25 Kilogramm schwerer Marsmeteorit wird in New York versteigert

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Stand: 16.07.2025 15:15 Uhr

Das Auktionshaus Sotheby’s versteigert heute einen 25 Kilogramm schweren Marsmeteoriten. Er flog Millionen von Jahre durch das All – bis er im November 2023 in der Sahara gefunden wurde.

Vom Mars sind nach Angaben Sotheby’s bislang lediglich 400 Meteoriten auf der Erde gefunden worden. Die Masse aller dieser Stücke zusammengenommen liegt bei 374 Kilogramm. Der jetzt zum Verkauf stehende Meteorit NWA 16788 stellt also einen bedeutenden Teil des gesamten auf der Erde vorhandenen Marsgesteins dar.

Das Kürzel NWA steht für Northwest Africa und kennzeichnet die Fundregion. Sie liegt in einem Teil der Sahara, der zum nordwestafrikanischen Staat Niger gehört. Den Wert des Gesteins schätzt das Auktionshaus auf 1.7 bis 3.4 Millionen Euro.

Stammt vermutlich aus Schlot eines Marsvulkans

Die Zusammensetzung des großen Brockens aus dem All lässt den Schluss zu, dass es sich bei ihm um ein Stück Magma aus dem Schlot eines Marsvulkans handelt. Allerdings passt er nicht perfekt in eine der Klassen, in die meteoritisches Marsgestein bislang eingeteilt wird. Die Forschenden müssen deshalb möglicherweise die bislang übliche Klassifizierung überdenken.

NWA 16788 ist etwas größer als ein Schuhkarton. Seine Oberfläche ist graubraun mit leicht rötlichem Überzug, wie er für Marsgestein durchaus typisch sein kann. Der Stein hat sich beim Eintritt in die Erdatmosphäre durch Reibung an der Luft stark erhitzt. Seine Kanten und Flächen weisen deshalb Abrundungen und sanfte Dellen auf – deutliche Spuren von Schmelzprozessen im Verlauf eines feurigen Eintritts in die Erdatmosphäre. 

Der Marsmeteorit NWA 16788 wird auf einem Tisch präsentiert. Er ist schon seit Millionen von Jahren vom Mars getrennt.

Marsmeteorit besteht zu einem Fünftel aus Glas

Der Glasgehalt von NWA16788 ist mit über 20 Prozent sehr hoch für einen Meteoriten. Das Glas entstand, als der Brocken vor mehreren Millionen Jahren durch einen Asteroideneinschlag aus der Marsoberfläche gerissen wurde.

Beim Einschlag des sicherlich mehrere hundert Meter großen Asteroiden geriet das Marsgestein unter Druck und das im Gestein enthaltene Mineral Feldspat verwandelte sich zunächst in flüssiges und durch Abkühlung schließlich in festes Glas. Bei diesem Vorgang wurde auch Marsluft ins Glas eingeschlossen.

Den Inhalt solcher Glasblasen kann man in irdischen Labors analysieren und mit den Messdaten der US-amerikanischen Viking-Sonden vergleichen, die in den 1970er-Jahren auf dem Mars landeten und die Zusammensetzung der Marsatmosphäre analysierten. Ergebnis im Fall von NWA 16788: Der Stein stammt vom roten Planeten.

 

Marsmeteoriten Millionen von Jahren im All unterwegs

Der Sturz aus dem All in die Sahara muss sich nach Einschätzung von Experten vor nicht allzu langer Zeit ereignet haben. Denn NWA 16788 zeigt nur geringe Spuren von Verwitterung. Er kann also kaum mehr als ein paar Jahre dem Wetter und den Gasen der Erdatmosphäre ausgesetzt gewesen sein. Eine kurze Zeit im Vergleich zu den vermutlich Millionen Jahren, die er im All unterwegs war, bis er in den Einflussbereich der Anziehungskraft der Erde geriet und auf sie herabstürzte.

Marsmeteoriten sind interessant für die Forschung. Sie sind aber durch die gewaltigen Asteroideneinschläge, die dazu führen, dass sie zur Erde geschleudert werden, bereits verändert und nicht mehr absolut identisch mit dem Gestein, das auf dem Mars zu finden ist. Der Flug durch die Erdatmosphäre und die Verwitterung führen zu weiterer Veränderung vor allem der Gesteinsoberfläche. 

 

Suche nach Spuren von Leben im Marsgestein

Deshalb ist die Beweiskraft von Marsmeteoriten beispielsweise bei der Suche nach Spuren von früherem Marsleben begrenzt. In den 1990er-Jahren war der vermeintliche Fund von fossilierten Nano-Bakterien im Marsmeteoriten ALH 84001 Auslöser für eine umfangreiche Diskussion in der Community der Marsforschenden über die Aussagekraft solcher in Meteoriten enthaltenen Einschlüsse. Im Fall von ALH 84001 stellte sich heraus, dass die gefundenen Spuren auch durch geologische Prozesse erklärt werden können. 

Meteoriten werden in der Regel in den Sand- und Eiswüsten der Erde gefunden. Dort liegen sie leicht erkennbar als recht dunkle Steine mit abgerundeten Kanten in einer hellen, offenen Landschaft. In Mitteleuropa gestaltet sich die Meteoritensuche schwieriger. Pflanzenbewuchs und der Laubfall im Herbst überdecken die Steine schnell. Anhand der Leuchtspuren, die beim Flug durch die Atmosphäre auftreten und von Überwachungskameras aufgezeichnet werden, ist es in Einzelfällen möglich, erfolgversprechende Suchgebiete zu berechnen. Ein Beispiel dafür ist der Meteoritenfall im Havelland im Januar 2024.

Gewinn für “Meteoritenjäger” und Forschende

Die meisten gefundenen Meteoriten sind wesentlich kleiner als NWA 16788 und damit auch weniger wertvoll. Die auch “Meteoritenjäger” genannten Meteoritensucher verkaufen die aufgefundenen Stücke über Zwischenhändler an Sammler oder Forschungseinrichtungen und immer wieder landet ein solches Stück auch in einer Auktion.

Forschende wissen es durchaus zu schätzen, dass es einen Markt für Meteoriten gibt. Denn die erfolgreiche Suche nach ihnen ist aufwendig und nicht allein über Forschungsexpeditionen zu realisieren. Steine in Privatbesitz sind zwar nicht offen für die Forschung zugänglich, doch Privatsammler ermöglichen den Wissenschaftlern oftmals die Analyse des Gesteins. Aus gutem Grund: Die genaue Kenntnis der Herkunft, der Zusammensetzung und der Entstehungsgeschichte des Gesteins kann den Wert des Objekts weiter steigern.