Netflix-Abonnements werden immer teurer. Dem Streaming-Dienst haben seine jüngsten Preiserhöhungen dabei geholfen, sein rasantes Umsatzwachstum im zweiten Quartal fortzusetzen. In seinem am Donnerstag nach Börsenschluss vorgelegten Quartalsbericht meldete das Unternehmen außerdem einen Rekordgewinn. Die Zahlen lagen insgesamt etwas über den Erwartungen, und Netflix hat seine Umsatzprognose für das Gesamtjahr leicht angehoben.
Die Begeisterung an der Börse hielt sich dennoch im Grenzen. Im nachbörslichen Handel fiel der Aktienkurs zunächst leicht. Netflix hat sich allerdings zuletzt an der Börse glänzend geschlagen, in den vergangenen zwölf Monaten hat sich der Aktienkurs fast verdoppelt. Mit einer Marktkapitalisierung von mehr als 540 Milliarden Dollar ist Netflix heute das mit Abstand wertvollste Unternehmen aus der Unterhaltungsindustrie. Disney liegt derzeit bei rund 220 Milliarden Dollar.
Marktführer unter den Streamingdiensten
Der Analyst Paul Verna von der Marktforschungsgruppe Emarketer nannte die Netflix-Zahlen „robust“ und fügte hinzu: „Netflix setzt seine seit mehreren Quartalen dauernde Siegesserie fort und zementiert seinen Platz als Marktführer unter den Streamingdiensten.“
Insgesamt meldete Netflix für das zweite Quartal ein Umsatzwachstum um 16 Prozent auf 11,1 Milliarden Dollar und lag damit minimal über seiner eigenen Prognose und derjenigen von Analysten. Das Unternehmen führte das Wachstum auf einen Zugewinn von Nutzern, höhere Abonnementpreise sowie einen Ausbau des Geschäfts mit Werbung zurück, zudem habe es einen positiven Währungseffekt gegeben.
Höhere Preise
Netflix hat im Januar Preiserhöhungen für seinen amerikanischen Heimatmarkt und einige andere Länder angekündigt. Der Preis für das Standard-Abonnement stieg zum Beispiel von 15,49 auf 17,99 Dollar, das Abonnement mit Werbung kostet jetzt 7,99 statt 6,99 Dollar. Deutschland war von dieser Preisrunde nicht betroffen, hier wurden die Preise im April 2024 zum letzten Mal erhöht, wobei das Billig-Abonnement mit Werbung davon verschont blieb. Netflix sagte, der Effekt der jüngsten Preiserhöhungen auf Kündigungen und andere Kennzahlen habe sich im Rahmen der Erwartungen bewegt.
Die Gesamtzahl der Abonnenten ist im zweiten Quartal nach Angaben von Netflix deutlicher als erwartet gestiegen, wobei es die stärksten Zuwächse gegen Ende des Quartals gegeben habe. Anders als in der Vergangenheit veröffentlicht das Unternehmen seit diesem Jahr nicht mehr regelmäßig konkrete Abonnentenzahlen. Ende 2024 hatte es knapp 302 Millionen zahlende Kunden.
Das Werbegeschäft ist für den Streamingdienst noch recht neu. Er hofft es aber schnell auszubauen und will die Werbeumsätze in diesem Jahr in etwa verdoppeln. Konkrete Zahlen nennt das Unternehmen nicht. Emarketer rechnet damit, dass Netflix 2024 allein in den USA rund zwei Milliarden Dollar mit Werbung einnehmen wird. Das „Wall Street Journal“ berichtete unlängst, in einer internen Präsentation habe Netflix das Ziel ausgegeben, die Werbeumsätze bis 2030 auf neu Milliarden Dollar auszubauen. Der Gesamtumsatz solle dann 80 Milliarden Dollar erreichen, mehr als doppelt so viel wie 2024.
Nettogewinn von 3,1 Milliarden
Für das zweite Quartal wies Netflix einen Nettogewinn von 3,1 Milliarden Dollar aus. Das war so viel wie noch nie und lag um 46 Prozent über dem Vorjahreswert. Netflix ist damit im Branchenvergleich überdurchschnittlich profitabel. Viele konkurrierende Streamingdienste sind noch defizitär oder erwirtschaften überschaubare Gewinne. Disney weist in seiner Streamingsparte erst seit recht kurzer Zeit einen Betriebsgewinn aus, im jüngsten Geschäftsquartal waren es 336 Millionen Dollar.
Für das Gesamtjahr erwartet Netflix einen Umsatz von 44,8 Milliarden bis 45,2 Milliarden Dollar, bislang war von 43,5 Milliarden bis 44,5 Milliarden Dollar die Rede. Netflix sagt, das Angebot an neuen Inhalten sei im zweiten Halbjahr deutlich stärker als im ersten. Unter anderem soll die letzte Staffel der Serie „Stranger Things“ herauskommen. Jenseits von Fernsehserien und Filmen setzt Netflix auch zunehmend auf Live-Inhalte. Dazu gehören Boxkämpfe und Spiele der Football-Liga NFL. Diese Liveproduktionen beschränken sich bislang noch weitgehend auf den amerikanischen Markt. Ko-Vorstandsvorsitzender Ted Sarandos sagte aber in einer Telefonkonferenz, Netflix wolle künftig den Blick verstärkt auch auf andere Länder richten.
Von Sorgen um eine wirtschaftliche Abschwächung sieht sich Netflix bislang weitgehend unberührt. „Alles sieht stabil aus,“ sagte Ko-Vorstandsvorsitzender Greg Peters mit Blick auf die wesentlichen Kennzahlen. Die Unterhaltungsindustrie sei auch in schwierigeren wirtschaftlichen Zeiten „ziemlich widerstandsfähig“. Und Netflix biete trotz der jüngsten Preiserhöhungen noch immer ein gutes Preis-Leistungsverhältnis.