„Ich habe versucht, mein Leben zu beenden“

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Der Textilunternehmer Wolfgang Grupp hat offenbart, warum er seit zehn Tagen im Krankenhaus liegt. In einem Brief an seine Mitarbeiter, über den die Bild-Zeitung am Donnerstag berichtet hat, schreibt er, dass er an Depressionen leidet und einen Suizidversuch unternommen hat: „Ich bin im 84. Lebensjahr und leide an sogenannten Altersdepressionen. Da macht man sich auch Gedanken darüber, ob man überhaupt noch gebraucht wird. Ich habe deswegen auch versucht, mein Leben zu beenden. Es kann etwas länger dauern, bis ich wieder ganz gesund bin“, zitiert die Tageszeitung aus dem Schreiben.

„Bild“ veröffentlicht die Zeilen nach eigenen Angaben mit der Zustimmung des Unternehmers, weil der die Menschen für die oft verschwiegene Krankheit sensibilisieren wolle. Grupps Anliegen sei es, dass bei Altersdepressionen nicht mehr weggeschaut werde. Das Unternehmen war am Donnerstag nicht für eine Stellungnahme zu erreichen.

Der Unternehmer, der das bekannte schwäbische Textilunternehmen mit Sitz in Burladingen seit 1969 geführt und Ende 2023 an seine Kinder übergeben hat, war am frühen Montagmorgen des 7. Juli mit einem Hubschrauber von seinem Wohnort Burladingen ins Krankenhaus geflogen worden. Seitdem hat der Unternehmer in der Klinik gelegen. Auch um die Spekulationen zu beenden und um über das Thema Depressionen im Alter zu sprechen, habe er sich nun an die Öffentlichkeit gewandt. „Leider kann ich mich erst jetzt selbst äußern“, heißt es in dem Brief weiter.
Nachdem er von seinem Vater Ende der 1960er-Jahre die Verantwortung für Trigema übernommen hatte, richtete Wolfgang Grupp das Unternehmen auf Freizeitkleidung aus. Der Burladinger setzte auf das T-Shirt als Symbol jugendlicher Mode und etablierte das Geschäftsfeld T-Shirt und Tennisbekleidung unter dem Markennamen Trigema.

Zeit seines Lebens ist Wolfgang Grupp stolz darauf gewesen, zu den ganz wenigen deutschen Textilunternehmen zu gehören, die ihre Produktion nicht ins Ausland verlagert haben. Auch darauf geht Grupp in seinem Brief an die Mitarbeiter ein: „Ich habe versucht, mein ganzes Leben in den Dienst von Trigema und den Kampf für die Interessen der Wirtschaft und des Mittelstands in Deutschland zu stellen. Ich weiß, dass ich oft unbequem war, aber ich bin dankbar für das, was ich erreichen und erleben durfte“, schreibt der Unternehmer, den vor allem seine klaren Ansichten zur Frage der Verantwortung in der Wirtschaft bekannt gemacht hat.

„Wenn Unternehmer im Erfolgsfall selbstverständlich profitieren, müssen sie auch im Falle von Misserfolgen für ihre Entscheidungen haften. Wir müssen Verantwortung und Entscheidungsträger wieder zusammenbringen“, hatte Grupp immer und immer wieder gefordert. 
Gelebt hat er diese Überzeugung immer. Bis zur Übergabe an seine Kinder Anfang 2024 führte der Schwabe das Unternehmen Trigema in der Rechtsform eingetragener Kaufmann – und hätte damit im Falle einer Insolvenz mit seinem Privatvermögen gehaftet. Seit Anfang 2024 hat er diese Verantwortung an seine Kinder weitergegeben.