Drogenmissbrauch gilt meist als ein Problem von jüngeren Menschen. Doch nun zeigt sich: Auch bei Älteren nimmt er offenbar zu.
Forschende aus Kanada analysierten die Notfallbesuche älterer Menschen (ab 66 Jahren) zwischen 2010 und 2023 in der Provinz Ontario (16 Millionen Einwohner). Dabei konzentrierten sie sich auf Stimulanzien wie Kokain, Amphetamine oder Ecstasy.
Bislang konzentrierten sich Untersuchungen überwiegend auf Alkohol, Medikamente und Cannabis. Die neue Auswertung ergab: Die Zahl der Krankenhausbesuche wegen Stimulanz-Missbrauchs stieg innerhalb von 13 Jahren von 1,4 auf 12,6 Fälle pro 100.000 Personen – ein Anstieg um das Neunfache. Die Zahlen dürften nur die Spitze des Eisberges widerspiegeln, denn hier geht es lediglich um die Fälle, die den Rettungsambulanzen auffielen.
Besonders betroffen: Männer (knapp 75 Prozent), Menschen mit Vorerkrankungen sowie Personen mit niedrigem Einkommen. Am häufigsten wurde Kokain nachgewiesen. Über zwei Drittel der Vorfälle standen mit ihm im Zusammenhang. Andere aufputschende Drogen wie Amphetamine spielten in etwa jedem dritten Fall eine Rolle.
Warum trifft es jetzt auch Ältere? Die Forschenden sehen einen Grund für diese Entwicklung in der Generation der Babyboomer, die bereits in ihrer Jugend häufig Drogen konsumierten und dies nun weiter tun. Auch eine altersbedingte Entwicklung scheint dahinterzustecken: Der Stoffwechsel verlangsamt sich mit dem Älterwerden, viele nehmen mehrere Medikamente gleichzeitig ein, Vorerkrankungen wie Bluthochdruck sind verbreitet – das alles erhöht beim Konsum anregender Substanzen die Risiken.
Der starke Anstieg beunruhigt die Forscher. Denn Substanzen wie Kokain oder andere aufputschende Mittel können bei älteren Menschen schwere Komplikationen auslösen: Bluthochdruck, Herzrhythmusstörungen, Schlaganfälle oder sogar ein Herzinfarkt sind möglich. Ihr Appell: Hausärzte sollten gezielter auf den Gebrauch dieser Substanzen im Alter achten.
Vergleichbare Daten sind für Deutschland nicht verfügbar, geschätzt wird aber, dass etwa drei Prozent der Bundesbürger ab 60 Jahren eine Suchterkrankung haben. Dies macht sich häufig auch in Pflegeheimen bemerkbar.