Ryanair profitiert von teureren Tickets

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Für eine Fluggesellschaft, die stets herausposaunt, ihre Tickets zählten zu den günstigsten, ist es schon beachtlich, wenn sie höhere Preise als Grund für einen gestiegenen Überschuss verkündet. Genau das ist bei Ryanair der Fall. Der irische Billigflieger hat von April bis Juni, dem ersten Quartal des laufenden Geschäftsjahres, gegenüber dem Vorjahreszeitraum seinen Gewinn mehr als verdoppelt auf 820 Millionen Euro. Die Passagierzahlen legten um vier Prozent zu, ein Ticket kostete im Schnitt 21 Prozent mehr, was zu einem Anstieg der Verkehrserlöse um 26 Prozent führte, wie Ryanair-Holding-Chef Michael O’Leary sagte. Der Konzernumsatz wuchs um 20 Prozent auf 4,3 Milliarden Euro.

„Die Preisentwicklung im ersten Quartal profitierte erheblich von den Osterferien im April, schwachen Vorjahreswerten und leicht höheren Preisen als erwartet“, sagte O’Leary. Der späte Ostertermin hatte dazu geführt, dass die Osterreisewelle 2025 komplett in den April fiel. Der Low-Cost-Rivale Easyjet hatte in der vergangenen Woche ebenfalls steigende Umsätze und Gewinne gemeldet, wenn auch in geringerem Maße als Ryanair.

Ryanair ist nicht mehr günstigster Ticketanbieter

Ostern dürfte aber nicht die einzige Erklärung sein. Das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) hatte analysiert, dass zumindest für Flüge ab Deutschland die Low-Cost-Ticketpreise gestiegen sind und Ryanair nicht mehr günstigster Anbieter war, sondern der ungarische Billigflieger Wizz Air. Das DLR hatte Preise für Flüge am 11. März mit mehreren Vorausbuchungszeiten ausgewertet. Im Durchschnitt kostete ein Ryanair-Ticket 80,19 Euro statt 66,01 Euro ein Jahr zuvor. Damit blieb man im Billigfliegervergleich unter Werten der Lufthansa-Tochtergesellschaft Eurowings mit 130,34 Euro und unter Easyjet mit 85,67 Euro.

Wizz Air war in der Analyse die einzige Airline, deren Durchschnittspreis sank – von 94,48 Euro auf 66,88 Euro. Während Ryanair eine wachsende Profitabilität meldet, hatte das vergangene Geschäftsjahr für Wizz Air mit einem Gewinneinbruch geendet, für den auch Triebwerksprobleme an neuen Flugzeugen eine Rolle spielten. Im DLR-Vergleich ist zudem zu berücksichtigen, dass Billigflieger auf wenigen Strecken in Konkurrenz stehen. Europaweit werden 81 Prozent ihrer Strecken nur von einem Billigflieger bedient.

Verhaltener als die Quartalsbilanz fällt der Ausblick von Ryanair aus. Mit Blick auf die Preise im Sommer sagte O’Leary: „Wir gehen nun davon aus, dass wir den Sieben-Prozent-Rückgang, den wir im Vorjahresquartal erlitten haben, fast vollständig wieder wettmachen können.“ Wie das Halbjahr bis September ende, hänge stark von Kurzfristbuchungen ab. Im Gesamtjahr will Ryanair mit 206 Millionen Passagieren drei Prozent mehr als im Vorjahr befördern. Ryanair hatte schon wegen verzögerter Boeing-Lieferungen zurückstecken müssen. 29 ausstehende 737-Max-Jets sollen nun rechtzeitig für den Sommer 2026 übergeben werden. Das laufende Geschäftsjahr solle dennoch mit mehr Gewinn enden, eine konkrete Prognose gab die Airline mit Verweis auf die Folgen von Lotsenstreiks, die konjunkturelle Entwicklung sowie die Konflikte in der Ukraine und im Nahen Osten aber nicht ab.