögliche Warnzeichen zu sensibilisieren.
Laut Ema liegen weiterhin keine Hinweise auf ein gehäuftes Auftreten vor. Auch zusätzliche Sicherheitsmaßnahmen hält der zuständige Pharmakovigilanz-Ausschuss (PRAC) aktuell nicht für notwendig.
Neben den Einzelimpfstoffen Varilrix und Varivax sollen auch Kombinationspräparate wie Priorix-Tetra oder ProQuad ihre Produktinformationen anpassen. Diese Impfstoffe schützen gleichzeitig gegen Masern, Mumps, Röteln und Windpocken – und enthalten ebenfalls Lebendviren.
Eine Enzephalitis beginnt oft plötzlich: Symptome sind starke Kopfschmerzen, hohes Fieber, Verwirrtheit, Krampfanfälle oder Bewusstseinsstörungen. Die Ema empfiehlt, bei entsprechenden Beschwerden nach einer Impfung umgehend ärztliche Hilfe in Anspruch zu nehmen.
Gleichzeitig betonen die Behörden, dass die Impfstoffe nach wie vor als sicher gelten. Der Nutzen der Windpockenimpfung überwiegt laut Ema das Risiko – insbesondere, weil auch eine natürliche Windpockenerkrankung zu einer Enzephalitis führen kann.