Leberwerte außerhalb des Normbereichs können Anlass zur Sorge bieten. Sind auffällige Werte mit einem erhöhten Sterberisiko verbunden?
Mit den Leberwerten sind verschiedene Stoffe gemeint, deren Konzentration im Blut Auskunft über den Zustand der Leber geben kann. Für jeden von ihnen gelten bestimmte Wertebereiche als normal. Das heißt: Bei Gesunden befinden sich die Leberwerte für gewöhnlich innerhalb dieser Bereiche. Abweichende Werte können auf eine Erkrankung beziehungsweise ein gesundheitliches Problem hinweisen.
Viele Erkrankungen, die sich auf die Leberwerte auswirken, rufen allerdings anfangs keine Beschwerden hervor. Darum sind veränderte Leberwerte häufig das erste Anzeichen dafür, dass etwas nicht stimmt – entweder mit der Leber selbst oder auch mit einem anderen Organ.
Oft erfahren Betroffene durch Zufall bei einer routinemäßigen Blutuntersuchung in der hausärztlichen Praxis, dass ihre Leberwerte erhöht sind. Unter Umständen bekommen sie es dann mit der Angst zu tun: Welche Krankheit könnte dahinterstecken? Wann ist mit lebensbedrohlichen Folgen zu rechnen?
In den meisten Fällen lassen sich auffällige Leberwerte auf folgende Ursachen zurückführen:
- eine nicht-alkoholische Fettlebererkrankung, hervorgerufen durch eine allzu hochkalorische Ernährung und/oder Bewegungsmangel
- übermäßiger Alkoholkonsum
- Medikamente, Drogen und andere Stoffe, die die Leber schädigen
- durch Viren bedingte Leberentzündungen (Hepatitis A bis E)
- Gallenwegs- und Gallensteinerkrankungen
Darüber hinaus kommen jedoch noch zahlreiche weitere Erklärungen in Betracht – im Übrigen auch Krankheiten, die nicht unmittelbar etwas mit der Leber zu tun zu haben scheinen, wie zum Beispiel Muskel- und Herzerkrankungen. (Einen Überblick über die häufigsten und selteneren Ursachen bietet dieser Artikel.)
Grundsätzlich ist es wichtig zu wissen: Veränderte Leberwerte sind zunächst nur ein Warnsignal für eine gesundheitliche Störung, die die Leber direkt oder indirekt betrifft. Die Werte erlauben nur einen Verdacht – keine sichere Diagnose. Um die Ursache klären zu können, muss die behandelnde Ärztin oder der Arzt ein umfassendes Bild vom Gesundheitszustand der betroffenen Person gewinnen.
Dazu ist ein ausführliches Gespräch nötig, in dem unter anderem Vorerkrankungen, eingenommene Medikamente und der Alkoholkonsum zur Sprache kommen. Abhängig vom vermuteten Auslöser können zudem unterschiedliche weiterführende Untersuchungen erforderlich sein.
Wer auffällige Leberwerte hat, muss nicht gleich befürchten, vorzeitig abzuleben. Die Laborergebnisse allein lassen im Einzelfall keine Prognose zum Sterberisiko zu. Zum einen können die Leberwerte auch bei Menschen ohne erkennbares Gesundheitsproblem vorübergehend erhöht sein – warum, lässt sich nicht immer eindeutig klären.
Zum anderen lassen sich viele Erkrankungen, die zu erhöhten Leberwerten führen können, gut behandeln und oft sogar heilen. Beispielsweise kann sich sowohl eine durch Alkohol ausgelöste als auch eine nicht-alkoholische Fettleber vollständig zurückbilden, wenn es den Betroffenen gelingt, auf Alkohol zu verzichten beziehungsweise einen gesünderen Lebensstil zu pflegen. Von einer medikamentösen Schädigung kann sich die Leber ebenfalls erholen, sofern das auslösende Mittel rechtzeitig abgesetzt wird. Akute Hepatitis-Infektionen heilen häufig von selbst.
Gleichwohl legen große Bevölkerungsstudien nahe, dass erhöhte Leberwerte im Allgemeinen mit einem erhöhten Sterberisiko verbunden sind. Das hat verschiedene Gründe. Unter anderem hängt es damit zusammen, dass Lebererkrankungen lange Zeit keine Symptome verursachen und somit häufig spät erkannt werden. Das heißt: Die Leber kann zum Zeitpunkt der Diagnosestellung bereits so stark geschädigt sein, dass eine Behandlung zwar noch möglich ist, die Prognose aber nicht mehr entscheidend verbessern kann. Selbst wenn die Leber bereits vernarbt ist, also im Falle einer Leberzirrhose, bemerken Erkrankte das oft nicht.
Eine Rolle spielt außerdem, dass sich Lebererkrankungen nur unter Kontrolle bekommen lassen, wenn die Betroffenen die zur Genesung erforderlichen Maßnahmen umsetzen – und das fällt vielen schwer. Etwa ist es für Menschen mit einer alkoholbedingten Fettleber in der Regel eine enorme Herausforderung, von der Droge loszukommen. Und auch bei einer nicht-alkoholischen Fettleber kann die nötige Umstellung der Lebensgewohnheiten – vor allem: Abnehmen und mehr Sport treiben – eine kaum zu meisternde Aufgabe darstellen.
Ein weiterer Grund für das bei auffälligen Leberwerten (statistisch betrachtet) erhöhte Sterberisiko sind die anderen Erkrankungen, die bei vielen Betroffenen vorliegen. Zum Beispiel geht eine nicht-alkoholische Fettleber üblicherweise mit Übergewicht, Bluthochdruck, Diabetes und Fettstoffwechselstörungen einher – dem sogenannten metabolischen Syndrom. Das steigert das Risiko für eine Arteriosklerose und lebensbedrohliche Komplikationen wie Herzinfarkt oder Schlaganfall erheblich.
Erhöhte Leberwerte müssen nicht auf eine lebensbedrohliche Krankheit hinweisen. Steckt doch eine ernste Erkrankung dahinter, lassen sich gefährliche Komplikationen aber nur durch eine rechtzeitige Behandlung verhindern. Deshalb ist bei auffälligen Leberwerten eine rasche und sorgfältige Diagnostik wichtig. Die Ärztin oder der Arzt sollte der Ursache also baldmöglichst auf den Grund gehen und die passende Therapie einleiten. Wenn das gelingt, besteht in vielen Fällen die Chance auf eine Genesung – und im besten Fall auf ein langes Leben.