Mitglieder der Bundesregierung und der Regierende Bürgermeister von Berlin, Kai Wegner (CDU), haben am Sonntag des gescheiterten Attentats auf Adolf Hitler am 20. Juli 1944 gedacht. Claus Schenk Graf von Stauffenberg, Offizier der deutschen Wehrmacht, zündete damals im „Führerhauptquartier Wolfsschanze“ eine Bombe. Hitler überlebte leicht verletzt.
Kulturstaatsminister Wolfram Weimer (parteilos) hob in der Gedenkstätte Berlin-Plötzensee die „stillen Heldinnen und Helden“ hervor. Nach dem 20. Juli 1944 hätten auch die Familien der Widerstandskämpfer Mut bewiesen und oft einen hohen Preis bezahlt. Weimer erinnerte an „Verwandte, die zwischen Aktenbergen Briefe versteckten. Ehefrauen, die in Gefängnissen ausharrten“, und an „Mütter, die Verhöre über sich ergehen ließen, immer in Angst, was man ihren Kindern antun würde“. Der Blick auf den Widerstand müsse um diese Menschen erweitert werden, deren Zivilcourage „keinen nachträglichen Applaus fand“.
Bundesjustizministerin Stefanie Hubig (SPD) mahnte, die Erinnerung an den Widerstand gegen das NS-Regime sei eine bleibende Aufgabe. Das Volk trage Verantwortung dafür, dass von Deutschland nicht noch einmal solch „monströser Horror“ ausgehe.
Netzwerk um Stauffenberg war eine heterogene Gruppe
Das Netzwerk um Stauffenberg war eine heterogene Gruppe von Militärs und Zivilisten. Es umfasste über 200 Oppositionelle, Männer und Frauen. Von 1943 an hatten die Wehrmachtsoffiziere Friedrich Olbricht, Henning von Tresckow und Stauffenberg mit Widerständlern um den ehemaligen Wehrmachtsgeneral Ludwig Beck, mit dem ehemaligen Leipziger Oberbürgermeister Carl Friedrich Goerdeler und Mitgliedern des „Kreisauer Kreises“ Pläne für einen Umsturz entwickelt.
Die Motive und Hintergründe der Widerständler waren unterschiedlich. Einige waren früh gegen das Regime aktiv geworden. Andere, unter ihnen viele Offiziere, kamen später zu der Überzeugung, den von Deutschland entfachten Krieg und die von den Nationalsozialisten verübten Verbrechen zu lange mitgetragen zu haben. Wieder anderen ging es angesichts der drohenden Niederlage wohl vor allem darum, ihre eigene Haut zu retten.
Nachdem das Attentat gescheitert war, wurden Stauffenberg und drei andere Verschwörer noch in der Nacht zum 21. Juli im Hof des Berliner Bendlerblocks erschossen. In den folgenden Wochen nahm die Gestapo Tausende Regimegegner fest, Hunderte wurden hingerichtet. Generalfeldmarschall Erwin von Witzleben und Generalmajor Hellmuth Stieff wurden am 8. August in Berlin-Plötzensee an Fleischerhaken erhängt. Insgesamt wurden dort 89 Menschen hingerichtet, die dem Widerstandskreis zugerechnet werden.
Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs hielt die Mehrheit der Deutschen die „Verschwörer des 20. Juli“ für „Verräter“. Die DDR denunzierte den Attentatsversuch als reaktionären Junkeraufstand und unterschlug die Verbindungen der Widerständler zu sozialdemokratischen und kommunistischen Oppositionellen. Eine überwiegend positive Bewertung des 20. Juli gab es laut einer repräsentativen Umfrage erstmals 2004.