Sarkoidose betrifft nicht immer nur die Lunge, sie kann unter anderem auch das Herz beeinträchtigen – mit teils gefährlichen Folgen.
Bei einer Sarkoidose (Morbus Boeck) bilden sich im Körper entzündliche Bindegewebsknötchen, sogenannte Granulome. Besonders häufig ist die Lunge betroffen: Bei neun von zehn Patienten lassen sich in dem Organ Granulome nachweisen.
Viele Menschen denken daher, Sarkoidose sei eine Lungenkrankheit. Das ist jedoch ein Irrtum: Andere Körperbereiche können ebenfalls in Mitleidenschaft gezogen werden, etwa die Haut, die Augen oder das Nervensystem. Oder das Herz: Fachleute sprechen dann von einer kardialen Sarkoidose.
Sarkoidose ist selten: In Deutschland erkranken pro Jahr etwa 40 bis 60 von 100.000 Personen. Betroffen sind oft junge Erwachsene zwischen 20 und 40 Jahren. Die genauen Ursachen der Sarkoidose sind unklar.
Eine Sarkoidose macht sich nur selten am Herzen bemerkbar. Von 100 Menschen mit Sarkoidose haben weniger als 10 am Herzen Beschwerden.
Ist das Herz jedoch befallen, kann das gefährlich werden. Häufig bleiben betroffene Personen zwar beschwerdefrei. Es können aber unter anderem auch Herzrhythmusstörungen auftreten, welche im schlimmsten Fall einen plötzlichen Herztod auslösen.
Eine Beteiligung des Herzens ist – nach dem Lungenversagen – die zweithäufigste Todesursache bei Personen mit Sarkoidose.
Bei möglichen Hinweisen auf eine kardiale Sarkoidose ist daher eine gründliche körperliche Untersuchung wichtig.
Bei fast allen Patienten mit kardialer Sarkoidose sind gleichzeitig auch andere Organe befallen. Dazu zählt nicht nur die Lunge – häufig sind auch die Haut, die Augen oder das zentrale Nervensystem in Mitleidenschaft gezogen. Nur selten ist ausschließlich das Herz betroffen. Ausführliche Informationen dazu, welche Symptome allgemein auf Sarkoidose hinweisen, lesen Sie hier.
Ist das Herz angegriffen, kann das zu starken Beschwerden führen. Häufiger bleibt eine kardiale Sarkoidose jedoch unbemerkt. Aber auch ohne Symptome ist das Risiko für Komplikationen wie einen plötzlichen Herztod erhöht.
Grundsätzlich können sich bei einer kardialen Sarkoidose entzündliche Knötchen in allen Strukturen des Herzens bilden. Besonders häufig sind jedoch das Reizleitungssystem und der Herzmuskel der linken Herzkammer geschädigt.
Mögliche Folgen einer kardialen Sarkoidose sind:
- Herzrhythmusstörungen
- Herzmuskelschwäche
- Perikarderguss: Dabei sammelt sich zwischen Herzhaut und Herzbeutel Flüssigkeit an.
- plötzlicher Herztod
Zu möglichen Herzrhythmusstörungen, die eine kardiale Sarkoidose auslösen kann, zählen unter anderem:
- Vorhofflimmern: Das Herz schlägt zu schnell und unregelmäßig, sodass die Organe schlechter durchblutet werden.
- AV-Block: Das Herz schlägt sehr langsam, weil die Reizweiterleitung zwischen Herzvorhöfen und Herzkammern gestört ist.
- ventrikuläre Tachykardie: In den Herzkammern (Ventrikeln) entstehen vermehrt elektrische Impulse, was den Herzschlag deutlich erhöht; anhaltende oder wiederkehrende ventrikuläre Tachykardien sind lebensbedrohlich.
- supraventrikuläre Tachykardie: Das Herz schlägt deutlich zu schnell; diese Störung entsteht in den Vorhöfen des Herzens.
Eine Sarkoidose kann akut mit heftigen Beschwerden verlaufen. Häufiger ist jedoch eine chronische Form mit schleichenden oder unspezifischen Beschwerden.
Bestimmte Auffälligkeiten können darauf hinweisen, dass eine kardiale Sarkoidose vorliegt. Die Wahrscheinlichkeit ist vor allem erhöht, wenn:
- die Person unter 50 Jahre alt ist und über Herzbeschwerden klagt und/oder wenn bestimmte Auffälligkeiten im EKG zu sehen sind.
- bei einer Person bereits eine Sarkoidose an anderen Organen diagnostiziert worden ist und sie Beschwerden hat oder Auffälligkeiten im EKG zeigt.
Wenn der Arzt den Verdacht hat, dass eine kardiale Sarkoidose vorliegen könnte, wird er verschiedene Untersuchungen des Herzens veranlassen. Dazu zählen etwa ein (Langzeit-)EKG, ein Ultraschall des Herzens und eine Magnetresonanztomografie. Selten ist eine Gewebeprobe nötig.
Bei einer Sarkoidose lassen sich fast immer Veränderungen in der Lunge erkennen. Dazu zählen vergrößerte Lymphknoten an der Lungenwurzel und/oder Granulome. Wenn bislang noch keine Sarkoidose festgestellt worden ist, wird der Arzt daher die Lunge untersuchen. Meist wird dann geröntgt und/oder es kommt eine Computertomografie zum Einsatz. Welche weiteren Untersuchungen nötig sind, erfahren Sie hier.
Behandlung oft langwierig
Eine Sarkoidose des Herzens wird vorwiegend mit kortisonhaltigen Präparaten behandelt, welche die erkrankte Person oft über mindestens 24 Monate erhält. Die Dosis wird meist im Laufe der Zeit schrittweise in Abständen von mehreren Monaten reduziert.
Wichtig sind regelmäßige Kontrollen der Herzfunktion, um den Verlauf der Erkrankung beurteilen zu können. Wenn Kortisonpräparate nicht den gewünschten Erfolg bringen oder die Person sie nicht verträgt, können auch Wirkstoffe wie Methotrexat oder Azathioprin zum Einsatz kommen, welche das Immunsystem unterdrücken (Immunsuppressiva).
Je nachdem, welche Beschwerden vorliegen und wie schwer sie sind, könnten zusätzliche Behandlungsmaßnahmen nötig sein – etwa eine Therapie mit Medikamenten gegen Herzrhythmusstörungen (Antiarrhythmika) oder auch ein Herzschrittmacher.