Donald Trump war gerade zwei Monate im Amt, als Bauarbeiter in der Innenstadt von Washington die großen gelben Lettern auf der Sichtachse zum Weißen Haus entfernten. Als die Aufschrift „Black Lives Matter“ verschwunden war, sprach die Regierung von einem „Schritt in die richtige Richtung“. Trump schrieb, die Straßenmalerei, die aus dem von Protesten gegen Rassismus und Polizeigewalt geprägten Sommer 2020 stammte, sei eine „zutiefst spalterische“, linksradikale Botschaft gewesen. Dass die Regierung Washingtons Bürgermeisterin Muriel Bowser in einer Druckkampagne dazu brachte, der Entfernung zuzustimmen, war Teil des vom amerikanischen Präsidenten ausgerufenen Kampfes gegen „woke Ideologien“.
Den will Trump in Washington nun offenbar weiterführen. In einem Beitrag auf seiner Onlineplattform forderte er am Sonntag von seinem Golfclub in Virginia aus, das Football-Team der Hauptstadt müsse wieder seinen alten Namen annehmen, sonst überlege er, den Bau des neuen Stadions der Washington Commanders zu blockieren. „Die Washington ‚Was-Auch-Immers‘ sollten ihren Namen unverzüglich zu Washington Redskins zurückändern“, schrieb Trump auf Truth Social. Das wollten viele, auch eine „große Zahl“ indigener Amerikaner.
Der amerikanische Präsident begründete diese Forderung damit, die Zeiten seien „anders als noch vor drei oder vier Jahren“. Die Vereinigten Staaten seien nun ein Land mit „gesundem Menschenverstand“. Außerdem würde die Kultur von Indigenen „systematisch“ unterdrückt. Auch die Baseball-Mannschaft „Cleveland Guardians“, die vormals „Cleveland Indians“ hieß, solle deswegen wieder ihren alten Namen tragen.
Namensänderung nach Tod des Schwarzen George Floyd
Die Namensänderungen kamen im Zuge der Antirassismusbewegung 2020, als nach dem Tod des Schwarzen George Floyd durch einen Polizisten Hunderttausende in den Vereinigten Staaten auf die Straße gingen. Die Forderung war damals nicht neu. Indigene Aktivisten hatten schon länger gesagt, der Begriff „Rothaut“ sei rassistisch, und das Logo eines indigenen Mannes mit Federschmuck bekräftige Stereotype gegen eine marginalisierte Gruppe. Hinzu kam eine neue breite Debatte über Sensibilität in der Sprache.
Andere Umfragen ergaben jedoch, dass weder in indigenen Gemeinschaften noch in der gesamten amerikanischen Bevölkerung eine Mehrheit für die Umbenennung war. Die Entscheidung fiel schließlich auch unter dem Druck von Sponsoren wie Fed Ex und Sprite, die drohten, sich anderenfalls zurückzuziehen. Im Juli 2020 hieß es in einer Stellungnahme des Teams, man habe sich nach einer „eingehenden Überprüfung“ dazu entschieden, den Namen abzulegen.

Eine Reaktion auf Trumps Forderung gab es zunächst nur aus Cleveland. Der Präsident der Guardians, Chris Antonetti, äußerte, er schenke der Debatte gerade keine besonders große Aufmerksamkeit. Er verstehe jedoch, dass es in Bezug auf die Entscheidung zur Namensänderung „sehr verschiedene Perspektiven“ gebe.
Im Falle der Washington Commanders ist die Debatte wegen des geplanten Neubaus eines Stadions in Washington besonders heikel. Nachdem das Team 1997 aus Washington nach Maryland gezogen war, gab Washingtons Bürgermeisterin Bowser im April bekannt, das Team werde nach Washington zurückkehren. Es gibt jedoch weiterhin Uneinigkeit bei der Frage des Standorts des 3,7 Milliarden Dollar teuren Neubaus; der Stadtrat will sich Ende Juli mit der Frage befassen.
Trump hatte jüngst noch geäußert, er werde die geplante Vereinbarung unterstützten, und es handele sich um einen „großartigen Deal“. Der Besitzer der Commanders sei ein sehr erfolgreicher Mann. In dem Beitrag am Wochenende hieß es dann jedoch, dieser müsse sofort handeln. Vor einigen Wochen hatte Trump selbst noch gesagt, die Debatte über eine Rückänderung des Names sei „kontrovers“ – aber schon gefordert, dass dies passieren müsse.
Indigene Aktivisten kritisieren eine Doppelzüngigkeit Trumps in Bezug auf den Umgang mit ihrer Kultur. Die Brookings Institution, ein Washingtoner Think Thank, kam in einer Analyse jüngst zu dem Schluss, dass indigene Gemeinschaften in den Vereinigten Staaten durch Trumps geplante Aussetzung von Bundesmitteln mehr als 24 Milliarden Dollar finanzielle Einbußen in der Gesundheitsversorgung, dem Bildungssystem und der Strafverfolgung haben könnten. Sollten alle geplanten Kürzungen nach juristischen Auseinandersetzungen schließlich wahr gemacht werden, würde dadurch beinahe jeder indigene Stamm im Land getroffen.