Deutschland hinkt bei der Reparatur von Elektrogeräten im internationalen Vergleich hinterher. In einer Studie zum Reparaturverhalten in sieben Ländern, die das Nürnberg Institut für Marktentscheidungen (NIM) am Dienstag veröffentlicht hat, bildet die Bundesrepublik das Schlusslicht. Mit Abstand am häufigsten lassen italienische Verbraucher (61 Prozent) Elektrogeräte reparieren. Es folgen Polen und die Vereinigten Staaten (jeweils 51 Prozent), dicht dahinter Österreich (49 Prozent) und Großbritannien (48 Prozent). Frankreich liegt mit 43 Prozent auf dem zweitletzten, Deutschland mit 41 Prozent auf dem letzten Platz.
Im Durchschnitt lassen etwa die Hälfte der Verbraucher Elektrogeräte von Smartphones über Kaffeemaschinen bis zu Kühlschränken oder Fernsehern reparieren. Potential für einen größeren Reparaturmarkt ist nach der Studie in allen Ländern vorhanden. Die große Mehrheit, auch in Deutschland (78 Prozent), wünscht sich, dass sich Elektrogeräte leichter instand setzen lassen. Besonders ausgeprägt ist dieser Wunsch in Ländern wie Italien (85 Prozent), wo aktuell auch die meisten Kunden reparieren lassen.
Wichtigster Grund für eine Reparatur sind länderübergreifend die geringeren Kosten im Vergleich zum Neukauf. Die höchste Zahlungsbereitschaft für Reparaturen gibt es in Österreich (19 Prozent). Deutschland liegt mit 16 Prozent im Mittelfeld. Knapp dahinter kommen Frankreich, Großbritannien und die Vereinigten Staaten mit 15 Prozent. Länderübergreifend werden zu hohe Kosten als Hauptgrund gegen eine Reparatur genannt.
Neukauf einfacher als Instandsetzung
In Ländern wie Deutschland, wo weniger repariert wird, verweisen die Verbraucher zusätzlich zum Kostenargument oft darauf, dass die Instandsetzung zu umständlich und ein Neukauf einfacher sei. Beim Reparatur-Spitzenreiter Italien hingegen spielt der Aufwand für die Reparatur eine viel geringere Rolle. Länderübergreifend finden vor allem jüngere Menschen und Verbraucher mit höherem Bildungsabschluss Reparaturen zu mühselig. In dieser Personengruppe ist auch der Anteil derer am höchsten, die sich gegen eine Instandsetzung entscheiden, weil sie ein neueres Modell bevorzugen.
Die Studienautoren widersprechen aber explizit Aussagen von Wirtschaftsvertretern, dass Konsumenten an Reparaturen nicht interessiert seien, weil der Wunsch nach Produktneuheiten überwiege. „Diese Annahme lässt sich durch die vorliegenden Daten nicht belegen“, heißt es in der Studie. Nur 20 Prozent hätten sich wegen eines neuen Modells gegen eine Reparatur entschieden.
In der Studie wurde auch der Frage nachgegangen, wie wichtig den Verbrauchern der Aspekt der Ressourcenschonung ist. Dabei zeigt sich: Der Anspruch, die Umwelt durch Instandsetzung statt Neukauf zu schonen, deckt sich nicht mit der tatsächlichen Reparaturbereitschaft. So ergab die Befragung zwar, dass der Wunsch, Ressourcen zu schonen, ein „zentraler Beweggrund“ für Reparaturen in Österreich, Deutschland und Frankreich sei. Aber dort, wo viele Befragte Umweltschutzgründe nannten, „lässt sich keine erhöhte Reparaturbereitschaft feststellen“, schreiben die Autoren. Einen positiven Zusammenhang gebe es nur in Österreich.
Österreich übernimmt Hälfte der Kosten für Reparaturen
Kein eindeutiges Bild liefert die Studie zu der Frage, ob staatliche Förderprogramme die Reparaturbereitschaft steigern. Landesweite Kostenzuschüsse für Instandsetzungen, die außer in Österreich auch in Frankreich eingeführt wurden, scheinen wenig bewirkt zu haben. „Im internationalen Vergleich fallen weder Österreich noch Frankreich durch eine besonders hohe Reparaturbereitschaft auf“, schreiben die Autoren. Vielmehr würden gerade in Österreich deutlich mehr Konsumenten als im internationalen Durchschnitt über die hohen Kosten für Instandsetzungen klagen.
In Österreich übernahm der Staat im Jahr 2022 50 Prozent der Reparaturkosten für Elektrogeräte bis zu einer Höhe von 200 Euro je Reparatur. Allerdings ist das Programm derzeit ausgesetzt, weil die Fördermittel ausgeschöpft sind. Noch in diesem Jahr werde es aber wieder Geld geben, verspricht das österreichische Umweltschutzministerium.
Hierzulande haben Berlin, Thüringen und Sachsen Förderprogramme für Reparaturen eingeführt. Diese Zuschüsse scheinen die Reparaturbereitschaft zu fördern. Die erhobenen Daten deuteten darauf hin, „dass Elektrogeräte in Bundesländern mit Reparaturbonus überdurchschnittlich häufig repariert werden“, schreiben die Autoren. Aber weder in Berlin noch in Thüringen oder Sachsen legten die Verbraucher beim Kauf eines Smartphones überdurchschnittlich großen Wert darauf, dass sich die Geräte gut reparieren lassen. Das deute darauf hin, „dass die bestehenden Förderprogramme bislang noch nicht zu einem stärkeren Bewusstsein in puncto Reparierbarkeit geführt haben“, folgern die Autoren.
Eine große Mehrheit der Befragten in den untersuchten Ländern – außer in den USA – sieht den Staat in der Pflicht, Reparaturen zu fördern. Aber wie ein Förderprogramm aussehen müsste, damit es auch wirkt – auf diese Frage haben die Autoren keine eindeutige Antwort gefunden.