“Da kann die Stimme schonmal weg sein”
Sie sorgt für Stimmung bei den DFB-Spielen
21.07.2025 – 12:28 UhrLesedauer: 3 Min.

Bei den EM-Spielen in der Schweiz herrscht eine sehr ausgelassene Stimmung. Dafür mitverantwortlich ist Annika Bäumer.
Wenn die deutsche Frauen-Nationalmannschaft spielt, ist ihre Stimme nicht zu überhören. Annika Bäumer steht bei jedem EM-Spiel mit dem Megafon vor dem Fanblock – und bringt Tausende Anhänger in Stimmung. Dass ihre Stimme dabei mal leidet, nimmt die 20-Jährige in Kauf: “Inklusive Fanmarsch brüllt man locker vier Stunden lang ins Megafon. Da kann die Stimme schon mal weg sein”, sagt sie der “Bild”.
Bäumer kommt aus Hamm, studiert Wirtschaftspsychologie und ist leidenschaftlicher Fan der Frauen des VfL Wolfsburg. In den letzten beiden Jahren hat sie dort nur zwei Partien verpasst. Ihre Rolle als Vorsängerin übernahm sie eher spontan. Beim Länderspiel in den Niederlanden im Februar war der eigentliche Vorsänger verhindert – “da hatte er mir vorher einfach das Mikro in die Hand gedrückt”, erzählt sie weiter.
Seitdem gibt sie bei den Spielen den Ton an – auch bei der Europameisterschaft. Mit dem Trikot ihrer Lieblingsspielerin Sjoeke Nüsken, Megafon in der Hand, bringt sie die Kurve zum Singen. Die Fangesänge sind vorbereitet, aufgeschrieben und ausgedruckt – doch im Stadion verlässt sie sich auf ihr Gefühl: “Ich mache das eher aus dem Bauch heraus, immerhin habe ich ja jetzt auch ein halbes Jahr Erfahrung.”
Das Spielgeschehen selbst bekommt sie kaum mit. Meist steht sie mit dem Rücken zum Spielfeld, schaut in die Ränge. “Ich nehme die Stimmung viel mehr auf”, sagt Bäumer. Was auf dem Platz passiert, erkennt sie an der Reaktion der Fans – wie im Viertelfinale gegen Frankreich: Die Rote Karte sah sie nicht, beim Elfmeterschießen legte sie das Megafon aber kurz zur Seite.
Zehn Millionen Zuschauer verfolgten die Partie gegen Frankreich im Fernsehen. Nach einem dramatischen 6:5 im Elfmeterschießen spricht Bäumer von einem unvergesslichen Erlebnis: “Ich habe im Frauenfußball noch nie so eine Stimmung erlebt. Das war das krasseste Spiel, das ich in meinem Leben je live gesehen habe.” Der Klassiker unter den Fangesängen kam besonders gut an: “‘Auf geht’s, Deutschland, kämpfen und siegen’ – das hat einfach zum Spiel gepasst.”
Der Frauenfußball verändert sich, das spürt auch Annika Bäumer. “Von Turnier zu Turnier wird der Frauenfußball immer größer”, sagt sie. Auch das Umfeld rund um die EM hebt sich für sie ab: “Bei einem normalen Länderspiel gibt es keine Fanmärsche. Hier ist das total cool.”
Zwischen den Spielen wohnt sie mit anderen Fans auf dem Campingplatz – inklusive Ritual nach jedem Sieg. “Wir springen dann in irgendein Gewässer in der Nähe”, sagt sie. Nach dem Erfolg in St. Gallen gegen Polen ging es in den Bodensee, nach dem Sieg gegen Frankreich in Basel in den Rhein. “Nun wollen wir noch in den Zürichsee und dann zum Abschluss noch mal in den Rhein.”
Trotz angegriffener Stimme blickt sie optimistisch auf das Halbfinale und ein mögliches Finale, wie sie der “Bild” verriet: “Der Titel ist absolut drin. Wenn wir zu zehnt schon so geil spielen, kriegen wir das zu elft auch hin.” Sie hofft nun, dass ihre Stimme bis Mittwoch wieder durchhält. Denn dann treffen die DFB-Frauen im Halbfinale auf Spanien (ab 21 Uhr im t-online-Liveticker).