Für ein junges Unternehmen, das erst im September 2023 gegründet worden ist, liest sich die Liste der Kunden beeindruckend: BMW , Audi oder Henkel gehören dazu. Und die Liste dürfte noch länger werden, weil das Start-up Manex AI sich zum Ziel gesetzt hat, die Effizienz in der europäischen Industrie zu erhöhen. Einen wesentlichen Beitrag soll dazu die Künstliche Intelligenz (KI) liefern.
Wie der 24 Jahre alte Gründer Nathan Gruber im Gespräch mit der F.A.Z. berichtet, hat Manex AI ein KI-System für die Optimierung der Produktionsprozesse entwickelt. „Es geht um eine effizientere Steuerung der Produktionsprozesse in Industrieunternehmen anhand der vorhandenen Daten“, sagt er.
Lob vom MAN-Vorstand
Für den Chief Technology Officer des Lkw- und Busherstellers MAN , Frederik Zohm, geht Manex AI mit seiner Technologie eine der großen Herausforderungen an, die jeder fertigende Betrieb hat: durchgängige Qualitäts- und Prozessoptimierung von Entwicklung über Produktion bis zum Kunden.

Einen Ritterschlag von Peter Thiel, einem der bekanntesten Tech-Investoren aus dem Silicon Valley, hat Fabian Gruber erhalten. Der zwei Jahre jüngere Bruder von Nathan, der zu den Gründern des Start-ups zählt, ist von dem Stipendienprogramm Thiel Fellowship ausgewählt worden. Damit will der aus Deutschland stammende Milliardär junge Menschen fördern, die am technologischen Fortschritt arbeiten und deshalb ihr Studium abbrechen.
Thiel ist nicht der Einzige, den in Kaliforniens Tech-Wiege, dem Silicon Valley, der Ansatz von Manex AI überzeugt hat. Der aus dem Silicon Valley stammende Wagniskapitalfonds Lightspeed Venture Partners gehörte zu den führenden Investoren in der wenige Wochen zurückliegenden ersten Finanzierungsrunde im Volumen von acht Millionen Euro. Mit von der Partie war auch der Berliner Start-up-Finanzierer Blue Yard Capital.
Hohes Interesse aus der Industrie
Nach der ersten Finanzierungsrunde will sich Manex AI auf die europäische Industrie konzentrieren. Deren Wertschöpfung will Nathan Gruber effizienter machen. Doch räumt er ein, dass natürlich eine Expansion in die USA und nach Japan ein Ziel sei. Er freut sich über das hohe Interesse aus der Industrie.
Denn mit dem entwickelten KI-System Qualitatio wird seinen Angaben zufolge jede Art von Auffälligkeit im Produktionsprozess schneller entdeckt, behoben und automatisch Korrekturen vorgenommen. „Unser System wird schon von BMW, Stellantis , Audi, Henkel, BSH Haushaltsgeräte oder TDK eingesetzt“, berichtet Gruber.
Kosten- und Zeitersparnis lockt
Für Lightspeed-Partner Alexander Schmitt ist Manex AI einzigartig positioniert, um massive Fertigungseffizienzen auf globaler Ebene freizusetzen, was in dem sich schnell wandelnden Markt von heute unerlässlich sei. Die Industrieunternehmen dürften sich vor allem für die Aussichten auf ein besseres Qualitätsmanagement in der Fertigung interessieren.
„Mit unserem System Qualitatio können rund 20 Prozent mehr Fehler in der Produktion entdeckt werden“, sagt Gruber. Das führe zu einem geringeren Aufwand für Qualitätsprüfungen. Deren Volumen und Anzahl könne um bis zu 60 Prozent reduziert werden. „Schließlich ermöglicht Qualitatio eine Zeitersparnis in der Nachbearbeitung um bis zu 35 Prozent.“
Qualitatio kann nach seinen Angaben in jeder Phase des Produktionsprozesses eingesetzt werden, also von der Bestellung über die Produktion bis hin zur Übergabe des Produkts an den Kunden. Im Idealfall werde eine höhere Auslieferqualität mit geringerem Inspektionsaufwand erzielt. Darauf setzt auch BMW im Werk in Regensburg. Dort wird in Zusammenarbeit mit Manex AI ein KI-Kontrollsystem eingesetzt, mit dem die 1400 am Tag nach den jeweiligen Kundenwünschen hergestellten Fahrzeuge überprüft werden.
Zu dem Münchner Autokonzern haben die Brüder Gruber einen Bezug: Beide waren im Autokonzern bereits tätig. „Als wir bei BMW gearbeitet haben, waren wir eigentlich auf der Suche nach einer Lösung wie Qualitatio und haben uns dann entschlossen, sie selbst zu entwickeln, als wir nichts Geeignetes finden konnten“, sagt Nathan Gruber.
Derzeit arbeiten für das Start-up 25 Personen. In den kommenden zwei bis drei Monaten soll die Mitarbeiterzahl auf 30 steigen. „Darüber hinaus wird eine Expansion in weitere Werke weiteres Wachstum benötigen“, sagt Gruber. Für die weitere Entwicklung ist er zuversichtlich: „Wir agieren in dem schnell wachsenden Markt für KI-basierte Produktionssteuerung, der gerade neu entsteht.“
Umbenennung war nötig
Die Manex-AI-Gründer sind nach seinen Worten überzeugt, dass KI-basierte Produktionssteuerung eine Notwendigkeit im Sinne der Effizienz und des Fachkräftemangels werden wird. Auf diesem Milliardenmarkt agiert auch der deutsche Technologiekonzern Siemens.
Einem jungen Unternehmen, das auf diesem Markt eine Rolle spielen will, passieren auch Missgeschicke. Bis vor wenige Wochen hieß es noch „Datagon AI“. Als auffiel, dass dieser Name in Europa schon vergeben war, erfolgte die Umfirmierung. „Manex“ setzt sich zusammen aus den englischen Begriffen für „Fertigung“ (manufacturing) und „Exzellenz“ (excellence). Zur Exzellenz soll die Artificial Intelligence (AI), also die Künstliche Intelligenz, verhelfen.